Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
begann zu lesen:
12. April
Nach wie vor weiß ich nicht, wo sich der Codex Hostimentum befindet. Ich habe die Suche vorerst auf Eis gelegt und meine Aufmerksamkeit anderen Bezugsquellen gewidmet.
17.April
Nach langer Recherche bin ich nun endlich einen Schritt weiter gekommen. Auf die Frage, wie man den Nachkommen der Quelle des Guten aufspüren kann, habe ich heute einen vielversprechenden Hinweis erhalten. Dabei geht es um ein Ritual mit dem verheißungsvollen Namen "Vocare Ritual". Mehr dazu erfahre ich in Kürze.
28. April
Wie ich jetzt herausgefunden habe, handelt es sich beim "Vocare Ritual" um einen komplizierten Zauber, der nur von einer Handvoll Hexen oder Magier ausgeführt werden kann. Den Zauber selbst kenne ich noch nicht. Ich werde mich jedoch in den nächsten Tagen mit einem Magier treffen, der mir mehr darüber erzählen kann.
Mehr stand dort nicht. Ich überflog noch einmal den handschriftlichen Eintrag und versuchte die Bedeutung dessen zu begreifen, was ich da gerade las. Obwohl ich eigentlich mit diesem Thema abgeschlossen und eine Entscheidung diesbezüglich getroffen hatte, fühlte ich wie mein Herz immer schneller gegen meine Brust schlug.
Ich sah auf und blickte in James vor Freude funkelnde Augen.
»Begreifst du was das bedeutet?«, wollte er wissen und seine Stimme zitterte vor Aufregung. Ich dachte über seine Frage nach, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen. Ich musste ihn ziemlich ausdruckslos angestarrt haben, denn er verdrehte die Augen, nahm das Heft und wedelte damit vor meinem Gesicht herum.
»Es bedeutet, dass es doch noch eine Möglichkeit gibt, dich zu retten. Und wir können uns gleichzeitig darauf konzentrieren, Evelyn zu vernichten.« Er warf das Heft neben sich aufs Bett und griff meine Hände. »Claire, wenn wir jemanden finden, der dieses Ritual ausführen kann, werden wir womöglich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.« Als ich noch immer keine Regung zeigte und ihn nur dümmlich anglotzte, packte er mich an den Schultern und schüttelte mich.
»Wenn uns ein Ritual helfen kann, den Nachkommen zu rufen, können wir auch die Quelle des Guten befreien und dann soll die sich um Evelyn kümmern«, erklärte er freudestrahlend. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder, weil mir nichts Passendes einfiel. Ich sah zu Finn, der mit James um die Wette strahlte und eifrig nickte.
»Und ich habe auch schon jemanden gefunden, der das Ritual durchführen kann«, sagte er stolz. James Kopf schnellte herum.
»Wie hast du so schnell jemanden ausfindig gemacht, der dazu in der Lage ist?«, fragte er interessiert.
»Hab nur meine Beziehungen spielen lassen«, erklärte Finn mit einer flapsigen Handbewegung. »Schließlich bin ich auch ein Unsterblicher und kenne viele magische Wesen«, fügte er rasch hinzu.
In meinem Kopf arbeiteten immer noch alle Rädchen auf Hochtouren und ganz langsam ordneten sich meine Gedanken. Der Nebel in meinem Hirn lichtete sich. Mein Verstand kehrte zurück und damit auch die Fähigkeit, logisch zu denken.
Seit ich in diese übersinnliche Welt eingeweiht worden war, hatte ich zu viel erlebt, um jetzt in Euphorie auszubrechen. Oft, wenn ich geglaubt hatte, alles würde sich zum Guten wenden, war es in Wirklichkeit noch viel schlimmer gekommen. Wahrscheinlich hatte ich mir gerade deshalb eine Art Schutzpanzer zugelegt, der mir immer wieder einflüsterte, ich solle auf der Hut sein und mich nicht zu früh freuen. Genau wie jetzt.
Zugegeben, es waren wirklich gute Neuigkeiten, aber ich konnte noch nicht so recht daran glauben, dass es so einfach sein sollte. Irgendwo war bestimmt wieder ein Haken.
»Freust du dich denn gar nicht?«, fragte Finn mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck.
»Doch, klar«, krächzte ich lächelnd und nickte.
»Fein«, bemerkte er zufrieden und rieb sich eifrig die Hände. »Sharon wird am Donnerstag hier eintreffen.«
»Wer ist Sharon?«, erkundigte sich James.
»Die Hexe, die uns helfen wird«, erklärte Finn. Dann wanderte sein Blick vom Bett zur Tür und wieder zurück. Er räusperte sich. »Dann werde ich mal wieder gehen. Ich habe noch einiges zu tun und ihr ...«, er deutete mit einem vielsagenden Grinsen aufs Bett. »Ihr seid sicher auch noch eine ganze Weile beschäftigt«, gluckste er. Anschließend machte er kehrt und verließ den Raum.
Eine halbe Ewigkeit starrten wir beide noch auf die Tür, dann wandte sich James zu mir. Er sah so
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