Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
sie schallend. Den Bruchteil einer Sekunde später wurde sie schlagartig ernst und ihre Miene verfinsterte sich.
»Vielleicht bin ich das, vielleicht aber auch nicht. Leider wirst du nicht mehr die Möglichkeit bekommen, dies herauszufinden.« Bei ihren Worten zuckte ich unwillkürlich zusammen und sah Hilfe suchend zu Aiden.
Er war zwar ein Verräter, aber er würde doch niemals zulassen, dass sie mich tötete, oder? Evelyn folgte meinem Blick und wieder stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Züge.
»Du kannst jetzt gehen, Aiden. Ich melde mich bei dir«, befahl sie und machte eine rasche wegscheuchende Handbewegung. Aiden nickte gehorsam. Bevor er sich zum Gehen wandte, sah er mich an und wieder erkannte ich diesen gequälten Ausdruck in seinen Augen. Seine Lippen formten lautlos die Worte: »Verzeih mir«. Anschließend verschwand er in der Dunkelheit und ließ mich allein mit Evelyn zurück. Die beugte sich in meine Richtung und zwinkerte mir zu.
»Ich werde Robert nicht wirklich zurückholen, schließlich gibt es Wichtigeres, um das ich mich kümmern muss. Aber solange dieser Einfallspinsel glaubt, ich würde es tun, werde ich ihn in dem Glauben lassen.« Sie legte sich kichernd eine Hand vor den Mund und sah mich verschwörerisch an, als hätte sie eben ihrer besten Freundin ein Geheimnis verraten.
Dass sie nicht vorhatte, Aiden zu helfen, wunderte mich nicht. Evelyn war jemand, der nur auf seinen eigenen Vorteil aus war und alle um sich herum nur für ihre Zwecke ausnutzte. Ich bezweifelte ernsthaft, dass sie überhaupt zu einer aufrichtigen Freundschaft in der Lage war.
Instinktiv trat ich einen Schritt zurück, ließ Evelyn jedoch nicht aus den Augen. Ich legte den Kopf ganz leicht zur Seite und lauschte angestrengt in die Nacht. Der Kampf gegen die Ubour musste doch mittlerweile erfolgreich beendet sein, und wenn James mich nicht in der Hütte vorfände, würde er doch sicher nach mir suchen. Das war der einzige Strohhalm, an den ich mich jetzt noch klammern konnte. James würde nach mir suchen, da war ich absolut sicher.
Natürlich nur, wenn es ihm gut ginge und er noch am Leben war. Bei diesen Gedanken verkrampfte sich mein Magen. Ich verbat mir, an so etwas überhaupt zu denken. James war ein guter Kämpfer und würde mit Sicherheit unbeschadet aus dieser Schlacht zurückkehren.
»Ach ja, die Liebe«, sagte Evelyn höhnisch und musterte mich von oben bis unten. Ich kannte diesen Tonfall und wusste, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte. Genau wie beim letzten Mal, als sie mich fast umgebracht hätte, spielte sie wieder ihr ganz eigenes Spiel. Vorsichtig trat ich noch einige Schritte nach hinten, bis ich gegen einen Baum stieß.
»Und was wirst du jetzt tun?«, wagte ich zu fragen. Mein Pulsschlag beschleunigte sich, noch bevor ich eine Antwort erhielt.
»Muss ich dir das wirklich erklären?« Ich schluckte und blickte mich erneut hektisch um. Evelyn tat es mir gleich, dann sah sie mich an.
»Diesmal wird dir niemand zu Hilfe kommen, Claire.«, informierte sie mich und klang dabei äußerst selbstzufrieden. Ich wusste, dass sie recht hatte. Selbst wenn James in diesem Augenblick an der Hütte ankam und sich sofort auf die Suche nach mir machte, er würde zu spät kommen.
Es gibt Dinge die weiß man einfach und ein untrügliches Bauchgefühl sagte mir, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte. Ich beobachtete, wie Evelyn mit einer Hand ein Messer zog und mit der anderen etwas aus ihrer Jackentasche kramte. Gebannt beobachtete ich sie dabei.
Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich um ein kleines, durchsichtiges Plastikfläschchen handelte. Mir war sofort klar, zu welchem Zweck sie es mitgebracht hatte, denn vor ein paar Tagen hatte ich mich in einer ähnlichen Situation befunden. Nur mit dem Unterschied, dass die beiden Vampire, die mich am Club angegriffen hatten, keine Plastikflasche, sondern ein Reagenzglas benutzen wollten, um mein Blut darin aufzubewahren.
Ein winziger Hoffnungsschimmer flammte in mir auf. Vielleicht war sie wirklich nur auf mein Blut aus und würde mich am Leben lassen. Als ich in ihre Augen sah, wusste ich, dass dem ganz gewiss nicht so war. Ihr eiskalter und selbstzufriedener Blick sagte etwas ganz anderes.
Aber ich wollte nicht sterben und war bereit, alles dafür zu tun. Wenn es sein musste, würde ich betteln, flehen, heulen und auf die Knie fallen, um zu verhindern, dass Evelyn mich umbrachte. Sofort musste ich an James denken und ein spürbarer
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