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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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diese Weise lerne ich auch mal Privathäuser kennen«, schmunzelte der Kommissar und drehte sich zu Fernandez um. »So etwas wünscht man sich für den Ruhestand.«
    Fernandez reichte ihm das Glas und deutete zum Horizont. »Sagen Sie mir, was Sie ausgeben wollen – ich erfülle Ihnen Ihre Wünsche. Es ist schön, hier zu sein. Cheers.« Sie prosteten sich zu und tranken. »Wie sagen Sie in Deutschland, wenn Sie gestresst sind?«, fragte der Spanier, doch es war eher rhetorisch gemeint, denn die Antwort gab er sich selbst: »Wenn Sie gestresst sind, sagen Sie in Deutschland, ich bin reif für die Insel. Da können nur die Kanaren gemeint sein.«
    Häberle nickte langsam und gedankenversunken. Doch die vielen Menschen, die das Arbeitsleben zunehmend krank machte, konnten sich – wenn überhaupt – allenfalls mal zwei Wochen einen Aufenthalt in diesem Inselparadies leisten.
    Die traumhaften Lagen hier und in anderen traumhaften Winkeln der Welt waren längst von Herrschaften besetzt, die ihr Geld nicht durch hartes Arbeiten gemacht hatten, sondern durch Cleverness oder Abgedrehtheit – oder weil sie zwecks permanenter Unfähigkeit eine Abfindung erhalten hatten und statt in die Wüste, wie sie es verdient hätten, ins Sonnenparadies geschickt worden waren. Häberle überlegte, woher das viele Geld kam, das in den unzähligen Villen steckte.
    Wahrscheinlich konnten die Immobilienhändler, die sich auf finanzstarke Kundschaft spezialisiert hatten, sogar recht gut davon leben. Denn meist waren die Anleger aus dem Ausland froh, ihr Geld auf diese Weise am deutschen Staat vorbei in einem Objekt anlegen zu können. Wer wollte hier schon wissen, woher die Millionen kamen. Dass sie das Geld mit List und Tricks all jenen abgezwackt hatten, die rund um die Uhr schufteten, aber gerade mal am Existenzminimum herumkrebsten, dürfte niemanden interessieren, überlegte Häberle. Er wollte nicht wissen, wie Fernandez zu Reichtum gekommen war.
    »Ich muss es ansprechen«, sagte er schließlich, drehte sich mit dem Glas in der Hand zur Sonne und lehnte sich an die Brüstung. »Mit dem Herrn Brugger, der vorletzte Nacht in den Dünen ums Leben gekommen ist, hatten Sie wohl gewissen Ärger.«
    »Ärger wäre zu viel gesagt, Herr Comisario«, wiegelte Fernandez vollmundig ab, der sich neben Häberle ebenfalls ans Geländer lehnte. »Es gab Meinungsverschiedenheiten, weil er sich für eine Anlagestrategie entschieden hatte, die immer mit Risiken belastet ist. Und eine weltweite Rezession kann niemand vorhersagen. Wer spekuliert und hohe Renditen erhofft, geht grundsätzlich ein Risiko ein. Wer dies nicht will, sollte sein Geld unters Kopfkissen legen – aber auch dann …«, Fernandez grinste überheblich, »… gibt es ein Risiko, nämlich, dass ein Einbrecher kommt und Ihnen alles wegnimmt. Oder dass das Haus abbrennt und die Scheinchen zu Asche werden.«
    »Und wie war das im Falle des Herrn Brugger?«, brachte Häberle das Gespräch auf den gewünschten Punkt.
    »Das ist alles kein Geheimnis. In Puerto de Mogan, ein paar Kilometer westlich von hier, gibt es ein Shoppingcenter, ein großes Projekt, direkt angebunden an die Stadt. Dessen Rendite versprechen lukrative Einnahmen, sofern die Räumlichkeiten vermietet sind.«
    »Aber sie sind es nicht.«
    »Anfangsschwierigkeiten, Señor Comisario. Das Projekt steht seit zwei Jahren und wir haben immerhin ein Drittel vermietet.«
    »Ein Drittel immerhin«, wiederholte Häberle sachlich und erstaunt. »Laienhaft würde ich sagen, das ist ziemlich wenig nach zwei Jahren.«
    »Zwei Jahre, was sind schon zwei Jahre? Solche Objekte werden nicht für die Dauer von fünf Jahren gebaut. Das sind langfristige Anlagen, wissen Sie, da geht es um Strategien, um Visionen, da muss auch das Umfeld stimmen.«
    »Das heißt – wenn ich Sie richtig verstehe –, Herr Brugger hat bisher keine Rendite erzielt.«
    »Er ist wohl mit falschen Vorstellungen an die Anlage herangegangen«, gab sich Fernandez aalglatt. »Es war von vornherein klar, dass auch noch der Parkplatz ausgebaut werden musste. Was wäre ein Shoppingcenter ohne Parkplätze, Herr Comisario?«
    »Demnach gab es Nachforderungen?«
    »Nicht Nachforderungen. Es waren weitere Investitionen nötig, um das Projekt attraktiv zu machen.«
    »Im Klartext: Brugger sollte noch mehr bezahlen, anstatt Rendite zu erzielen.«
    »Er – und übrigens weitere 25 Investoren – werden zum Erreichen ihrer Renditen ein attraktives Umfeld schaffen

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