Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
und Begierde. Wie sehr hatte ich das vermisst. In seiner Nähe fühlte ich mich beschützt und er gab mir das Gefühl von absoluter Geborgenheit.
Ich weiß nicht, wie lange wir einfach nur da standen und uns küssten, denn ich verlor jedes Zeitgefühl. Wäre es nach mir gegangen, hätte dieser Augenblick bis in alle Ewigkeit andauern können. Erst das laute Räuspern von Pater Finnigan holte uns in die Realität zurück. Wir lösten uns nur widerwillig voneinander.
James nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich lange an. Es schien, als wolle er sich jeden Millimeter genau einprägen, aus Angst, ich könnte gleich wieder verschwinden.
»Wie ist das möglich?«, wollte er wissen und suchte in meinen Augen nach einer Erklärung. Finn, der es leid war nicht beachtet zu werden, drängte sich zwischen uns und hakte sich bei mir unter.
»Ich unterbreche euer Wiedersehen nur ungern, aber ich finde die Eingangshalle ist nicht der passende Ort um das zu besprechen. Was haltet ihr davon, wenn wir in den Salon gehen. Dort ist es um einiges gemütlicher und ich bin mir sicher wir können jetzt alle etwas zu trinken vertragen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er mich mit sich.
Samstag , 01:45 Uhr. Verbleibende Zeit: 6 Tage, 21 Stunden und 45 Minuten.
James saß dicht neben mir und hatte den Arm um meine Schultern gelegt, während ich alles erzählte, was geschehen war. Mitten in meinen Ausführungen öffnete sich plötzlich die Tür. Sille und Gabriela betraten den Raum. Beide Frauen blieben wie angewurzelt stehen und stürmten dann laut kreischend auf mich zu.
Sille begann zu weinen, als auch sie begriff, dass ich wirklich zurück war. Sie fiel mir um den Hals und umarmte mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam. Erst als ich beunruhigend violett anlief, erbarmte sich James und befreite mich aus ihrer Umklammerung. Nachdem ich meine Lungen wieder mit genügend frischem Sauerstoff versorgt hatte und sich alle etwas beruhigt hatten, fuhr ich mit meiner Geschichte fort.
Als ich meine Freunde darüber informierte, dass es sich bei dem gesuchten Verräter um Aiden handelte, der mich zu meiner Mörderin geführt hatte, herrschte plötzlich das blanke Chaos. Balthasar fluchte und Vasili schlug zornig einen kleinen Beistelltisch entzwei. James sprang auf und sah abwechselnd von mir zur Tür, unentschlossen, was er jetzt tun sollte. In seinen Gesichtszügen spiegelte sich der Wunsch nach sofortiger Vergeltung, aber er schien auch Angst zu haben, mich alleine zu lassen.
»Jetzt macht es auch Sinn, dass Aiden so schnell das Weite gesucht hat, als Claire plötzlich auftauchte«, sagte Vasili mit gerunzelter Stirn.
»Aiden ist gegangen?«, fragte Balthasar ungläubig. Vasili nickte.
»Nachdem du das Auto gehört hast und nach draußen gegangen bist, um herauszufinden, wer uns so spät noch besucht, haben Aiden und ich aus dem Fenster gesehen. Er wurde plötzlich kreidebleich, hat irgendetwas Unverständliches gemurmelt und gesagt, dass er noch etwas Dringendes erledigen muss. Danach ist er ohne eine weitere Erklärung verschwunden.«
»Dieser Mistkerl«, brummte Balthasar und blickte zu James, auf dessen Stirn sich eine tiefe Falte gebildet hatte. Er sah mich einen Moment an, dann glätteten sich seine Züge und er atmete lautstark aus.
»Wir werden uns später um Aiden kümmern«, beschloss er und setzte sich wieder neben mich. Ich kannte James mittlerweile sehr gut und wusste genau, dass es gerade in ihm brodelte, wie in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Doch er riss sich zusammen, was ich ihm hoch anrechnete, auch wenn es ihm sichtlich schwerfiel. Als ich ihn fragend ansah, nickte er mir auffordernd zu und ich erzählte ihnen den Rest der Geschichte.
Nachdem ich meine Ausführungen beendet hatte, herrschte absolutes Schweigen. Aus James Gesicht war jegliche Farbe gewichen und meine anderen Freunde sahen nicht viel besser aus. Vampire waren, von Haus aus schon nicht die braun gebrannten Surfer-Typen, aber jetzt hatten sie alle die Farbe von Backpulver angenommen.
»Nur sieben Tage?«, fragte Sille ungläubig. Sie sah entsetzt zu mir, dann schweifte ihr Blick zu Henry, der mein Geistwächter war. Dieser wich ihrem Blick aus und sah betreten zu Boden.
»Ich habe leider keine andere Wahl. Selbst wenn ich mich weigere und durch meinen Schwur mit dem Tod bestraft werden sollte, wird Claire verschwinden.« James Griff um meine Schultern wurde fester.
»Kampflos werde ich sie nicht gehen lassen,
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