Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
wir die Zeit, um vielleicht mehr über diese Quellen in Erfahrung zu bringen. Sille und Balthasar gehen mit Claire und mir in die Bibliothek. Vasili und Gabriela setzen sich an die Computer und versuchen etwas im Internet herauszufinden. Und Ian soll unsere Waffen auf Vordermann bringen, nur für den Fall«, befahl James. Keiner im Raum widersprach und alle nickten zustimmend. James runzelte die Stirn und sah sich suchend um.
»Wo ist Ian?«, wollte er wissen. Als sein Blick auf Berta fiel, lief diese rot an und sah verlegen zur Seite.
»Berta?«, hakte er nach. Pater Finnigan kam ihr zu Hilfe und beantwortete James Frage.
»Unser Verdauungskünstler frisst gerade eine Schneise durch die Vorratskammer«, erklärte er. James schüttelte den Kopf und seufzte laut.
»Dann holt ihn bitte dort raus, bevor er zu gar nichts mehr fähig ist«, bat er Berta und Finn, die sich sofort auf den Weg machten. An mich gerichtet sagte er:
»Lass uns rüber in die Bibliothek gehen.« Er streckte mir auffordernd seine Hand entgegen.
»Ich komme gleich nach«, antwortete ich und drehte mich zu Emma und Henry, die von einem Bein auf das andere traten. James hatte ihnen nicht gesagt, wie sie helfen sollten und jetzt schienen die beiden sichtlich unentschlossen, was sie tun sollten. »Ich muss noch schnell mit Emma und Henry etwas besprechen«, erklärte ich ihm. James lächelte, nickte und verließ den Raum.
Als Vasili seine begründeten Zweifel vorgebracht hatte, dass Baobhan Shin uns eventuell nicht helfen würde, war mir ein Gedanke gekommen. An dem Abend, als mein Vater die Blutrubine zerstört hatte und Kimberly durch mein Licht vernichtet worden war, hatte ich Roberts Geist gesehen. Jetzt zermarterte ich mir das Gehirn, wie das möglich war?
»Henry, du musst mir bitte auf die Sprünge helfen. Wenn jemand in Kanada stirbt und zu einem Geist wird, wie ist es dann möglich, dass dieser Geist plötzlich in Schottland auftaucht?« Erwartungsvoll sah ich zu meinem Geistwächter. Henry musste nicht lange überlegen und antwortete umgehend.
»Na, durch einen Geisterbeschwörer. Ansonsten müsste der Geist wie ein Mensch auch, mit Transportmitteln reisen, um diese Entfernung zu überbrücken. Geister bleiben fast immer an dem Ort, an dem sie gestorben sind. Es sei denn, sie werden durch einen Geisterbeschwörer gerufen.« Ich biss mir auf die Unterlippe und sah nachdenklich in die Ferne. Robert war in Kanada gestorben. Zu dieser Zeit war ich selbst noch ein Geistwächter gewesen. Wäre er als Geist mit uns zurückgereist, hätte er sich also nur schwerlich vor mir verbergen können. Demzufolge musste also ein Geisterbeschwörer seine Finger im Spiel gehabt haben.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto logischer wurde diese Vermutung. Schließlich hatte Evelyn versprochen, Roberts Tod rückgängig zu machen, wenn Aiden ihr half. Sicher hatte sie die Dienste eines Geisterbeschwörers in Anspruch genommen, um ihr größtes Druckmittel, ihm gegenüber, in ihrer Nähe zu haben.
»Ihr müsst mir einen ganz großen Gefallen tun«, sagte ich zu Emma und Henry, die mich daraufhin freudestrahlend ansahen.
»Was sollen wir tun?«, wollte Emma wissen.
»Wenn Berta zurück ist, schnappt sie euch und fahrt zu der Stelle, an der ich Kimberly vernichtet habe. Berta kennt den Weg. Dort sucht ihr bitte die Gegend nach Robert ab. Wenn ihr ihn gefunden habt, dann bringt ihn zur Burg.«
»Wer ist Robert?« Henry sah mich fragend an.
»Das erklärt dir Berta unterwegs. Und bitte lasst den altersschwachen Mini stehen und fahrt mit einem von unseren Autos.«
»Warum willst du, dass wir Robert finden?«, frage Emma neugierig.
»Um Baobhan Shin davon zu überzeugen, dass sie uns helfen muss.«
Kapitel 11
Berta, Emma und Henry hatten bereits die Burg verlassen, als ich endlich in die Bibliothek ging. Nachdem ich die schwere Holztür geöffnet hatte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Auf allen erdenklichen, freien Flächen lagen aufgeschlagene Bücher und James, Sille sowie Balthasar, staksten wie Störche zwischen ihnen hin und her.
Ein kurzer Blick verriet mir, dass sie einen Großteil der Bücher aus den Regalen genommen hatten, die nun überall in der Bibliothek verteilt waren.
»Habt ihr schon etwas gefunden?«, wollte ich wissen und versuchte mir einen Weg zu einem der Sessel zu bahnen, der nicht unter Büchern begraben war.
»Nicht viel«, sagte James und beugte sich stirnrunzelnd über einen sehr dicken Wälzer. »In einem
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