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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sein.«
    Linkohr spürte, wie sich die Kälte seines Körpers bemächtigte. Es begann auch wieder zu schneien. »Dass die Schiebetür da oben einen Spalt weit offen steht, hat Sie nicht verwundert?«, fragte er.
    »Verwundert? Ich bitt Sie! Wenn jemand Hals über Kopf abhaut, verwundert einen nichts«, machte sich der Wortführer von gegenüber lustig. »Knapp zwei Jahre waren die da – man hat nur gelegentlich diesen Doktor und bei Nacht einige Lieferwagen gesehen. Die Rollläden meist geschlossen, wie jetzt. Nur ab und zu hat es irgendwo einen Lichtschimmer gegeben. Soll es einen da wundern, wenn die Herrschaften auch bei Nacht und Nebel wieder abhauen?«
    Linkohr lächelte, obwohl es die anderen nicht sehen konnten, und bedankte sich. Er verzichtete darauf, nach ihren Namen zu fragen. Wenn es notwendig sein würde, ließe sich später problemlos feststellen, wer in diesem Gebäude zu dieser Stunde gearbeitet hatte.
    Während er zurück zur Rampe ging, um erneut die Treppen zur Schiebetür hochzusteigen, hallte ihm die Stimme des Mannes hinterher: »An Ihrer Stelle würd ich da nicht reingehen!«
    Der Kriminalist blieb stehen und drehte den Kopf zu den beleuchteten Fenstern. »Wieso nicht?«
    »Nur so ein Tipp von mir.« Die Stimme klang seltsam ironisch. »Wer weiß, vielleicht haben die ein kleines Monster dagelassen. Oder Killer-Bakterien.« Wieder das kurze Lachen über die eigenen Bemerkungen.
    Linkohr war verunsichert.

47
    Auf Gran Canaria war es fast 23 Uhr. Langsam vertrieb eine kühle südwestliche Brise vom Atlantik die Wärme des Tages. Brugger hatte sich einen sportlichen Strickpullover und verwaschene Jeans angezogen, um den Termin wahrzunehmen, der ihn seit den Morgenstunden beschäftigte. Nach dem Anruf war er keinen Schritt mehr aus dem kleinen Hotel gegangen. Mehrmals hatte er mit sich gerungen, ob er entgegen den Anweisungen des Immobilienhändlers zurückrufen sollte, um nachzufragen, weshalb das Treffen zu so später Stunde und dazu noch an diesem ungewöhnlichem Ort stattfand. Aber bei allem, was sich in den vergangenen Tagen ereignet hatte, erschien es ihm tatsächlich geboten, die telekommunikativen Wege zu meiden.
    Er war zu Fuß zum RIU Palace Maspalomas gegangen und hoffte, nicht auf die beiden Frauen zu treffen, die er schändlich im Stich gelassen hatte. Während er sich dem hell beleuchteten Hotel über die Zufahrt näherte, entlang derer die Mietwagen der Gäste eng nebeneinander geparkt waren, fragte er sich, ob irgendjemand sein Verschwinden bemerkt hatte. Ganz sicher musste dem Zimmermädchen aufgefallen sein, dass Bad und Bett seit zwei Tagen unberührt geblieben waren. Aber dies allein würde wohl kaum Anlass für Nachforschungen sein. Erst wenn er am Samstag, dem geplanten Tag seiner Abreise, nicht zur Abrechnung an der Rezeption erschiene, würde es Irritationen geben.
    Brugger passierte den öffentlichen Durchgang zwischen den beiden Gebäudehälften, blickte kurz nach rechts zum Foyer, wo einige Pärchen unschlüssig herumstanden, und folgte dem Asphaltweg, der beidseits von den Begrenzungsmauern des geteilten Hotelgartens umgeben war. Mehrere Lampen sorgten dafür, dass der etwa 150 Meter lange Weg ausgeleuchtet wurde. Die aufziehende Kühle hatte die abendlichen Bummler, die meist nach dem Menu noch einen kleinen Spaziergang zu den Dünen machten, längst vertrieben. Das friedliche Rauschen der Palmen lag in der Nachtluft. Hingegen war von der Brandung des weit entfernten Meeres nichts zu hören. Brugger schätzte die Distanz bis zum Strand auf rund einen Kilometer. Dazwischen gab es nichts als diese bizarr geformte Dünenlandschaft, die mit jedem Sturm ihr Gesicht veränderte.
    Brugger vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Jeans und versuchte, den lässigen Typ zu mimen, obwohl ihn zunehmend eine innere Unruhe plagte. Er sah zum klaren Sternenhimmel und riskierte dabei einen vorsichtigen Blick nach hinten, doch da war niemand, der ihm folgte. Je näher er der Begrenzungsmauer kam, die vor den Dünen das Ende des breiten Weges markierte und dort ein Aussichtsplateau umfasste, desto kräftiger schlug sein Puls. Links zweigte die Promenade ab, die sich ein Stück weiter an den Hotelanlagen und den parkähnlichen Gärten von Ferienwohnungen entlang nach San Agustin hinüberschlängelte. Rechts, das wusste Brugger längst, führten ein paar Steinstufen hinab zum Sand, wo tagsüber rot markierte Pfosten den Verlauf eines Pfades erahnen ließen, der das Hotel, das zu

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