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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Playa del Ingles gehörte, quer durch die Dünen mit Costa Meloneras verband. Brugger trat aus dem Lichtkegel der Lampen heraus, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die sternenklare Nacht hellte den Sand der Dünen auf, die sich in einer Grauschattierung vor dem dunkleren Horizont abhoben. Drüben in Richtung Meloneras ging der Westhimmel in ein finstres Dunkelblau über, vor dem die Lichter der Stadt in der unruhigen Luft funkelten.
    Dort irgendwo sollte das geheimnisvolle Gespräch stattfinden. Den ganzen Tag über hatte sich Brugger ausgemalt, weshalb Fernandez diesen Treffpunkt gewählt hatte. Wahrscheinlich wollte er sicherstellen, dass es weder Augen- noch Ohrenzeugen für das Gespräch gab. Heutzutage konnte man ja vor den raffinierten elektronischen Abhörgeräten nirgendwo mehr sicher sein. Erst kürzlich hatte Brugger im Katalog eines Elektronikversandes festgestellt, dass es Videokameras und Mikrofone gab, die, als Schraube getarnt, in der Wand oder in der Decke stecken konnten. Es bedurfte nicht einmal einer Verkabelung, weil die winzige Elektronik Mikrosender enthielt, die mit einem drahtlosen Internetzugang kommunizieren konnten, der in einem Nachbarhaus oder in einem Fahrzeug installiert war.
    Am sichersten vor solcher Technologie war man tatsächlich an einem spontan gewählten Ort in freier Natur, an dem niemand rechtzeitig Überwachungsanlagen anbringen konnte.
    Aber warum diese Geheimnistuerei?, bohrte Bruggers innere Stimme wieder, während er langsam die Steinstufen hinabstieg und mit dem letzten Schritt bis zu den Knöcheln im feinen Sand versank. Dass Fernandez nicht gerade die saubersten Geschäfte getätigt hatte, war Brugger längst klar geworden. Das war schließlich auch der Grund, weshalb er mit ihm einige ernste Worte wechseln wollte. Immerhin hatte er ihm einmal vertraut.
    Bruggers Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er sogar die Pfostenmarkierungen des Pfades erkennen konnte, der sich in den Grau- und Schwarzschattierungen der Dünen und des spärlichen Bewuchses verlor. Brugger stapfte entschlossen in die Sandwüste hinaus, die hell erleuchtete Hotelanlage hinter sich lassend. Er kannte diesen Weg, der tagsüber stark frequentiert war, im Moment aber den Eindruck erweckte, ins Nichts zu führen. Oft hatte er überlegt, wie viele Menschen wohl hier draußen die Nacht verbrachten. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen, dass er sich dies mit Melanie und Caroline ausgemalt hatte. Viel zu weit weg waren die Fantasien, die in den vergangenen Wochen so schön gewesen waren.
    Er musste mit der Grübelei aufhören, denn es galt, die Umgebung im Auge zu behalten. Die Vorstellung, hier zwischen den Dünen in einen Hinterhalt gelockt zu werden, bescherte ihm ein Gefühl nackter Angst. Natürlich hätte er den Vorschlag, sich an diesem Ort zu treffen, auch ignorieren können. Nur wäre damit vermutlich der Kontakt zu Fernandez abgebrochen – und sein Geld für immer verloren. Wenn es eine Chance gab, etwas zu retten, dann musste er auf dieses Angebot, ihn hier zu treffen, wohl oder übel eingehen. Ihn mit rechtsstaatlichen Mitteln zur Herausgabe des Geldes zu zwingen, kam nicht infrage, ohne selbst ins Visier der Ermittler zu geraten.
    Brugger spürte, wie seine Gedanken Karussell fuhren und er ihrer gar nicht mehr Herr zu werden drohte. Erst ein Geräusch stoppte den Wirrwarr und zwang ihn wieder zur Konzentration. Es war ihm, als habe er in unmittelbarer Nähe Kieselsteine knirschen gehört. Der Pfad erreichte ein Dünental, in dem der Wind den Sand weggeblasen und den festen Untergrund freigelegt hatte. Karger Staudenbewuchs ballte sich beidseits des Wegs wie eine schwarze Barriere, hinter der sich die heller schimmernden Sandhänge erhoben.
    Brugger bekam Gänsehaut. Er blieb eine Sekunde lang stehen, lauschte, doch außer der sanften Brandung, die vom Atlantik herüberdrang, war nichts zu hören. Er sah angestrengt in dieses Dunkelgrau, das ihn umgab, und ging langsam weiter. Der Pfad verlor sich wieder in tiefem Sand, in dem die Fußspuren des Tages wie die Schatten von Maulwurfshügeln vor ihm lagen.
    Der Pfad wurde schmaler und der Bewuchs rückte nahe an ihn heran. Brugger fühlte sich in ein Nadelöhr gezwungen, in das die Lichtpunkte von Costa Meloneras hereinflimmerten. Er spürte den kühlen Sand in den Strandschuhen, während sich auf seiner Stirn Schweißperlen bildeten. Wieder lauschte er angestrengt in die Nacht, denn ein seltsamer

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