Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
ablegen, sagte ich:
»Ich werde es niemals abnehmen und immer tragen. Das schwöre ich.«
Kapitel 18
Mittwoch, 21:50 Uhr. Verbleibende Zeit: 2 Tage, 1 Stunde und 40 Minuten.
Ich hatte unbeschreiblichen Hunger und schlang gierig ein Stück Pizza nach dem anderen hinunter. Es handelte sich zwar nur um eine einfache Tiefkühlpizza, aber nach dem doch recht enttäuschenden Frühstück heute Morgen, kam sie mir vor wie ein kulinarischer Leckerbissen.
Es hatte mich auch einige Überredungskünste gekostet, bis ich Finn davon überzeugt hatte, mir lediglich eine Pizza in den Backofen zu schieben. Er argumentierte, dass dieses Fertigzeugs keinerlei Nährwerte besaß und es ihm eine Freude wäre, mir etwas leckeres Schottisches zuzubereiten.
Ich fragte mich, ob er eine Wette am Laufen hatte, dass es ihm gelingen würde, mich unter die Erde zu bringen, noch bevor meine sieben Tage abgelaufen waren.
Erst als ich ihm damit drohte, das Armband nicht mehr zu tragen, wenn er meinen Pizzawunsch nicht respektierte, hatte er aufgegeben.
Jetzt saß ich bei James im Arbeitszimmer und genoss mein Essen. Ab und zu warf ich einen flüchtigen Blick zum Schreibstich, an dem er saß und eine Landkarte studierte. Außer uns beiden und Finn war niemand mehr auf Castle Hope, ausgenommen Berta, Ian und Emma. Alle anderen waren aufgebrochen zum Loch Urigill. Anfangs sollten nur etwa eine Handvoll Vampire dorthin fahren, aber Gabriela hatte die anderen überzeugen können, mehr Vampire auf diese Mission zu schicken. Sollte es dazu kommen, dass man entdeckt wurde, hätte man wenigstens eine Chance sich erfolgreich zu verteidigen.
Mein Geistwächter Henry hatte sich in einem Nebenhaus einquartiert, welches früher als Unterkunft für die Angestellten genutzt wurde. Von dort aus gab es nämlich einen direkten Zugang zum Weinkeller, in dem auch der Whisky lagerte.
Wir sahen Henry so gut wie nie, denn entweder war er betrunken oder er schlief. Hauptsache aber war, dass er sich auf der Burg befand und somit in Sicherheit.
Es war ungewohnt still auf der Burg und auch irgendwie unheimlich. Berta und Emma hatten sich schon vor einer Stunde auf ihre Zimmer verzogen und Ian köpfte sicher gerade wieder ein paar Flaschen Hochprozentiges.
Immer wieder hielt ich inne und lauschte, weil ich sicher war, etwas gehört zu haben. James beruhigte mich jedes Mal und versicherte mir, dass ich mir nur etwas einbildete. Schließlich war er der Vampir mit den sensiblen Sinnen und würde ein Geräusch lange vor mir hören.
Wie ich so dasaß und ein weiteres Stück Pizza vernichtete, beobachtete ich James. Er war wirklich unheimlich niedlich, wie er da mit gerunzelter Stirn über der Karte saß und grübelte. Ab und zu zuckte ein Muskel in seiner Wange, wenn er sich ganz besonders zu konzentrieren schien.
Keine Frage, ich war noch immer bis über beide Ohren verliebt. Nein, das war nicht richtig. Ich liebte ihn und das mit jedem Tag mehr. Seit wir zusammen waren, hatte sich einiges verändert. Es war viel passiert und wir hatten nicht immer nur glückliche Zeiten erlebt. Aber all das hatte uns noch fester zusammengeschweißt und uns gezeigt, dass wir wirklich füreinander bestimmt waren.
James kratzte sich am Kopf und diese Geste erinnerte mich an Oliver Hardy von Dick und Doof. Fehlt nur noch der Bowler, dachte ich. Sofort stellte ich mir James mit einer solchen Melone auf dem Kopf vor und musste kichern.
Mit einem Mal wurde mir klar, dass mir Finns Entdeckung doch wieder neue Hoffnung gegeben hatte.
James sah auf und lächelte. Ich wischte mir die Krümel vom Mund und stand auf.
»Ich bring den Teller zu Finn. Soll ich dir etwas mitbringen? Einen Blutbeutel oder eine schicke Kopfbedeckung?« Ich bekam dieses Bild von James mit einer Melone auf dem Kopf einfach nicht mehr aus meinem Schädel.
»Was?«, fragte er verständnislos.
»Insiderwitz«, klärte ich ihn auf und warf ihm eine Kusshand zu, dann machte ich mich auf den Weg in die Küche.
Ich durchquerte die große Eingangshalle und hielt plötzlich inne. Hatte ich da etwas gehört oder spielte mir meine Phantasie wieder einen Streich? Ich legte den Kopf zur Seite und lauschte angestrengt. Nichts, da war rein gar nichts. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf und setzte mich wieder in Bewegung.
Als ich in die Küche trat, war dort bereits alles dunkel. Ich tastete nach dem Schalter an der Wand und knipste das Licht an. War Finn womöglich schon ins Bett gegangen? Das war
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