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Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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untypisch für ihn. Normalerweise hantierte er bis spät in die Nacht in der Küche herum.
    Ich stellte meinen Teller in die Spüle, dann ging ich zum Kühlschrank, holte eine Flasche Cola heraus und trank. Während die kühle Flüssigkeit meine Kehle hinunterlief, dachte ich nach. Wenn Finn schon ins Bett gegangen war, hatten wir hier unten sozusagen sturmfreie Bude.
    Ich grinste, während ich die Flasche in den Kühlschrank zurückstellte. Es war wirklich an der Zeit auch einmal das Arbeitszimmer einzuweihen. Ich würde jetzt einfach zu James gehen und ihn nach allen Regeln der Kunst verführen.
    Einen kurzen Moment dachte ich an meine schmerzenden Muskeln, wischte den Gedanken aber schnell wieder beiseite. Ich hatte heute Mittag drei Aspirin genommen und danach war es mir wesentlich besser gegangen. Das würde ich einfach morgen wiederholen. Noch immer grinsend verließ ich die Küche und da hörte ich es wieder.
    Das Geräusch schien aus dem ersten Stock zu kommen. Ich sah nach oben und erstarrte. Am Treppenende hatte sich etwas bewegt. Nur ganz kurz, aber ich war mir sicher, einen dunklen Schatten gesehen zu haben.
    »Finn? Bist du das?«, rief ich und lauschte. Keine Antwort. Mein Blick huschte zur Tür des Arbeitszimmers, hinter der sich James befand, dann wieder nach oben. Ob ich ihm sagen sollte, dass ich etwas gehört hatte? James hielt mich ja jetzt schon für verrückt, schließlich hatte ich ihn den ganzen Abend mit irgendwelchen Geräuschen genervt.
    Unschlüssig biss ich mir auf die Unterlippe. Ich könnte ja selbst nach oben gehen und nachsehen. Vielleicht war es ja nur diese Katze, die immer wieder in die Burg schlich, seit Berta damit angefangen hatte, sie zu füttern.
    Ich ging langsam auf die Treppe zu und konzentrierte mich dabei auf jedes Geräusch. Dann blieb ich stehen und runzelte die Stirn. Das war doch lächerlich. Vor was oder wem sollte ich mich hier fürchten? Alle Türen und Fenster waren verriegelt. Ich holte tief Luft und stieg die Treppen hinauf in den ersten Stock.
    Oben angekommen blieb ich stehen und sah erst nach rechts in den schummrigen Gang, dann nach links. Nichts zu sehen.
    »Miez, Miez, Miez«, rief ich leise, doch ich bekam kein Miauen zur Antwort. Ich blieb noch einen Moment unschlüssig stehen, dann schüttelte ich den Kopf und lief in die Richtung unseres Zimmers. Wenn ich schon einmal hier oben war, dann konnte ich mir auch etwas Reizvolles überwerfen. Schließlich isst das Auge ja mit.
    Ich öffnete schwungvoll die Tür und erstarrte augenblicklich zur Salzsäule. Mir gegenüber, direkt vor dem Fenster sah ich eine große Silhouette. Aufgrund der Dunkelheit im Raum konnte ich nicht feststellen, wer es war, aber ich war mir sicher, dass es sich um keinen meiner Freunde handelte. Die Silhouette war zu groß und niemand den ich kannte, hatte so unmenschlich breite Schultern.
    Ich war wie gelähmt und nicht fähig, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ich wollte meinen Mund öffnen und um Hilfe rufen, doch ich stand nur da und starrte auf die Gestalt. Sie machte einen Schritt auf mich zu und das Licht, das aus dem Gang ins Zimmer fiel, beleuchtete ihr Gesicht.
    »Ach du Scheiße«, war alles, was ich herausbrachte, bevor ich herumwirbelte und in den Gang stürzte. Ich hatte in völlig schwarze Augen geblickt. Aber wie war das möglich? Wie war es einem Ubour gelungen, hier hereinzukommen? Ich rannte den Gang entlang und warf einen raschen Blick über die Schulter. Genau in diesem Moment trat auch der Ubour aus dem Zimmer und fletschte die Zähne.
    Jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich in die falsche Richtung lief. Die Treppe, die hinunter in die Eingangshalle und somit auch zu James Arbeitszimmer führte, war auf der anderen Seite und ich entfernte mich immer weiter von ihr. Ich versuchte verzweifelt mir den Grundriss der Burg in Erinnerung zu rufen. Bisher hatte ich mich fast ausschließlich im Haupttrakt aufgehalten, aber James hatte mich, vor einigen Monaten, schon einmal herumgeführt. Wenn ich mich recht erinnerte, führte dieser Gang zu einer weiteren Treppe, die mich in den unteren Teil des Westflügels bringen würde. Von dort aus kannte ich den Weg zurück in die Eingangshalle.
    Ich sah mich erneut um. Der Ubour folgte mir schnellen Schrittes, aber er machte keine Anstalten zu rennen. Würde er das tun, hätte er mich im Bruchteil einer Sekunde erreicht. Unweigerlich fragte ich mich, warum er sich so viel Zeit ließ? Wahrscheinlich kostete er meine Angst

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