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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Computer aufgegeben und sich hinterm geschlossenen Fenster auf ihren Aussichtsposten begeben.
    Der Lichtkegel von Häberles Lampe wanderte an kahl belassenen Betonwänden entlang und streifte über den Boden, ohne auf einen Gegenstand zu treffen. »Wie ausgekehrt«, kommentierte Häberle und ging zu einer offen stehenden Metalltür, neben der sich ein Lichtschalter befand. Wenn die Herrschaften das Gebäude fluchtartig verlassen hatten, war die elektrische Versorgung vermutlich noch intakt, dachte er – und behielt Recht. Kaum hatte er den Schalter betätigt, flammten die Leuchtstoffröhren auf. Häberle ging in den nächsten Raum und knipste das Licht an. Vor ihnen lag ein breiter Flur, von dem mehrere geschlossene Türen abzweigten. Zwischen zweien stand ein aufgerissener Karton von der Größe einer Waschmaschine. Linkohr hob eine der gefalzten Abdeckungen an und leuchtete mit seiner Lampe hinein. Der Karton war leer.
    Mittlerweile leuchteten Häberle und Kerstin bereits in die weiteren Räume, die untereinander mit Türen verbunden waren. Auch hier ließen sich die Leuchtstoffröhren anschalten.
    »Da hat jemand gründlich ausgeräumt«, meinte der Chefermittler so laut, dass dessen sonore Stimme im Widerhall des leeren Raumes geradezu ein Dröhnen auslöste. Sein warmer Atem verwandelte sich in der Kälte in feinen Wasserdampf.
    Linkohr hatte inzwischen auf dem Flur alle Lichter eingeschaltet und jenen Bereich erreicht, der auf eine kleine Wohnung schließen ließ. Zwar gab es kein Mobiliar mehr, dafür aber eine Duschkabine aus dem Baumarkt und eine geflieste Ecke, die so aussah, als habe hier bis vor Kurzem ein kleiner Küchenblock gestanden: Rohre und Leitungen ragten aus der Wand, der Bodenbelag wies Flecken auf, die vermutlich von Speiseresten herrührten. Die Jalousien am Fenster waren verschlossen.
    Durch eine türlose Öffnung in der Wand gelangte der Kriminalist in einen weiteren Raum, in dem offenbar unzählige Kabel aus dem gesamten Gebäude zusammenliefen und provisorisch verlegt waren. Die meisten endeten in Verteilerdosen, andere jedoch lagen mit angeklemmten Steckverbindungen am Boden. Linkohr erkannte, dass es sich vermutlich um Leitungen zu Computern, Telefonen oder irgendwelchen Modems oder Routern gehandelt haben musste. Als er Kerstin näherkommen sah, spürte er, dass es ihm zunehmend schwerfiel, sich bei ihrem Anblick auf die Arbeit zu konzentrieren. »Da hat einer gewohnt und gepennt«, stellte er fest.
    »Ein Junggeselle vermutlich. Möchte nicht wissen, wie das im ursprünglichen Zustand ausgesehen hat.«
    Linkohr schwieg. Er musste an seine kleine Wohnung denken – und an eine seiner Verflossenen, deren Ordnungssinn ihn und sein Umfeld ins Chaos gestürzt hatte.
    Kerstin ging in die Hocke, um sich die Kabel und Stecker genauer anzusehen. »Hier war wohl die Schaltzentrale – oder so was Ähnliches. Telefon hat’s gegeben. Da wird sich ja rauskriegen lassen, wer den Anschluss angemeldet hat.«
    »Und einen Hausbesitzer wird es auch geben – denk ich doch«, gab Linkohr zurück, als beide von Häberles Stimme aufgeschreckt wurden, die durch die Etage hallte: »Kommt mal her!«
    Linkohr und Kerstin eilten wortlos in den Flur, wo Häberle an einer offenen Tür stand und ins Innere eines Raumes deutete, in dem die Rollläden ebenfalls nach unten gefahren waren. »Da ist noch was zurückgeblieben.«
    Linkohrs plötzliche Anspannung ließ nach. Aus dem Tonfall des Chefs war zu schließen, dass er keine Leiche gefunden hatte.
    »In der Hektik scheint etwas zu Bruch gegangen zu sein.« Er betrat den Raum vorsichtig und ging im weiten Bogen um die gläsernen Scherben eines zerbrochenen Gefäßes herum, während seine beiden Kollegen an der Tür stehen blieben und im hellen Licht zweier Leuchtstoffröhren weitere Gegenstände am Boden liegen sahen: Pinzetten, kleine Messer und metallische Bestecke, die offenbar für den medizinischen Gebrauch bestimmt waren, dazwischen silbern glitzernde Schalen unterschiedlicher Größen, Zangen und weiße Plastikteile, die irgendwo abgebrochen waren.
    »Transportschaden«, erklärte Häberle. »Aber immerhin etwas für die Spurensicherung.« Er nickte Linkohr zu, der begriff und mit klammen Fingern sein Handy aus der Tasche zog, um die Kollegen zu verständigen.
    Kerstin war unterdessen dem Chef in den Raum gefolgt und hatte sich die verschiedenen Gegenstände genauer angesehen. »Dort drüben«, sie deutete über die glitzernden Scherben hinweg in eine

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