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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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bis jetzt fest umklammert hielt. »Schau dir das an.« Sie lächelte. »Fred Olsen lässt grüßen. Erinnerst du dich?«
    Er griff sich die Papiere und las An- und Abfahrtszeiten, ausgehend von Santa Cruz auf Teneriffa einerseits und Agaeta im Westen Gran Canarias andererseits. »Was will uns das sagen?«
    »Fred Olsen ist zu diesen Zeiten zwischen Teneriffa und Gran Canaria mit einer Schnellfähre unterwegs. Und wenn du dir das genau anguckst, dann dauert so eine Überfahrt mit der Fast Ferry Bonanza oder dem Bencomo Express gerade mal eine Stunde. Immer um 13 Uhr, sowohl in Santa Cruz als auch in Agaete. Und man wird sogar auf Gran Canaria mit dem Shuttlebus über Land gefahren.«
    »Oh«, staunte Linkohr über diese ausführliche Recherche.
    »Der Herr scheint zu kapieren«, grinste Kerstin. »Unsere Person fliegt unter falschem Namen und zur Tarnung nach Teneriffa, nimmt sich ein Taxi zum Hafen und ist ratzfatz auf Gran Canaria. Und zwar bereits am Nachmittag. Zumindest, wenn wir von den Flugzeiten unserer Adligen ausgehen, die am Dienstag früh um sechs in Stuttgart abgeflogen ist. Sie kann sich, wie auch immer, mit Brugger in den Dünen verabreden, nächtigt in einem Hotel, fährt am Mittwoch früh mit der Fähre zurück nach Teneriffa und fliegt dort am Abend nach Stuttgart. Ankunft gestern Abend. Dienstreise beendet.«
    »Perfekt«, lobte Linkohr. »Du bist super.« Deutlich leiser und mit leichtem Grinsen fügte er an: »Und dies in jeder Beziehung. In jeder.«
    Sie tat so, als habe sie die Anspielung nicht bemerkt. »Und jetzt bin ich mir absolut sicher, dass wir die richtige Person im Visier haben – und zwar nicht nur, weil sie zum Passfoto der richtigen Adligen von der Kuchalb passt, was mich, ehrlich gesagt, ziemlich verwirrt hat. Sondern weil mich die Reiseprospekte in ihrer Wohnung erst auf den richtigen Gedanken gebracht haben.«
    »Ich ruf sofort den Chef an«, entschied Linkohr, hielt jedoch beim Griff zum Telefonhörer inne. »Und warum soll ausgerechnet sie das alles getan haben?«
    »Liebe, Eifersucht, Beziehungskisten – du hast ja keine Ahnung, Mike, wozu Frauen fähig sein können.«
    Dass sie dies ausgerechnet in diesem Moment sagte, empfand er als unangebracht. Aber sie konnte ja seinen Kummer mit Jenny nicht ahnen.
    »Allerdings – da geb ich dir recht«, holte sie ihn aus seinem unerwarteten Stimmungstief zurück, »wenn man all die anderen Vorkommnisse mit berücksichtigt, liegt die Vermutung nahe, dass viel mehr dahinterstecken muss.«
    »Davon bin ich überzeugt«, fühlte sich Linkohr bestätigt. »Ein paar Herrschaften werden noch ganz schön zittern.«

66
    Fernandez war ein Spanier wie aus dem Bilderbuch: schwarzhaarig, braungebrannt, weißes Hemd mit Rüschen, Schnauzbart, kräftig. Einer, der gut und gerne der Star in der Stierkampfarena hätte sein können, dachte Häberle, als er vor ihm auf der sonnenbeschienenen Terrasse mit Blick zum Atlantik stand.
    Nachdem er Fernandez’ Telefonnummer von Hoyler erhalten und kurz angerufen hatte, war er mit dem Taxi zu der genannten Adresse gefahren, die zu einem Villengrundstück in sanfter Hanglage gehörte, von einer hohen, bewachsenen Mauer umgeben. Als er am schmiedeeisernen Tor geklingelt hatte, war er gleich von drei Videokameras ins Visier genommen worden. Zuerst hatte sich hinter den Gitterstäben eine Dogge gezeigt, ehe der Hausbesitzer zwischen blühenden Frühlingsstauden aufgetaucht war, den Hund getätschelt und nach hinten verwiesen hatte.
    Häberle war mit einem kräftigen Handschlag begrüßt und zu dem hinter hohen Büschen verborgenen Haus geführt worden, das ihn mit Säulen und Bögen an den griechischen Baustil erinnerte. Über der Terrasse, die ein goldverziertes Geländer begrenzte, rankten prächtige rot und blau blühende Bougainvilleen. Gepolsterte Gartenmöbel, ein stabiler Tisch mit rötlicher Steinplatte und ein offener Kamin ließen vermuten, dass Fernandez hier seine Tage fürstlich genoss. Von hier aus bot sich ein unverbaubarer Blick über die Flachdächer der terrassenförmig nach unten gestuften Nachbarhäuser. Häberle ging bis ans Geländer und zeigte sich begeistert von dieser traumhaften Lage. Einen halben Kilometer entfernt funkelte und glitzerte das Meer in der bereits tief stehenden Abendsonne.
    »Es freut mich, einen deutschen Comisario in meinem Haus begrüßen zu dürfen«, sagte Fernandez in astreinem Deutsch und bot Häberle ein Mixgetränk an, das er bereits vorbereitet hatte.
    »Auf

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