Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Zauber, die sie alle haben. Du brauchst die hier dringender als ich.« Fast schon wütend musterte er die Zauber. »Ich habe mich in den letzten paar Jahren durch die Bibliothek meiner Mutter gegraben und Dinge ausprobiert, einfach um zu sehen, ob sie funktionieren. Habe sie nötigenfalls ein wenig angepasst. In fünfhundert Jahren ändert sich einiges. Manchmal ist es nicht das Mehl, das den Zauber richtig webt, sondern der Kalkspat vom Mühlstein darin. Ceri …« Er runzelte kurz die Stirn, dann sprach er weiter: »Ceri hält es für Zeitverschwendung, aber mir ist es wichtig, dass wir unser Erbe so weit wie möglich zurückgewinnen. Wenn du sie nicht nimmst, stopfe ich sie einfach in eine Schublade.«
Das war eine interessante Geschichte, aber ich kaufte sie ihm nicht ab. Stattdessen starrte ich ihn an. »Quen sitzt draußen im Auto?«
»Ja …«, meinte er vorsichtig.
»Ich bin gleich zurück.«
»Rachel, warte.«
Mein Atem stockte, als Trent im Vorbeigehen nach meinem Ellbogen griff. Seine leichte Berührung ließ mich innehalten. Ich starrte auf seine Finger an meinem Arm, und er ließ mich los.
»Okay, den Ring habe ich extra für dich gemacht, nachdem du heute gegangen warst«, sagte er, und mein Herz machte einen Sprung. »Aber ich arbeite wirklich daran, meine Zauberbibliothek zu modernisieren, und du kannst genauso gut ein paar der Resultate verwenden. Deine Kirche lag auf dem Weg zu meinem Meeting, und …« Er verstummte, als ich ihn musterte. »Du solltest meinen Schrank sehen. Kistenweise Zauber, die nie benutzt werden …«
»Er parkt direkt vor der Kirche, richtig?«, fragte ich und deutete in den dunklen Flur.
Trent ließ den Kopf hängen, und ich zögerte, während die Kerle vorne in der Kirche auf dem Billardtisch herumhämmerten. Er wusste, dass ich nicht rausgehen würde, aber vielleicht brachte ihn die Drohung trotzdem dazu, mir mehr zu erzählen. Und tatsächlich, er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, bis es ganz durcheinander war, und verlagerte sein Gewicht. Als er mich schließlich ansah, wirkte er fast wütend. »Kann ich doch einen Kaffee haben?«, fragte er knapp, und ich unterdrückte ein Lächeln.
»Sicher.« Gespielt keck und selbstbewusst wandte ich ihm den Rücken zu und setzte eine frische Kanne Kaffee auf. Ich drehte den Wasserhahn nicht voll auf, um ihn besser hören zu können.
»Mein Vater war Geschäftsmann«, sagte Trent, und ich drehte den Hahn wieder zu. »Ein guter.«
Ich griff nach dem Lappen, den Wayde liegen gelassen hatte, um die Unterseite der Kanne abzuwischen. »Genau wie du.«
Trent verzog das Gesicht. »Sagt man. Hast du gehört, wie meine Mutter gestorben ist? Nicht die offizielle Version, sondern was wirklich geschehen ist?«
Mein Lächeln verblasste. »Nein.«
Er schwieg, und ich las aus seiner konzentrierten Miene, dass er nach den richtigen Worten suchte, also holte ich den Kaffee aus dem Kühlschrank. Die Tüte war kalt, und als ich sie öffnete, roch es ganz wunderbar: bitter wie verbrannter Bernstein und doch so reichhaltig wie ein Sonnenaufgang.
»Ich habe massenweise Erinnerungen an sie. Schick und wunderschön, wie nur Mütter es in den Augen ihrer Kinder sein können«, sagte er, nur wenige Schritte von mir entfernt und doch meilenweit weg. »Ihre Haare schön frisiert und nach Parfüm duftend, während die Diamanten im Schlaflicht glitzerten.« Er lächelte, aber nur für sich. »Bei offiziellen Auftritten war sie die perfekte Politikergattin, aber ich erinnere mich am besten an sie, wenn sie von irgendwoher zurückkam und noch einmal kurz bei mir ins Schlafzimmer sah. Ich glaube nicht, dass sie je erfahren hat, dass ich wach war. Es ist seltsam, dass man sich oft am besten an die Dinge erinnert, die man im Halbschlaf gesehen hat.«
Ohne ihn anzusehen, maß ich den Kaffee ab. Meine Mutter hatte nie Diamanten getragen, wenn sie mich ins Bett brachte.
»An den Tagen, an denen sie sich nicht von mir verabschiedeten, roch sie bei ihrer Rückkehr nach Öl, Metall und Schweiß. Wie ein Schwert, Rachel«, sagte er. Ich hielt die Luft an, als ich seine ernste Miene sah. »Daran erinnere ich mich am besten. Bis zu dem Tag … an dem sie gar nicht zurückkam. Quen will nichts sagen, aber ich glaube, sie war an dem Abend, an dem sie starb, mit deinem Vater zusammen.«
Mein Gott. Kein Wunder, dass er mich gehasst hatte. »Das tut mir leid. Es muss hart sein.«
Eine Schulter hob sich und fiel wieder. »Wahrscheinlich nicht härter als
Weitere Kostenlose Bücher