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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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erklärte Linkohr, worauf Kerstin eifrig nickte und meinte: »Da sieht man aber nur, wie’s im Sommer aussieht – jetzt herrscht hier weiße Hölle.«
    Ein dienstgradmäßig höher gestellter SEK-Beamter kam auf sie zu: »Dort hinten scheint ein alter Steinbruch zu sein – oder so etwas Ähnliches. Wer dorthin flüchtet, sitzt eigentlich in der Falle«, erklärte er.
    Weitere Scheinwerfer flammten auf. Mit rot-weißen Absperrbändern, an denen die Orkanböen zerrten, wurde der Vorplatz des Naturschutzzentrums begrenzt. Weitere Gerüstteile waren inzwischen abgestürzt, zwei Dachziegel im Schnee versunken.
    Den Sanitätern und dem Notarzt war per Funk mitgeteilt worden, dass sie so lange im Haus bleiben sollten, bis eine Mannschaft des Technischen Hilfswerks eingetroffen sein würde, um das desolate Gerüst zu sichern.
    Im Polizeifunk mehrten sich die Einsätze wegen entwurzelter Bäume und unpassierbar gewordener Straßen.
    Ein weiterer Rettungswagen wurde zum Naturschutzzentrum beordert, falls es bei der Suchaktion Verletzte gab. Beinahe ging die weibliche Stimme aus der Datenstation unter, wo man inzwischen die Halter der beiden abseits geparkten Autos ermittelt hatte. Der BMW gehörte demnach Dr. Humstett, während der Mercedes auf eine Hamburger Autovermietung zugelassen war.
    Die Sirenen der Martinshörner klangen dumpf durch den Schneesturm. Über Linkohrs tragbarem Funkgerät meldete sich Direktionsleiter Hans Baldachin, der über den Stand der Aktion informiert sein wollte und sich nach den Straßenverhältnissen erkundigte. Er war von dem Leitenden Oberstaatsanwalt Dr. Wolfgang Ziegler beauftragt worden, die Zufahrtsmöglichkeiten auszuloten. Das Ansinnen des obersten Chefs der Ermittlungsbehörde, selbst zum Tatort zu kommen, veranlasste auch Baldachin, die nächtliche Fahrt dorthin auf sich zu nehmen.
    Linkohr überlegte einen Moment, ob er dies dadurch abwenden konnte, dass er die vorherrschenden Witterungsverhältnisse weiter dramatisierte, entschied sich aber, bei seinem ersten großen eigenen Fall strikt bei der Wahrheit zu bleiben. Bis Ziegler und Baldachin eintrafen, war vermutlich der Einsatz ohnehin beendet. Wie immer eben, wenn sich die Lage brenzlig zuspitzte: An der Front waren die niederen Gehaltsgruppen dem Feind ausgesetzt, während die höher Dotierten erst eintrafen, wenn der Pulverdampf längst verraucht war.
    »Wo ist eigentlich Humstett?«, riss ihn Kerstin aus seinen Gedanken heraus, nachdem er die Informationen pflichtgemäß übermittelt hatte.
    »Keine Ahnung. Irgendwo da drüben vermutlich.« Er zeigte zu dem abgesperrten Eingangsbereich, wo das Plastikband ein wildes Schwirren und Rauschen von sich gab.
    Ein Dutzend SEK-Kräfte hatte sich auf den Weg in den Steinbruch gemacht und war mühelos über das geschlossene Tor gesprungen, um den Fußspuren zu folgen, die es dort gab.
    »Weißt du, nach wem wir hier fahnden?«, fragte Kerstin leicht irritiert.
    »Nach allem, was uns der Chef übermittelt hat, kann’s nur der große Doc sein.«
    Kerstin nickte. »Ein sportlicher Typ wahrscheinlich. Ich frag mich nur, warum er nicht zu seinem Auto geflüchtet ist.«
    Linkohr zuckte mit den Schultern. »Ich geh mal davon aus, dass Humstett ihn daran gehindert hat.«
    Kerstin wurde nachdenklich, wurde jedoch vom Martinshorn eines heranbrausenden Mannschaftstransportwagens der Göppinger Bereitschaftspolizei übertönt: »Und was, wenn …«, sie zögerte, »… wenn Humstett unser großer Doc ist?«

73
    Der Geländewagen des SEK war mit dem Schneepflug durch ein kleines Waldgebiet gerast, während der Beamte auf dem Beifahrersitz auf dem Bildschirm eines Laptops die Route verfolgte und die Richtung angab. Das Navigationssystem basierte auf einer Satellitenkarte von Google-Earth, so dass trotz der Dunkelheit und des vielen Schnees den Wiesen- und Waldwegen gefolgt werden konnte. Auch der Rand des Steinbruchs zeichnete sich auf dem Foto deutlich ab.
    »Dort rüber«, sagte der Beamte, der den Laptop auf den Knien balancierte. Die voll aufgeblendeten Scheinwerfer und ein Suchscheinwerfer vom Dach des Fahrzeugs trafen knapp hundert Meter entfernt auf einen tief verschneiten Heckenstreifen, der offenbar das hintere Ende des Steinbruchs markierte. Der Sturm zerrte an dem Gehölz, hob und senkte es, drehte es nach allen Richtungen und erweckte den Eindruck, als sollte das Gebüsch mitsamt den Wurzeln aus dem Erdreich gerissen werden. Aus einer größeren Hecke ragte ein von Raureif

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