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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Ecke, in der größere Plastikteile lagen, die möglicherweise von einer Maschine herrührten, »was ist denn das?«
    Linkohr war zum Telefonieren auf den Flur gegangen, während Häberle herauszufinden versuchte, was Kerstin gemeint hatte. »Kunststoff vermutlich«, meinte er.
    »Nein, nicht das weiße Zeug«, erwiderte Kerstin und streckte ihren rechten Arm weit aus, um das angesprochene Objekt besser zeigen zu können. »Dieser Draht da – oder was das ist.«
    Häberle kniff die Augen zusammen. Zwischen den Kunststoffteilen lag tatsächlich ein handlich aufgerollter Draht, der nicht isoliert zu sein schien. Er glitzerte silbern und erinnerte bei genauerem Betrachten eher an ein hauchdünnes Metallseil. Der Chefermittler wollte nicht näher herangehen, um keine Spuren zu zerstören. »Die Kollegen werden’s uns berichten«, stellte er fest und ließ der jungen Beamtin beim Verlassen des Raumes den Vortritt.
    Linkohr hatte inzwischen die Spurensicherung angefordert und weitere Türen geöffnet. Vor deren Eintreffen wollte Häberle das Obergeschoss inspizieren – doch hier hatten die bisherigen Nutzer des Gebäudes bei ihrem hastigen Auszug ebenfalls ganze Arbeit geleistet: Es gab nichts, was zurückgeblieben war.
    Häberle kam gerade wieder mit Kerstin die Treppe herab, als irgendwo im Haus eine Metalltür mit einem dumpfen Knall ins Schloss fiel. Die drei Kriminalisten sahen sich verwundert an. »Wir kriegen Besuch«, meinte der Chefermittler mit seiner ihm eigenen Ruhe. Sie überblickten den Flur in beide Richtungen, ohne jemanden zu sehen. Linkohr überlegte: Wäre jemand über die Rampe gekommen, hätte es in den Flur nur eine einzige Tür gegeben. Außerdem wäre der Unbekannte im Hof den uniformierten Kollegen in die Arme gelaufen. »Da benutzt jemand den Haupteingang«, konstatierte er deshalb. Vermutlich jemand, der wegen der geschlossenen Rollläden die brennenden Lichter nicht sehen konnte und jetzt völlig arglos ins Gebäude kam.
    Kerstins Gesicht war ernst wie nie. Linkohr sah sie aufmunternd an, während Häberle ihnen mit einer Handbewegung andeutete, sich still zu verhalten. Tatsächlich waren von der rechten Flurseite her dumpfe Schritte zu hören. Aus welchem Raum die Geräusche drangen, vermochten die Ermittler nicht zu orten. Linkohr ging einen Schritt nach vorn, um in die Stille zu lauschen. Eigentlich, so überlegte er, konnte der Unbekannte nur durch die übernächste Tür kommen. Sie war nämlich, das hatte der junge Kriminalist vorhin beim kurzen Durchgehen festgestellt, die einzige, die ins Foyer und somit zum Haupteingang führte.
    Alle drei spürten eine innere Anspannung. Linkohr befürchtete, dass der Chef seine Waffe nicht mitgenommen hatte. Er selbst und Kollegin Kerstin waren ebenfalls unbewaffnet. Doch die beiden Uniformierten, die sich im Hof aufhielten, würden notfalls schnell eingreifen können, redete er sich ein.
    Ihre Blicke wanderten von einer Tür zur anderen. Häberle ließ die rechte Flurseite nicht aus den Augen – wie ein wildes Tier, das zum Sprung ansetzte, sobald eine Gefahr drohte. Jetzt – mit einem metallischen Geräusch bewegte sich die übernächste Klinke. Nahezu gleichzeitig schwenkte die Tür ein kurzes Stück nach innen, verblieb jedoch in dieser Position. Der Unbekannte war vermutlich über den hell erleuchteten Flur überrascht. Häberle zögerte eine Sekunde, entschied aber schließlich, dem Versteckspiel ein Ende zu bereiten. Er huschte an der Wand entlang nach vorn und ließ seine gewaltige Stimme dröhnen: »Mit wem haben wir denn hier die Ehre?«
    Linkohr und Kerstin waren dem Chef gefolgt, der dem Unbekannten nun gegenüberstand. Wieder ein Sekundenbruchteil des Schweigens und Verharrens.
    Der Unbekannte schien zu keinerlei Gegenwehr in der Lage zu sein. Häberle drückte die Tür weiter auf und bedeutete seinen Begleitern, näher zu kommen.
    Eine Männerstimme, ängstlich, verschüchtert, durchschnitt die Stille: »Was geht hier vor?«
    Linkohr und Kerstin nahmen erleichtert zur Kenntnis, dass dies nicht nach einem Gewalttäter klang. Mit zwei Schritten hatten sie vollends die offen stehende Tür erreicht und konnten den völlig irritierten Mann sehen. Es war ein sportlicher Typ, dachte Kerstin, vermutlich Mitte 40. Gelockte blonde Haare, ein bisschen ungepflegt. Übernächtigt.
    Vor Linkohrs geistigem Auge ratterten alle Gesichter vorbei, die er seit Sonntag im Zusammenhang mit diesem Fall gesehen hatte. Keines passte.
    Häberle hielt dem

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