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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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müssen. Und wenn Sie nach zehn, zwölf oder 15 Jahren die in Aussicht gestellten Renditen bekommen, hat das Objekt, rückblickend betrachtet und auf die Jahre verteilt, mit Sicherheit mehr abgeworfen, als Sie bekommen hätten, wenn Sie dieselbe Summe in den heutigen Krisenzeiten bei einer Bank fest angelegt hätten. So sieht es nämlich aus, Señor Comisario.«
    So waren sie alle, dachte Häberle. Die Anlagestrategen verstanden es trefflich, Bedenken ins Positive zu drehen – und am Schluss sagte jeder Kunde: Der Mann hat recht. Häberle wollte dies nicht vertiefen und kam zurück auf sein Thema. »Hat Herr Brugger mit Ihnen Kontakt aufgenommen?«
    »Hat er, ja. Auf meinen Anrufbeantworter hat er gesprochen.«
    »Haben Sie zurückgerufen?«
    »Nein. Er hat mich in letzter Zeit viele Male belästigt und mit dem Anwalt gedroht. Aber, Herr Comisario, Geschäft ist Geschäft. Wo kämen wir im Geschäftsleben hin, wenn jeder seinen Vertrag nach einem Jahr wieder rückgängig machen wollte?«
    »Sie sind ihm also, seit er hier war, nicht begegnet?« Häberle trank sein Glas leer und drehte es in der Hand.
    »Ich schwöre es. Ich hab ihn weder gesprochen noch getroffen.« Fernandez holte die Karaffe und schenkte nach.
    »Gibt es denn aus der Heimat von Herrn Brugger noch andere Ärzte, die sich Ihrer Immobilienvermittlung bedienen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen muss, Herr Comisario. Diskretion wird in unserer Branche sehr hochgehalten.«
    »Sagen Ihnen die Namen Stuhler, Moschin, Salbaisi etwas – kennen Sie eine Frau Marion von Willersbach?«
    Fernandez hatte den Blickkontakt zu Häberle aufgegeben und seine Augen wieder aufs Meer gerichtet. »Entschuldigen Sie, Herr Comisario, aber wenn ich Namen nenne oder bestätige, dann nur, wenn mich die hiesige Staatsanwaltschaft dazu auffordert. Haben Sie bitte Verständnis, dass ich nichts sage. Und mein Schweigen dürfen Sie nicht so deuten, dass die genannten Personen mit mir Geschäfte machen. Haben wir uns da verstanden?«
    »Dann frage ich Sie jetzt ganz direkt, Herr Fernandez, wieso besitzen Sie als Spezialist für kanarische Immobilien eine Ferienwohnanlage in der Schweiz und wieso hatten Sie sich eine Gewerbeimmobilie in Laichingen bei Ulm in Süddeutschland gesichert?«
    Fernandez war, wie Häberle es empfand, zu keiner spontanen Antwort in der Lage. Dann jedoch schien er seine Gelassenheit wiedergefunden zu haben: »Herr Comisario, als Immobilienmakler ist man nie auf eine einzige Region beschränkt. Das wäre in der heutigen Zeit viel zu riskant. Man muss auf die Wünsche der Kunden reagieren können. Die einen mögen Sonne und Meer, die anderen Schnee, Ski und die Berge. Und wenn Ihnen auf dem internationalen Markt eine Gewerbeimmobilie angeboten wird, dazu noch in Autobahnnähe, verspricht dies langfristig ebenfalls steigende Renditen.«
    »Und praktisch sind solche leer stehenden Objekte wie eine Ferienwohnanlage in Brig allemal«, meinte Häberle beiläufig.
    »Praktisch nicht«, erwiderte Fernandez, ohne Häberle eines Blickes zu würdigen, »aber sie gehören zum Angebot.«
    »Zum Angebot?«, fragte der Chefermittler mit vornehmer Zurückhaltung. »Bieten Sie auch noch andere Dienste an?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Zum ersten Mal reagierte Fernandez gereizt. »Was soll ich denn noch für Dienste anbieten, außer Immobilien zu verkaufen?«
    »Adressen«, konterte Häberle jetzt auch eine Spur unfreundlicher. »Eine feste Adresse. Oder soll ich sagen: eine Briefkastenadresse.« Noch während er es sagte, erinnerte er sich an Fernandez’ Dogge. Wo war die überhaupt? Wenn Fernandez das berüchtigte spanische Temperament hatte, konnte es unangenehm werden.
    »Briefkastenadresse?«, wiederholte der unerwartet leise und sah weiter aufs Meer. »Gibt es den Verdacht, dass jemand meine Ferienwohnanlage als Briefkastenadresse missbraucht?«
    »Ob missbraucht oder nicht«, erklärte Häberle und behielt den Spanier im Auge. »Fest steht, dass sie zur Kontaktaufnahme genutzt werden sollte.«
    »Kontaktaufnahme – von wem?«
    »Wir haben zwar einen Verdacht, aber darüber will ich nicht reden«, erwiderte der Ermittler. »Wer weiß denn alles von dem leer stehenden Objekt?«
    Fernandez wirkte plötzlich verunsichert. »Woher soll ich das wissen? Es gibt Prospekte davon, einige Hinweise auf meiner Homepage im Internet. Es dürfte kaum möglich sein, alle Personen zu finden, die sich dafür interessiert haben.«
    »Rein theoretisch also«,

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