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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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konnte deutlich die weißen Spuren sehen, weil ich ihn zu fest gehalten hatte. »Es tut mir leid«, sagte ich, und plötzlich wirkte er erschöpft.
    »Das hier?« Er hielt die Hand hoch, an der die Male bereits verblassten.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte Angst davor, mein zweites Gesicht zu heben, weil ich fürchtete, dass Al bereits auf mich wartete. »Das, was gleich passieren wird.«
    Schweigend stand er auf und stellte sich neben mich. Er wich meinem Blick aus, und ich fragte mich, wie es sich für ihn angefühlt hatte, als seine Seele durch die Risse und Spalten in meine gekrochen war, um die Mauer zu sprengen, die er darum errichtet hatte. Er sah immer noch auf seine Hand. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran, wie Al ihm die Finger abgerissen hatte, in dem Versuch, ihn Stück für Stück ins Jenseits zu ziehen. Ich spürte einen Stich, der nichts mit Al zu tun hatte, nahm seine Hand und drehte sie um. »Darf ich deine Hand heilen, wenn das hier vorbei ist?«, fragte ich, während er sich unter meiner Berührung versteifte.
    Dann entspannte er sich wieder. »Wenn du möchtest«, meinte er und entzog mir seine Hand.
    »Bist du sicher, dass du die Dämonen heilen kannst?«, fragte ich. Er nickte und trat unsicher hinter mich, während ich meine freie Hand auf den Spiegel legte. Al würde mir zuhören. Dafür würde er alles geben. Wenn er mir glaubt . Angsterfüllt schloss ich die Augen, holte tief Luft und nahm die Herrlichkeit der Kraftlinienenergie in mich auf. In mir tobten die unterschiedlichsten Emotionen – Zweifel; Grauen; die Angst, dass ich meinem mutigen Eid, wirklich ein Dämon zu sein, nicht gerecht werden konnte; Hoffnung; Selbstvertrauen; und überschäumende Freude, wieder mit den Linien verbunden zu sein. All das vermischte sich in mir, bis ich das Gefühl hatte, ich müsse mich übergeben. Zitternd verband ich mich mit dem Kollektiv, und ich spürte, wie Trent sein Gewicht verlagerte. Al? , rief ich in Gedanken, bevor ich den Mut verlieren konnte. Er wird zuhören. Ich werde ihn dazu zwingen.
    Aber da war nichts. Keine Antwort, kein Echo. Ich runzelte die Stirn, und zu allem anderen gesellte sich nun Sorge.
    »Vielleicht ist er tot oder im Gefängnis«, sagte Trent, weil er aus meiner Haltung ablesen konnte, was los war.
    »Oder er schläft«, meinte ich. Ich hatte das schon erlebt, also verdrängte ich meine Angst und sammelte mich, um es ein weiteres Mal zu versuchen. Al! , schrie ich lautlos. Ähm, hier ist Rachel .
    Dieses Mal fühlte ich eine leise Bewegung, als hätte eine Fledermaus ein kleines, glänzendes Auge geöffnet, in dem sich die Welt kalt und gefühllos spiegelte. Ein Bewusstsein schloss sich meinem an. Er war es, und sofort spürte ich das Adrenalin der Angst in meinen Adern. Ähm, Al? , fragte ich wieder und konzentrierte mich misstrauisch auf den zunehmenden Hass in mir, der sich zusammen mit einem Bild von Al in meiner Psyche aufbaute.
    Verdammte Eitereimer . Sein böser, kalter Gedanke schoss durch meinen Kopf, kalkulierend, uralt, verbittert – und vollkommen ohne seinen üblichen, britischen Akzent. Schon zurück? Lass mich zur Hölle noch mal in Frieden!
    Das kurze Aufflammen seines Willens warnte mich, und ich riss die Hand vom Glas. Dann zuckte ich zusammen, als ein Knall in meinen Ohren widerhallte und meinen Schoß erschütterte. In meinem Spiegel entstand ein kleiner Riss.
    »Was ist passiert?«, fragte Trent und lehnte sich über meine Schultern.
    Ich konnte ihn riechen und seinen Atem auf meiner Haut spüren, aber mein Blick ruhte weiterhin auf dem Spiegel. Vorsichtig befühlte ich das Mal, spürte aber nur den glatten, makellosen Spiegel. Der Riss hatte das Glas nicht ganz gesprengt. Doch die Menge mentaler Energie, die nötig war, um selbst diesen Haarriss zu erzeugen, war gewaltig gewesen. Hätte ich die Verbindung nicht rechtzeitig getrennt, hätte es mich erwischen können.
    »Er hat meinen Spiegel zerbrochen«, sagte ich. Ich war mir nicht sicher, ob er noch funktionieren würde. »Er glaubt nicht, dass ich es bin. Er dachte, ich wäre einer seiner Kumpel, der sich über ihn lustig macht.« Waghalsig legte ich die Hand wieder auf die Anrufungsglyphe. »Gib mir einen Moment.«
    »Ähm, Rachel?«, meinte Trent, aber ich schüttelte seine Hand ab und konzentrierte mich auf den Spiegel.
    Hey, du trauriges Abziehbild eines widerlichen Dämons , dachte ich laut. Du hast meinen verdammten Spiegel zerbrochen! Es hat mich einen ganzen Tag gekostet, ihn zu

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