Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
einem zweiten Arbeitsbuch. Sie wirkte eher, als wäre ihr ein widerlicher Geruch in die Nase gestiegen. Doch ihr Widerwillen bezog sich nur darauf, dass Chris Magie gewirkt hatte, nicht auf die Tatsache, dass sie jemandem Schmerzen bereitet hatte. »Ich habe einen Fluch gewirkt, und es hat funktioniert. Morgans Blut ist dämonisch. Wir haben praktikables Dämonenblut, und es hat mich nicht meine Seele gekostet!«
Was in gewisser Weise die Frage beantwortete, wie sie an den Fluch gekommen waren, mit dem sie die Frau im Keller des Museums versteckt hatten. Sie hatten versucht, Blut von einem Dämon zu bekommen, und hatten sich dann mit einem Fluch zufriedengeben müssen, um ihren Fehler zu verbergen. Wer auch immer ihn gewunden hatte, lachte sich entweder gerade über ihre Bemühungen tot, oder jubelte, weil sie auf ihre Vernichtung zusteuerten. Gott, ich konnte nur hoffen, dass es nicht Newt war.
Ich war es leid. Wieder befühlte ich mein silbernes Armband. Ich kam mir mehr als dumm vor. Ich war so blind und ahnungslos gewesen. Wäre ich eine normale Hexe gewesen, wäre es kein Problem gewesen, dass ich keine Magie besaß, aber das Blut in meinen Adern bedeutete unendliche Macht. Es verlieh mir auch die Fähigkeit, diese Macht zu schützen – aber die hatte ich einfach weggeworfen. Es war mein Fehler. Das alles.
»Du hast dieser Frau Schmerzen zugefügt«, meinte ich sarkastisch. »Gratulation. Das schaffe ich auch mit meinem Fuß, dafür braucht man keinen Fluch.«
»Sie ist keine Frau, sie ist ein Tier«, erklärte Chris. Mein Gesicht wurde heiß.
Der Mann runzelte die Stirn, dann setzte er sich vor die Monitore und justierte sie so, dass sie drei Ecken eines leeren Kellers zeigten. »Seid einfach nur leiser«, meinte er, bevor er uns den Rücken zukehrte, als wäre es völlig normal, dass hinter ihm eine Frau schluchzte. »Oben werden Führungen abgehalten, wisst ihr?«
Und jetzt wusste ich es auch.
Jennifer schob Chris ihr Notizbuch hin, und die Blondine zeichnete es mit einer fröhlichen Bewegung ab. »Mir gefällt es trotzdem nicht, wenn du Magie einsetzt«, sagte Jennifer, als sie das Buch wieder zu den anderen in den Karton legte. »Es ist böse.«
»Dieser Krieg wird durch Magie gewonnen«, antwortete Chris, die bereits zu ihrem Dämonentext zurückkehrte. »Wenn es nur eine Frage der Waffenstärke wäre, hätten wir schon längst gesiegt.« Mit dem Eifer der Dummen fing Chris an, in dem Buch zu blättern als wäre es ein Geschenkkatalog. Sie merkte Seiten ein und freute sich hörbar über die neuen Möglichkeiten.
Ich streichelte Winona ein letztes Mal die Schulter, dann stellte ich mich vor die Käfigtür. Sie war massiv und mit einem Schloss gesichert, das man nicht knacken konnte. »Ihr werdet das nicht überleben«, sagte ich zitternd, und ich meinte es ernst. Ich hasste Tyrannen, und nichts anderes war Chris. Eine magiewirkende Tyrannin, die ein Problem damit hatte, dass nicht alle die Welt genauso sahen wie sie.
»Das habe ich schon«, antwortete Chris locker. »Mmm. Ich habe ihre Ausgangswerte. Lasst uns den Mutationsfluch probieren.«
In mir stieg das Bild der Frau im Keller auf.
Jennifer, die sich gerade an den Schlafsäcken zu schaffen gemacht hatte, drehte sich um. »Um ihr Blut zu verändern? Warum? Es ist doch schon dämonisch.«
»Nicht Morgan.« Angst um Winona packte mich. »Aber wir werden ihr Blut benutzen, nicht das Zeug vom letzten Sub. Da ihr Blut Dämonenmagie aktivieren kann, wird es funktionieren, und dann haben wir zwei.«
Ich sah zu Winona. Sie hatte genauso viel Angst wie ich, dabei hatte sie die schrecklichen Überreste der vergrabenen Frau nicht einmal gesehen. Jennifer allerdings schon. Sie wirkte beunruhigt.
»Nein«, hauchte ich, trat ans Gitter und rüttelte daran. »Jennifer, du hast gesehen, was es mit der letzten Frau angestellt hat. Es ist zu stark für sie. Bei der Liebe Gottes! Tut das nicht!«
»Schnauze!« Chris ließ das Dämonenbuch auf den Tisch fallen. Weitere Seiten ergossen sich daraus wie Blut.
»Er ist nicht hier«, sagte Gerald, woraufhin Chris fast ausrastete.
»Das ist mir egal!«, brüllte sie. »Wenn ich sage, wir tun es jetzt, dann tun wir es jetzt! Soweit wir wissen, könnte er in einem FIB-Gefängnis sitzen! Holt das Sub aus dem Käfig und schafft es in einen Schutzkreis!«
Oh Gott, sie würden es wirklich tun.
»Ihr fasst sie nicht an!«, schrie ich. Mein Herz raste. Winona drückte sich hinter mir an die Wand, aber Gerald nahm
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