Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Stimme.
Der Mann stand auf, klemmte sich die Kameras unter den Arm und ging steif zu dem Gerümpelhaufen. »Du bist ein kaltes, gefühlloses Miststück.« Ich hörte, wie er außerhalb meines Sichtfeldes grunzend irgendwo dagegen lief. Chris lächelte.
Dann drehte sie sich mit einem selbstgefälligen Grinsen wieder zu der Maschine um. »Ich glaube nicht, dass Morgans Blut sich irgendwie von dem der anderen Subs unterscheiden wird, die wir geschnappt haben«, sagte sie. Mir wurde immer unwohler zumute. Sie wussten meinen Namen. Sie wussten, dass der Hexenzirkel mich zum Dämon erklärt hatte. Ich hatte gedacht, ich könnte dieses wilde Pferd reiten, aber es ging mit mir durch und ich schaffte es nicht, die Zügel anzuziehen.
Die Maschine wimmerte und spuckte das nächste Stück Papier aus. Jennifer griff schnell danach und zog sich dann aus Chris’ Reichweite zurück. Sie riss die Augen auf und ihr entkam ein ehrfürchtiges »Himmel!«.
»Gib mir das«, blaffte Chris und sprang auf, um es ihr abzunehmen. Dann ließ sie sich stirnrunzelnd wieder in den Stuhl fallen, ein wenig schräg, damit sie nur den Kopf wenden musste, um mich zu sehen. An der Art und Weise, wie Jennifer von einem Fuß auf den anderen trat, konnte ich ablesen, dass die Neuigkeit für mich nichts Gutes ahnen ließ.
»Schau dir ihre Rosewood-Werte an«, sagte die jüngere Frau und zeigte über Chris’ Schulter auf das Blatt. »Mein Gott! Sie müsste eigentlich tot sein!«
Chris atmete einmal tief durch und gab den Streifen an Jennifer zurück. »Ich habe noch nie einen so hohen Ausschlag gesehen. Kleb es noch nicht ins Laborbuch, ich lasse die Probe noch mal laufen.«
Aber Jennifer hatte bereits ein abgegriffenes Notizbuch aus einem Karton gezogen und blätterte darin herum. Ich erkannte eines der Bücher, die Chris aus der Industriehalle gerettet hatte. Dann grübelte ich über die Vorgeschichte dieser Menschen nach, während Jennifer den Streifen einklebte, abzeichnete und mit Datum versah.
Mit gerunzelter Stirn studierte Jennifer die Seite. Ich konnte acht eingeklebte Papierstreifen erkennen. Acht Leute, von denen sechs wahrscheinlich tot waren. Ihre sorgfältige Datensammlung würde sie wegen Mordes in den Knast bringen. »Du solltest tot sein«, meinte Jennifer, als sie wieder aufblickte.
»Damit wären wir schon zwei«, knurrte ich. Chris lachte leise, als sie eine neue Ampulle ins Gerät steckte und den Knopf drückte.
»Ein Rosewood-Ausschlag bedeutet noch nicht, dass sie ein Dämon ist.« Chris stand auf, streckte sich und ging zur Arbeitsplatte, um mit einem Glasstab die Suppe umzurühren. »Es heißt nur, dass sie eine Laune der Natur ist.«
»Aber sie sterben aufgrund der erhöhten Rosewood-Werte«, gab Jennifer zurück, »nicht notwendigerweise an der Verwandlung selbst. Mit dem, was sie im Blut hat, sollte sie tot sein. Offensichtlich hat sie irgendetwas, vielleicht ein weiteres Antigen, das die Krankheit neutralisiert, sodass sie überleben kann. Wenn wir herausfinden, was es ist, können wir sie alle am Leben erhalten …«
»Warum?«, unterbrach Chris sie. »Wir sind kein Hotel.«
»Nein, aber du bist ein Metzger«, sagte ich. Niemand beachtete mich, nur Winona zitterte in ihrer Ecke. »Oh Dreck, es tut mir leid«, flüsterte ich, aber sie zog sich von mir zurück.
»Es ist nicht unser Ziel, sie am Leben zu erhalten«, sagte Chris und machte mich damit nur noch wütender. »Wir wollen uns dem Ideal nähern. Soweit es mich betrifft, ist es sogar ein Vorteil, dass sie nicht länger leben. Was sollten wir denn schon mit ihnen anfangen? Sie wie Holz stapeln?«
Mein Gott, diese Frau war unglaublich.
Jennifer senkte den Blick. Sie wirkte unangenehm berührt, als sie sich gegen die Arbeitsfläche lehnte und die Arme um den Oberkörper schlang. Wenn sie so über Antigene sprach, war sie offensichtlich nicht dumm. Vielleicht konnte ich ihr Schuldgefühle machen und sie so überzeugen, uns laufen zu lassen.
Die Maschine spuckte das nächste Papier aus. Chris las es, dann verbrannte sie es am Feuer des Bunsenbrenners. »Ich habe eine bessere Idee, wie wir herausfinden können, ob sie nun ein Dämon ist oder nicht«, sagte sie, während sie beobachtete, wie das Papier in einer seltsamen grünen Flamme verbrannte.
»Nämlich?«
Jennifer klang verängstigt. Zur Hölle, ich wusste, dass ich Angst hatte. Ich schob mich im Käfig ganz nach vorne, ins Licht. »Genau, was denn?«, fragte ich dreist, obwohl ich mich gar nicht so
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