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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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beschlagener Hochsitz hervor.
    »Fahr mal da rüber«, entschied der Beamte. Er ging davon aus, dass sich von dort ein Blick in das Becken des Steinbruchs bot.
    Der Geländewagen wühlte sich durch die mindestens 30 Zentimeter hohe Schneedecke, holperte über das gefrorene Erdreich hinweg, gefolgt von drei weiteren Fahrzeugen.
    Der Beamte mit dem Laptop griff zum Funkgerät und erklärte: »Wir stoppen bei dem Hochsitz. Die Hälfte der Mannschaft nach links, die andere nach rechts. Achtung, oberste Priorität: Spurensuche im Schnee. Zielperson befindet sich entweder in diesem alten Steinbruch oder sie ist bereits irgendwo hochgekommen. Dann müssen wir den Spuren folgen. Ende.«
    Der Fahrer hatte den Geländewagen dicht an den Hochsitz herangebracht, die nachfolgenden Fahrzeuge blieben in der Kolonne stehen. Sofort verteilten sich die Einsatzkräfte nach beiden Seiten. Mit wenigen Handgriffen wurden zwei Halogenstrahler zu einer Lücke im Heckenstreifen gebracht, hinter dem sich das Gelände tatsächlich senkte. Eisiger Sturm pfiff über die Freifläche und peitschte den Beamten die Schneeflocken gegen die heruntergeklappten Visiere ihrer Helme.
    Schätzungsweise 150 Meter entfernt und 30 Meter tiefer näherten sich Scheinwerfer. Das waren jene Beamten, die sich über das Eingangstor Zutritt verschafft hatten. Die schwarz gekleideten Personen zogen wie eine Karawane durch eine weiße Wüste. Sie versanken bis zu den Knien im Schnee und kamen nur mühsam voran. Mit Stöcken stocherten sie vor sich in den gefrorenen Untergrund, um etwaige Gräben oder Löcher aufzuspüren.
    Die Männer am Heckenstreifen waren bis dicht zu dem Bewuchs gegangen und verteilten sich in beide Richtungen. Im Abstand von zwei Metern stapften sie hintereinander am Abgrund entlang, wobei jeweils dem Ersten die Aufgabe oblag, auf Spuren zu achten. Immer wieder mussten sie mit Handschuhen über das Helmvisier wischen, weil ihnen sonst der Schnee innerhalb kürzester Zeit die Sicht versperrt hätte.
    Verständigung untereinander war nur mit Handzeichen möglich, weil der Sturm nahezu ohrenbetäubend um den Helm pfiff. Trotzdem wurden alle aus der linken Gruppe sofort auf ein Zeichen des Vorausgehenden aufmerksam: Er hob eine Hand, deutete vor sich ins Gebüsch und richtete den Strahl seiner Lampe dorthin. Die gesamte Gruppe eilte, so gut es ging, zu besagter Stelle, auf die nacheinander weitere Lichtkegel fielen.
    Die Männer erkannten, dass sich im Gestrüpp vor ihren Kollegen eine Person abzeichnete, die sich hinter dem Gehölz versteckt hatte. Es war ein Mann, der eine dicke schwarze Lederjacke trug und dessen Haare schneebedeckt waren. Er zeigte keinerlei Regung, schien erschöpft und von der Kälte gezeichnet zu sein. Er starrte geblendet mit schmalen Augen in das Lampenlicht, das auf ihn gerichtet war. Sein Atem ging schwer. Um seinen Jackenkragen hatte sich bereits dicker Raureif gebildet. Die kampferprobten Männer des SEK erkannten sofort, dass mit keinerlei Widerstand zu rechnen war. Der Wortführer sah ihm fest in die Augen und fragte: »Sind Sie Dr. Moschin?«
     
    Linkohr hatte sich auf eine heiße Dusche gefreut und, wie bereits kurz nach Ende des Einsatzes versprochen, noch einmal vom Diensthandy aus den Chef auf Gran Canaria angerufen, um in Ruhe mit ihm sprechen zu können. Häberle lobte seinen jungen Kollegen und meinte: »Sie werden mal ein würdiger Nachfolger.«
    Linkohr erwiderte nichts. Er wusste, dass darüber andere zu entscheiden hatten – und dass dabei viele Kriterien galten.
    »Sie haben mir vorhin gesagt, dass er keine Angaben machen will«, fuhr Häberle fort. »Hat sich daran etwas geändert?«
    Linkohr hatte sich aufs Bett gelegt, um nach der heißen Dusche die Entspannung zu genießen – leider ohne Kerstin, wie er es empfand. »Nein, er hat nichts mehr gesagt. Er war auch ziemlich fertig – mit sich und der Welt. Sie haben ihn vor Kurzem auf den Hohenasperg gebracht.« Häberle wusste Bescheid: Ins Gefängniskrankenhaus.
    »Er war stark unterkühlt und erschöpft«, berichtete Linkohr weiter. »Und er stand wohl auch unter Schock.«
    »Moschin als der große Doc«, stellte Häberle gelassen fest. »Er hat im Hintergrund die Fäden gezogen. Von ihm ging die Idee mit der Forschung aus, dank derer einige wiederum ihr Schwarzgeld waschen konnten.«
    »Das hört sich plausibel an.« Linkohr war viel zu müde, um weitere Details zu erfragen.
    »Wie ich’s immer sage«, hörte er Häberles angenehme Stimme, die

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