Blutsäufer (German Edition)
Franz‘
Mund.
Warum war er erschrocken?
Du hast dir doch nichts zuschulden kommen
lassen.
Der Privatdetektiv nickte. Sie standen in dem
Gang an der Biegung. „Was hast du gedacht? Deine Vampirin muss unbedingt
ein paar Jahre Knastluft schnuppern, damit die Welt wieder ein bisschen sicherer
wird. Vielleicht darfst du sie ja begleiten.“
Der Strahl der Taschenlampe fiel auf eine
Wand. Rechter Hand ging es noch ein Stück weiter. Das Licht glitt in einen
vergitterten Raum. „Was ist das?“
„Lassen Sie uns besser gehen“, sagte Franz.
„Warum?“
„Wir sind hier nicht sicher.“
Der Strahl wanderte über den Boden des Raums.
Da war nichts bis auf ein paar Knäuel weiter hinten und einer Bank. Mit einer Hand
rüttelte der Privatdetektiv an dem Gitter. Ließ sich nicht öffnen. Franz machte
ihn auf die Ketten und die Schlösser aufmerksam.
Der Mann trat einen Schritt zurück, seine
Hand strich über die raue Wand neben dem Gitter. Franz fiel ein Schlüssel auf,
der einen Meter entfernt an einem Nagel unterhalb der Decke hing. Hoffentlich
sah der Idiot ihn nicht. Der Typ würde es fertigbringen, die Schlösser zu öffnen,
die Ketten zu entfernen und in den Raum hineinzugehen. In sein Verderben! Und
ihn, ihn würde er mit ins Verderben ziehen!
Irgendwo in diesem Raum musste sich der
Monstermann aufhalten, das wusste Franz. Aber wo war er jetzt? Und diese
Knäuel, groß wie Wäschesäcke, waren das vielleicht … Menschen?
War eines dieser Knäuel der Monstermann –
lauernd, abwartend wie eine Spinne in ihrem Netz?
„Ah, da ist ein Schlüssel“, sagte der Typ und
grapschte danach. Und dann tat er das, was Franz befürchtet hatte. Er machte
den Weg frei. Sie konnten sich in dem Raum umschauen, wenn sie wollten.
Franz wollte nicht. Er blieb im Gang stehen.
Er hatte einen Kloß in der Kehle. Er zitterte.
Der Mann ging auf die Knäuel und die Bank zu.
Der Lichtschein der Taschenlampe fiel auf das Knäuel zu seiner Linken.
Franz hielt sich eine Hand vor den Mund.
Ein nackter Mann lag vorgekrümmt auf der
Seite. Einen Arm ohne Hand hatte er um seine Oberschenkel geschlungen. Der
andere Arm …
Der andere Arm fehlte!
Franz schrie auf, als er sah, wie sich eines
der Knäuel zu bewegen begann. Es lag direkt neben dem Einarmigen. Der
Privatdetektiv stand davor, verdeckte es aber nur halb. Er wandte sich jetzt zu
Franz um mit einem fragenden Blick, während sich etwas um seine Beine schlang.
„Was ist denn los?“ Als er einen Schritt machen wollte, kam er zu Fall und
schlug lang hin. Die Taschenlampe kollerte über den Boden bis in den Gang. Sie
brannte noch, drehte sich. Ihr Lichtschein fiel auf das vor Entsetzen geweitete
Gesicht des Privatdetektivs am Boden.
Franz nahm die Taschenlampe an sich. Er hatte
Probleme, seine Hand ruhig zu halten. Er hob sie leicht an, sah, wie sich eine
Gestalt an den Beinen des Mannes festkrallte und weiterzog.
„Hilf mir!“, schrie dieser Bernstein. Eine
Klaue war jetzt in seinem Rücken in Höhe der Nieren. Die Klaue war eigentlich
eine menschliche Hand, doch über Jahrzehnte oder Jahrhunderte verknorpelt wie
ein uralter Baumstamm, die Finger voller Knoten und mit Nägeln, die
scharfkantig endenden kleinen Muscheln ähnelten. Sie wölbten sich über den
Kuppen, aber es war nicht eine Wölbung, sondern mehrere nach außen gehende Rinnen,
die unterschiedlich hoch waren und sich an ihrem Ende zu einer dolchartigen
Spitze verjüngten.
Fünf dieser dolchartigen Spitzen gruben sich
durch den Mantel ins Fleisch, fuhren die Haut hinauf und rissen tiefe Furchen.
Der am Boden liegende Mann stieß grelle Schreie aus, seine Handflächen zeigten
zu Franz, mit einer Hand schien er ihm zaghaft zu winken.
Franz gab sich einen Ruck. Mit einem Sprung
war er bei ihm, packte ihn an den Handgelenken und zog mit aller Kraft. Die
Klaue glitt zurück, blieb jedoch tief im Fleisch. Je stärker Franz zog, desto weiter
entfernte sich die Klaue, zog ihre Furchen in die entgegengesetzte Richtung
durch Haut und Fleisch über den Rücken und eine Gesäßbacke, verlor schließlich
ihren Halt und fiel neben ein Bein.
Franz zog weiter an dem schreienden Mann, zog
ihn in den Gang und ließ dann los. Schweiß stand auf seiner Stirn. Fahrig
wischte er mit einem Handrücken darüber. Kurzatmig japste er. Sein Herz schlug
einen Trommelwirbel in seinem Brustkasten.
Sie mussten hier weg. Sie mussten
verschwinden.
Die Taschenlampe hatte er fallenlassen, als
er dem Privatdetektiv zu Hilfe geeilt war. Er
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