Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
hoffnungsvoll und glücklich aus.
»Jetzt wird doch noch alles gut. Ich spüre es«, flüsterte er und strahlte mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an.
»Ja, jetzt wird sicher alles gut«, stimmte ich zu, auch wenn mein Gefühl mir etwas ganz anderes sagte. Dann beugte er sich zu mir und unsere Lippen trafen sich. Er küsste mich erst ganz zärtlich, als müsste er sich vorsehen, nichts zu zerbrechen. Doch als ich wohlig stöhnte, wurde sein Kuss leidenschaftlicher und fordernder. Finn hatte recht, wir hatten noch einiges zu tun.
Mittwoch, 15:22 Uhr. Verbleibende Zeit: 2 Tage, 8 Stunden und 8 Minuten.
Ich stakste unbeholfen die Treppe hinunter und hielt mich stützend am Geländer fest. James war dicht hinter mir und lachte leise bei meinem Anblick. Ich sah über meine Schulter und funkelte ihn finster an.
»Machst du dich etwa lustig über mich?« Er biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen, und schüttelte schnell den Kopf.
»Würde ich nicht wagen«, antwortete er und seine Stimme zitterte verräterisch.
»Dann ist es ja gut«, entgegnete ich und widmete mich wieder dem beschwerlichen Abstieg.
Grund für meinen desolaten körperlichen Zustand war nämlich James. Na ja, zum größten Teil jedenfalls. Mich traf natürlich auch eine kleine Mitschuld, das bestreite ich gar nicht.
Nachdem Finn unser Zimmer verlassen hatte, waren wir wie ausgehungerte Tiere übereinander hergefallen und hatten unser Bett seit über einem Tag nicht verlassen. Berta hatte James Blut und mir Essen gebracht. Da ich noch immer nicht sicher war, ob ich wirklich gerettet werden konnte, wollte ich jede Minute mit James auskosten. Und da es vielleicht das letzte Mal war, das wir uns körperlich nah sein konnten, wurde ich sehr experimentierfreudig.
Soll heißen, das Kamasutra war ein Scheiß gegen uns und das unser Bett noch stand war ein Wunder. Leider hatte ich nur nicht bedacht, dass ich nicht mehr unsterblich war und sich mein Körper noch sehr lange an alle Verrenkungen erinnern würde. Das spürte ich jetzt in jedem einzelnen Muskel. Mit der Eleganz einer bulgarischen Gewichtheberin stieg ich nun also die Treppe nach unten und stöhnte bei jeder Stufe laut auf.
In der Eingangshalle standen Sille, Gabriela und Vasili beieinander und unterhielten sich angeregt. Als sie uns bemerkten, unterbrachen sie ihr Gespräch.
»Was ist denn mit dir los?«, wollte Sille wissen.
»Ich dachte immer, Sex macht Spaß«, sagte Vasili und grinste.
»Ach, haltet doch den Mund«, fuhr ich sie an und bewältigte auch noch die letzten Stufen mit der Grazie einer Bulldogge. Ich sah erleichtert auf, als ich das Ungetüm von Treppe endlich hinter mir hatte und mein Blick traf den von Gabriela. Sie lächelte nicht wie die anderen, sondern sah mich sehr seltsam an. Wenn ich ihren Gesichtsausdruck hätte beschreiben müssen, dann wäre wohl "h asserfüllt " der richtige Ausdruck gewesen.
Ich kam aber sogleich zu dem Entschluss, dass ich mich täuschen musste. Warum sollte Gabriela mich hassen, wir waren doch Freunde. Andererseits erinnerte ich mich unweigerlich wieder an die Zeit, als ich noch in Geistergestalt hier herumgeschwirrt war und alle beobachtet hatte, ohne, dass sie es wussten.
Ich hatte dabei mehrere Male mit angesehen, wie Gabriela sich an James herangemacht hatte. Vielleicht hasste sie mich ja wirklich, weil ich wieder zurück war und sie begriffen hatte, dass James nur mich liebte?
Doch schon im nächsten Moment zerstreuten sich meine Zweifel, als sie auf mich zukam und mich in die Arme schloss.
»Ich bin so froh, dass Finn einen Weg gefunden hat dir zu helfen. Du wirst sehen, alles wird wieder gut«, bemerkte sie lächelnd. Ich erwiderte ihre Umarmung und ohrfeigte mich innerlich für mein Misstrauen. Gabriela war meine Freundin und sie freute sich mit mir, wenn ich glücklich war.
»Was macht ihr hier?«, fragte ich interessiert.
»Wir warten noch auf ein paar andere Vampire, dann überarbeiten wir noch einmal unseren Plan, und wenn es dunkel ist, fahren wir los«, erklärte Vasili.
»Losfahren?«, echote ich. »Wohin fahrt ihr denn?« James trat an meine Seite.
»Während du ein paar Stunden geschlafen hast, habe ich mit den anderen einen Plan ausgearbeitet. Einige werden sich heute Nacht auf den Weg zum Loch Urigill machen und nach Evelyns Versteck suchen. Wenn sie es gefunden haben, werden sie einige Zeit beobachten, was da vor sich geht und dann zurückkehren und Meldung machen. Wir
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