Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
murmelte er und schob sich rasch das letzte Stück in den Mund, als habe er Angst, Henry könnte es ihm wieder abnehmen.
Kapitel 10
Freitag, 23:58 Uhr. Verbleibende Zeit: 6 Tage, 23 Stunden und 32 Minuten.
Zu fünft saßen wir zusammengequetscht in dem rostigen Mini-Cooper, der laut scheppernd in Richtung Castle Hope fuhr. Laufend hatte das Fahrzeug Fehlzündungen und jedes Mal kreischten Emma und Berta erschrocken auf, wenn ein weiterer lauter Knall erklang. Ian saß zufrieden kauend auf der Rückbank.
»Nüschchen?« fragte er und hielt mir eine offene Packung Erdnüsse vor die Nase.
»Wo hast du die her?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn.
»Lagen da unten«, antwortete er und deutete auf den Fahrzeugboden.
»Nein danke«, entgegnete ich kopfschüttelnd und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, die nur von einem Scheinwerfer beleuchtet wurde. Im Wagen roch es widerlich, nach altem Schweiß und undefinierbaren Essensresten. Als ich das Fenster öffnen wollte, um etwas frische Luft hereinzulassen, hatte ich plötzlich die Kurbel in der Hand. Ich warf sie in den Fußraum und seufzte.
Je näher wir Castle Hope kamen, desto schneller schlug mein Herz, denn in wenigen Minuten war es soweit. Ich würde James wiedersehen. In Gedanken hatte ich bereits etliche Male durchgespielt, was ich sagen würde, wenn ich ihm gegenüberstand, doch alles sofort wieder verworfen.
Als Castle Hope endlich vor uns auftauchte, raste mein Puls und ich schnappte japsend nach Luft. Henry warf mir einen besorgten Blick zu. Wahrscheinlich würde mich gleich ein Herzversagen dahinraffen und alles war umsonst gewesen, dachte ich und versuchte mich zu beruhigen. Ich richtete meinen Blick auf die Burg und seufzte.
Irgendwo in einem der hell beleuchteten Zimmer befand sich gerade James und hatte keine Ahnung, dass er mir gleich gegenüberstehen würde.
Henry MacLachlan lenkte den Mini in den Burghof, wo eine letzte Fehlzündung laut von den Wänden widerhallte. Anschließend kam das Fahrzeug zum Stehen. Genau vor uns, in vielleicht 20 Metern Entfernung, schaltete sich das Außenlicht der Eingangstür ein. Aufgeregt hielt ich den Atem an und starrte erwartungsvoll auf die massive Holztür. Auch meine vier Begleiter waren verstummt und folgten meinem Blick.
Die Tür öffnete sich und die Silhouette eines großen, muskulösen Mannes war zu erkennen. In seiner rechten Hand hielt er ein Breitschwert. Im ersten Augenblick dachte ich es sei James, doch dann erkannte ich Balthasar, der argwöhnisch in unsere Richtung sah.
Ich öffnete die Beifahrertür und stieg langsam aus, ohne den Blick von dem Vampir abzuwenden. Meine Begleiter rührten sich nicht vom Fleck und beobachteten aus dem Fahrzeuginneren, was passierte.
Es war zwar schon mitten in der Nacht, doch ich wusste genau, dass die Dunkelheit Balthasars Sehvermögen nicht beeinträchtigte. Er war ein Vampir und konnte jeden meiner Gesichtszüge erkennen, egal wie finster es war.
Vorsichtig ging ich in seine Richtung und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Als ich noch ungefähr fünf Meter von ihm entfernt war, bewegte er sich so schnell, dass ich es erst bemerkte, als es schon zu spät war.
Bevor ich mich versah, wurde ich an die Wand des Hauptgebäudes gepresst und spürte die kalte Klinge des Schwertes an meiner Kehle.
»Was bist du?«, knurrte Balthasar mit gefletschten Zähnen. Ich wagte nicht mich zu bewegen und blickte ihm direkt in die Augen.
»Ich bin es, Claire«, krächzte ich. In seinem Körper spannte sich jeder Muskel an und er drückte die Klinge noch etwas fester an meinen Hals.
»Ich frage dich das jetzt nur noch einmal. Was bist du? Ein Formwandler? Oder vielleicht die Illusion irgendeiner durchgeknallten Hexe?« Ich schluckte und fühlte, wie die Klinge durch diese kleine Bewegung in mein Fleisch schnitt.
Hastige Schritte, die lautstark über den Kies eilten, waren zu hören und dann stand Berta neben Balthasar.
»Du lässt augenblicklich das Schwert sinken, mein Freund oder du kannst etwas erleben«, fauchte sie.
»Gansch genau. Isch hau disch windelweisch, wenn du Claire nischt schofort loschläscht«, drohte nun auch Ian. Balthasars erstaunter Blick huschte von mir zu den anderen materialisierten Geistern.
»Berta? Ian?«, fragte er sichtlich irritiert. »Aber wie ist das möglich?« Berta legte ihre Hand auf das Schwert und drückte es sanft nach unten. Balthasar ließ es zu und ich rieb mir erleichtert
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