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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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im schwachen Licht und jagten mir einen Schauer über den Rücken.
    »Ich beherrsche keine Zauber«, sagte sie. »Besonders nichts so Kompliziertes wie ein Licht zu erzeugen.«
    Ich gab es auf, an dem Maschendraht zu rütteln, und ging zu ihr. »Ich schon«, sagte ich, als ich über ihr stand. Langsam nahm in meinem Kopf ein Plan Gestalt an, und ich wurde ganz kribbelig. »Ich kann es dir beibringen.« Ich setzte mich nach denklich neben sie und hielt mir vor Augen, wie dick und stummelig ihre Hände jetzt waren. Trotzdem, sie hatte Finger, also müsste sie einen Kraftlinienzauber wirken können.
    »Wirklich?«
    Es war die Hoffnung in ihrer Stimme, die mich endgültig überzeugte. Stummelfinger oder nicht, wir mussten es wenigstens versuchen. »Vielleicht können wir das nutzen, um hier rauszukommen«, sagte ich, dann nahm ich ihre Hand und sah sie mir an. »Ich kenne einen Zauber, der Dinge aufwärmt, sie verbrennt. Wenn du die Gitter erhitzt …«
    Sie entzog mir ihre Hand. »Ich habe Angst.«
    »Winona …«
    »Was soll denn werden, wenn wir entkommen?«, fragte sie lauter. »Was passiert dann? Rachel, ich bin ein Monster!«
    Mein Kiefer schmerzte, und ich zwang mich dazu, mich zu entspannen. »Du bist kein Monster.«
    »Dann bin ich eben eine Missgeburt!«
    Frustriert packte ich ihre Schultern und zwang sie, mich anzusehen. »Du bist keine Missgeburt. Sie haben dich verflucht, aber Flüche können entwunden werden.«
    Auf ihrer Wange glitzerte etwas, und sie rieb sich mit einer dicken Hand über das Gesicht. »Versprochen?«, flüsterte sie. »Ich glaube nicht, dass meine Katze nach Hause kommen wird, wenn sie mich so sieht.«
    Ich wusste, dass es der Versuch war, die Sache humorvoll anzugehen, und das bestärkte mich nur in meiner Entschlossenheit. Ich würde nicht zulassen, dass sie ihr Leben in dieser Gestalt verbringen musste. »Ich verspreche es«, sagte ich, aber mit einem unguten Gefühl. Ich verspreche? Ich kann ihr überhaupt nichts versprechen! Was tue ich hier?
    »Okay.« Winona atmete tief durch und schien sich zu sammeln, als wollte sie sich auf eine große Aufgabe vorbereiten. Sie hatte nicht nur zugestimmt, uns zu befreien, sondern auch die Aussicht auf eine Flucht akzeptiert und damit die Gefahr, dass andere sie in dieser Gestalt sehen würden, bevor sie einen Weg zurück in die Normalität fand.
    Ich umarmte sie voller Stolz. Sie roch jetzt ganz anders, nachdem sie offenbar kein Eiweiß mehr im Körper hatte. Wie eine Wiese im Sonnenlicht. Gut.
    Ich löste mich von ihr und nickte einmal. »Okay.« Ich musterte nachdenklich die Tür, obwohl ich schon wusste, dass die größte Schwachstelle das Schloss war. »Ich habe noch nie je manden unterrichtet, aber ich kenne einen weißen Kraftlinien zauber, den ich benutze, um damit Wasser zu erhitzen. Ich sehe keinen Grund, warum er nicht auch bei Metall funktionieren sollte. Wenn wir das Schloss oder die Scharniere genug erhitzen, können wir vielleicht den Riegel aufbrechen.« Ich streckte mich und trat mit den Füßen gegen die Tür. Sie gab ein wenig nach. »Ich zeige es dir einmal, dann versuchst du es selbst. Kannst du mich auch gut sehen?«
    »Ich sehe alles«, sagte sie und schloss einmal kurz ihre großen Augen. »Ich sehe jetzt sogar besser als mit Licht.«
    Ooo-kay . »Ich sage die Worte und mache gleichzeitig die Fingerbewegungen«, erklärte ich und schob mich näher an sie heran. »Brennende Kerze und drehende Sterne, mit Reibung fängt es an und endet gerne«, sagte ich und fühlte mich ein bisschen dumm dabei. Aber der Reim half mir, mich an die Fingerbewegungen zu erinnern. Winona bemühte sich, mich nachzuahmen, und bewegte dabei lautlos die Lippen.
    Ich klatschte in die Hände und sagte: » Consimilis .«
    Sie zuckte zusammen, und ich schob hinterher: »Kalt und heiß, gebunden im Kerne, Calefacio !«
    Winona sah mich zögerlich an, dann fragte sie: »Sollte jetzt nicht irgendetwas geschehen?«
    Ich rückte ein wenig von ihr ab. »Schon, wenn ich mit einer Kraftlinie verbunden gewesen wäre«, erklärte ich widerstrebend. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, den Zauber ohne Verbindung zur Kraftlinie zu wirken – als ginge man im Dunkeln eine Treppe hoch, nur um beim letzten Schritt festzustellen, dass die oberste Stufe verschwunden war und man ins Nichts fiel. »Lass mich dir die Fingerbewegungen noch einmal zeigen.« Sie nickte. »Der Reim dient nur als Gedächtnisstütze. Wichtig sind die Bewegungen und die lateinischen

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