Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
sollten wissen, was auf uns zukommt«, informierte er mich.
»Aber ist das nicht zu gefährlich?«, wendete ich ein.
»Wir passen auf uns auf, versprochen«, versicherte Vasili. Bevor ich noch etwas erwidern konnte, trat Finn aus der Küche. Er sah mich und sein Gesicht hellte sich auf.
»Claire, da bist du ja. Komm, ich habe dir Frühstück gemacht«, bat er und winkte mich freudig zu sich. James nickte mir zu.
»Geh nur, ich habe noch etwas mit den anderen zu besprechen, bevor sie aufbrechen. Du findest mich dann im Arbeitszimmer«, sagte er, nahm mich in die Arme und küsste mich. Als unsere Lippen sich voneinander lösten, flüsterte er mir ins Ohr: »Außerdem musst du dich stärken, damit wir heute Nacht dort weiter machen können, wo wir aufgehört haben. Mir ist da noch so einiges eingefallen, was wir noch nicht ausprobiert haben.« Ich sah ihn entsetzt an. War das sein Ernst? Ich konnte mich ja jetzt schon kaum noch bewegen. Dann wackelte er anzüglich mit den Augenbrauen und zwinkerte mir bedeutungsvoll zu. »Ich hoffe, du freust dich schon?«
»Wie auf eine Wurzelbehandlung«, antwortete ich. James prustete los und auch die anderen begannen laut zu lachen, bis auf Gabriela.
»Kommst du Claire?«, rief Finn, der gerade wieder seinen Kopf aus der Küche streckte.
»Bin schon unterwegs«, antwortete ich und machte mich auf den Weg.
Die Aussicht auf eine weitere wilde Nacht mit James und dem darauf folgendem Invaliden-Dasein wurde nur noch von Finns Kochkünsten getoppt. Er wollte mir nämlich eine ganz besondere Freude machen und hatte ein traditionelles, schottisches Frühstück zubereitet. Das sogenannte "Full Scottish Breakfast".
Als er mir den Teller vor die Nase stellte, quollen mir fast die Augen aus den Höhlen.
»Kommt noch wer, oder ist das alles für mich?«, fragte ich verdattert ohne den Blick von dem Gemetzel auf meinem Teller abzuwenden. Finn grunzte belustigt und schenkte mir Kaffee ein.
»Guten Appetit. Und schön aufessen, damit du bei Kräften bleibst«, befahl er und deutete dabei auf den Berg Essen vor mir.
Ich stöhnte innerlich auf, und als der Geruch von Finns Frühstücks-Attacke mir in die Nase zog, erbleichte ich. Nach einem kurzen suchenden Blick auf die zwielichtige Delikatesse vor mir war mir sofort klar, was da so erbarmungslos stank. Finn hatte doch tatsächlich erneut diesen grausamen Black Pudding zubereitet, der mich jetzt hämisch vom Tellerrand angrinste. Dieses widerliche Teil, das aussah wie ein verbrannter Eishockey-Puck, würde ich ganz sicher kein zweites Mal essen.
Interessiert stocherte ich in den anderen Beilagen herum. Irgendetwas Essbares würde sich ja wohl darunter befinden. Zu meiner freudigen Überraschung fand ich tatsächlich ein Spiegelei und einige Scheiben knusprigen Speck. Beides gut versteckt unter einem Haufen gebratener Champignons, deren Anblick meinen Magen aufheulen ließ.
Gleich daneben hatte Finn einen Berg weißer Bohnen in Tomatensoße aufgeschichtet. Was hatte der denn vor mit mir? Bohnen? Um diese Zeit? Ein Löffel davon und ich würde jedem Raumerfrischer Konkurrenz machen. Nur mit dem Unterschied, dass die Duftnote, die ich hinterlassen würde, nicht sehr angenehm wäre.
Ich schob den Berg Pilze vorsichtig zur Seite, ignorierte die Bohnen und machte mich über das Ei und den Speck her. Anschließend stopfte ich noch die zwei Scheiben Toast in mich hinein und aß einige Löffel Porridge. Als dieser sich jedoch langsam mit den Bohnen zu vermischen begann, gab ich auf und legte mein Besteck zur Seite.
»Du bist doch nicht etwa schon fertig«, sagte Finn und deutete auf meinen noch immer gut gefüllten Teller. Demonstrativ legte ich die Hand auf den Bauch und atmete tief durch.
»Ich platze gleich«, log ich. Vor meinem geistigen Auge schwebte ein unbeschreiblich schönes Marmeladenbrötchen vorbei. Nun ja, man kann nicht alles haben, dachte ich und schenkte mir Kaffee nach.
»Trägst du noch das Armband, das ich dir geschenkt habe?«, wollte Finn wissen. Dabei wanderte sein Blick suchend über meine Handgelenke.
»Natürlich«, antwortete ich, als wäre diese Frage völlig absurd und zog den Ärmel meines Pullovers nach hinten. Zum Vorschein kam das bunt funkelnde Armband.
»Gut«, sagte Finn und nickte zufrieden. »Du weißt ja, dass es ein Glücksbringer ist und du es nie abnehmen darfst«, fügte er mahnend hinzu. Ich legte zwei Finger auf meine Brust. Mit ehrfürchtiger Stimme, als würde ich vor Gericht einen Eid
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