Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
Vom Netzwerk:
beschissenes Blattwerk.
    Nicht, dass er über die Anwesenheit von
Bäumen und Büschen im Wald verwundert gewesen wäre, nein-nein, er hatte
durchaus mit Bäumen und Büschen im Wald gerechnet, nur – wie kam er aus dem
Gehölzmist wieder heraus? Er schien recht weit in den Wald hinein gelaufen zu
sein. Er war vom Weg abgekommen und gerannt und gerannt und gerannt, bis er
nicht mehr konnte, bis seine Lunge kurz vorm Platzen war.
    Waren Hänsel und Gretel nicht auch vom Weg
abgekommen? Oder war es das Rotkäppchen?
    Hänsel und Gretel waren wenigstens nicht
allein gewesen, sie hatten immerhin sich gehabt.
    Du, Bernstein, du bist allein, dachte
Bernstein, und hast niemanden.
    Ja, er kam sich eher wie das Rotkäppchen vor
– und der böse Wolf stand hoch oben in der Baumkrone.
    Der böse Wolf war eine böse Frau.
    Die Frau streckte nun ihre Arme wie ein
Turmspringer und ließ sich kopfüber in die Tiefe fallen. Bernstein wechselte
sofort auf die andere Seite des Baumstamms. Seine Hände legte er an die Rinde,
den Kopf hielt er zur Seite geneigt, um noch etwas sehen zu können im fahlen Licht
des Mondes.
    Die Vampirin stürzte nicht auf den Boden, wie
er es erwartet hatte; sie glitt wie ein Falke durch die Luft, beschrieb einen
Bogen, der um den Stamm führte, hinter dem er sich verbarg, und dann …
    Dann sah er sie nicht mehr.
    Er konnte sie nicht mehr sehen, weil er sich
vor Schreck auf den Boden hatte plumpsen lassen, als sie um den Stamm geflogen
war.
    Hatte sie ihn gesehen?
    Er traute sich kaum, hinter dem Stamm hervor
zu lugen.
    Du musst endlich die Polizei benachrichtigen,
diese Sache ist zu heiß für dich, Bernstein!
    Du musst dafür sorgen, dass die angekettete
Stalkerin im Keller befreit wird.
    Vor allem musst du deinen eigenen
zerschrammten Arsch retten!
    Ja, rette dich, Bernstein, rette deinen zerschrammten
Arsch!

21
     
    Franz
flüchtete in den Raum, in dem Karla vor dem Nachttopf hockte. Er schlug die
Gittertür zu, die sich nicht verschließen ließ. In der Hand hielt er die
Taschenlampe des Privatdetektivs.
    Das Monster war inzwischen aus seiner Zelle
gekrochen. Es kam nur mühsam voran, doch es kam voran. In spätestens fünf,
sechs Minuten würde es bei ihm und Karla angekommen sein. Zumindest vor dem
Raum wäre es bis dahin. Konnte er es von ihnen fernhalten, indem er sich gegen
das Gitter drückte? Wie stark war das Monster in seinem derzeitigen Zustand?
    Die Frage, die ihn am meisten beschäftigte, aber
war: Warum läufst du nicht die Treppe hoch ins Haus? Warum verlässt du das Haus
nicht einfach? Mach es wie der feige Detektiv!
    Er warf einen Seitenblick auf Karla. Sie war
wach.
    Tat er es, um diese Frau zu schützen? War aus
ihm eine Art Ritter geworden? Bestimmt nicht! Außerdem blieb ihm noch Zeit, um
zu flüchten, falls er es sich innerhalb der nächsten Minuten anders überlegen
sollte.
    „Hallo, Doofarsch“, sagte Karla leise. Sie
lächelte schief. Sie schien Schmerzen zu haben. „War ja ganz schön laut eben.
Ist heute Silvester?“
    Er lächelte zurück. Wahrscheinlich ebenso
schief. Seine Gehörgänge waren noch halb taub von den Schüssen. Sollte er ihr
sagen, dass das Monster frei war? Er wurde wieder ernst.
    „Was schaust du so bedrückt? Ich bin doch
angekettet, nicht du. Weißt du, was es für ein Gefühl ist, wie ein armer Hund über
Tage angekettet zu sein?“
    Er nickte. Er kannte das Gefühl schließlich.
Er hatte es am eigenen Leib erfahren.
    „Hast du mir was zu trinken mitgebracht? Hast
du noch ein Schnitzel in der Küche gefunden?“ Sie rasselte mit ihrer Kette.
„Hast du den Schlüssel?“
    Er schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Warum klammerst du dich an dieses Gitter?
Warum kommst du nicht zu mir und erzählst mir was? Weißt du, wenn ich mir nicht
gerade vor Angst in die Hose scheiße, langweile ich mich nämlich hier unten im
Keller. Ich langweile mich schon seit Tagen.“
    Franz leuchtete mit der Taschenlampe in den
Gang. Er sah den Kopf des Monstrums, dann einen Teil seines Leibes. Wie ein
gewaltiger Wurm kroch es auf sie zu - unaufhaltsam. Einmal hob es den Kopf. Der
Lichtstrahl fiel auf die grinsende, mordlüsterne Fratze, auf die gebleckten
Eckzähne und die herabhängenden Hautfetzen, die einmal zu seinen Wangen gehört
hatten.
    Franz drehte sich zu der Frau um. Vielleicht
sollte er doch besser abhauen. Dann würde das Monster nur ein Opfer finden,
nicht zwei.
    „Weshalb sagst du nichts?“
    Er räusperte sich. „Das Monster ist frei.“
    „Der

Weitere Kostenlose Bücher