Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Worte.«
»Was, wenn ich aus Versehen mich selbst anzünde? Oder dich?«
Ich lächelte, weil ich mich daran erinnerte, wie ich Ceri exakt dieselbe Frage gestellt hatte, als sie mir den Zauber beibrachte. »Es funktioniert nicht bei Wesen mit einer Aura«, sagte ich. Mein Lächeln verblasste. Ich hatte den Zauber einmal verwendet, um Kistens Mörder zu Asche zu verbrennen, aber der Vampir war schon fast ein Jahr tot gewesen – wirklich tot –, bevor ich ihn gefunden hatte. »Es ist ganz einfach. Du verbindest dich mit einer Kraftlinie, machst die Fingerbewegungen und sagst die zwei lateinischen Worte. Oh! Und du brauchst ein Bezugsobjekt.«
Ich streckte die Hand durch das Gitter und zerrte an einem losen Stück Draht, um es abzubrechen. »Manchmal benutze ich eines, manchmal nicht. Es hängt davon ab, wie, ähm, konzentriert du bist.«
Das Drahtstück löste sich mit einem leisen Klicken. Zögerlich gab ich es Winona. Sie konnte den Draht ja schlecht festhalten, während sie die Finger bewegte, und es in den Mund zu nehmen, wie ich es mit dem Wasser tat, war wohl kaum die beste Lösung.
»Ähm, vielleicht solltest du einfach mit dem Fuß das Gitter berühren«, meinte ich. »Das stellt auch eine Verbindung her.«
Winona nahm mir den Draht ab. Ich starrte sie schockiert an, als sie ihre Bluse hob und das Drahtstück in einer Hautfalte an ihrem Bauch verschwinden ließ. »Ich, ähm, habe einen Beutel«, sagte sie. Ich bemerkte erst, dass mir der Mund offen stand, als ihre Verlegenheit überdeutlich wurde.
»Weiß Gerald das?«, fragte ich. Sie grinste.
»Nö.«
»Nun, wenn das hier nicht funktioniert, kannst du vielleicht etwas zu uns reinschmuggeln.«
»Ich bin dir weit voraus«, sagte sie. Ihre Hand glitt wieder in den Beutel, dann zog sie eine Büroklammer und ein scharfes Stück dünnes Plastik heraus. »Steck das in deine Socke, okay? Es juckt wie verrückt.«
»Winona!« Ich steckte die Sachen weg. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein fantastischer Runner wärst?«
»Ich war auf der Schauspielschule«, sagte sie nur, und als sie grinste, reflektierten ihre Zähne das wenige Licht.
Die Büroklammer war warm von ihrem Körper, und das Plastik war hart, aber bald schon spürte ich beides nicht mehr. »Mit dem Bezugsobjekt musst du nur auf die Stelle schauen, an der du die Hitze erzeugen willst, dann wird der Zauber dort wirken.«
»Ich muss nur hinschauen?«, fragte sie ungläubig.
»Du hast noch nie etwas in der Art getan, oder?«, fragte ich. Sie bewegte sich nervös. »Es ist nicht so schwer, wie die meisten Hexen behaupten. Du kannst das.«
Sie nickte. »Ich habe die Worte vergessen.«
Ich unterdrückte ein Seufzen und fragte mich, ob ich als Lehrerin wohl noch ungeduldiger war als Ceri. »Wir machen es zusammen«, sagte ich. »Brennende Kerze und drehende Sterne, mit Reibung fängt es an und endet gerne. Consimilis !«
Sie ahmte mich nach, und zusammen klatschten wir. » Calefacio !«, sagten wir dann gleichzeitig, während unsere Finger sich im Einklang bewegten. Winona zuckte zusammen, als die Energie sie durchfloss, und ich unterdrückte einen Schrei, als Funken von der Tür aufstoben.
»Du hast es geschafft!«, rief ich und krabbelte vor, um gegen die Tür zu drücken, doch sie war immer noch verschlossen. Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen, aber Winona war begeistert.
»Es hat funktioniert!«, sagte sie. Sie schien überhaupt nicht beunruhigt, weil es nicht den erwünschten Effekt hatte. »Es ist, als hätte ich einen Löffel in die Mikrowelle gelegt! Lauter Funken! Ich werde es noch mal probieren.«
»Warte kurz«, sagte ich und berührte vorsichtig das Metall. Es war nur ein bisschen warm geworden. »Jag das Doppelte hinein, und ich trete gleichzeitig dagegen.«
»Was, wenn du Feuer fängst?«, fragte sie. Ich ballte die Hände zu Fäusten und bereitete mich vor.
»Dann lösch mich, aber ich werde in dem Moment gegen das Schloss treten, in dem du das letzte Wort sagst.«
Winona holte nervös Luft, während ich die Zähne zusammenbiss und mich auf die Tür konzentrierte. Das war wirklich dämlich. Warum zur Hölle hatte ich je meine Magie aufgegeben? Weil ich nicht für den Rest meines Lebens im Jenseits leben wollte? Weil Al so sauer sein würde, dass er mich in einer Kiste einschloss? Okay, das waren wirklich gute Gründe, aber es wurde Zeit zu akzeptieren, dass meine Magie eben einen schrecklichen Preis forderte. Es war Zeit, diesen Preis zu bezahlen, auch
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