Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Wandel damit«, fluchte ich leise und streckte Wayde den Queue wieder entgegen. Ich würde in diesem Spiel wohl höchstens drei Stöße machen.
Wayde ignorierte den Stock und legte stattdessen sowohl die Zehn als auch den Spielball zurück an ihre Ausgangspositionen. »Versuch es noch mal«, sagte er. Das Licht über dem Tisch ließ seinen kurzen Bart golden schimmern, als er lächelnd zurücktrat. »Und wähl einen etwas spitzeren Winkel.«
Bei dieser ritterlichen Geste kniff ich die Augen zusammen. »Ich brauche kein Mitleids-Handicap«, sagte ich. Jenks flog mit laut klappernden Flügeln zu Ivy.
»Das hat nichts mit Mitleid zu tun«, sagte Wayde, während Ivy die Seiten rascheln ließ, um Jenks’ schlecht geflüsterten Kommentar zu übertönen. »Du bist gut. Du musst dir nur mehr Zeit lassen und dich besser konzentrieren.«
Meine Hand schloss sich um die Weiße und ich knallte sie wieder dorthin, wo sie vorher hingerollt war. »Du bist dran.«
»Hey! Pass auf den Schiefer auf!«, rief Ivy.
»Tut mir leid«, meinte ich, dann drehte ich mich zu Wayde um, um ihm mitzuteilen, dass er den Queue jetzt entweder nehmen oder ihn sich operativ entfernen lassen musste, doch er hatte den Spielball schon wieder verschoben. »Ich habe gesagt, du bist dran!«
»Konzentrier dich.« Waydes Blick ruhte auf dem Tisch, nicht auf mir. »Und atme beim Stoß aus.«
»Ja, stoß, Baby!«, schrie Jenks und ließ über Ivys Kopf die Hüften kreisen.
»Oh mein Gott«, murmelte ich, aber dann beugte ich mich über den Tisch, weil ich diesen Stoß wirklich hätte schaffen müssen. Ich atmete tief durch, entspannte mich und verdrängte alles andere … meine Gedanken an Kisten, meine Wut auf MegPaG, meine Sorge um Winona – meine aufkommenden Zweifel, dass Trent nur versuchte, mich dazu zu bringen, für ihn zu arbeiten. Mit einer sauberen Bewegung traf ich die Kugel. Sie rollte über den Filz als würde sie meine Aura mit sich ziehen, berührte die Zehn fast unhörbar, übertrug ihren Schwung und schickte sie mit einem befriedigenden kleinen Plopp ins Loch.
Erfreut richtete ich mich auf und lächelte Wayde an, als ich ihm den Queue zurückgab. »Nett, aber du bist dran«, sagte er, nahm den Stock allerdings entgegen.
»Nein, den Stoß hast du mir geschenkt«, widersprach ich. »Du bist dran.«
Wayde nickte. Elegant trat er an den Tisch und entschied sich für einen Stoß, der einfach hätte sein müssen – bis er ihn völlig versaute und den Spielball quer über den Tisch jagte, ohne etwas zu berühren, sodass er schließlich nur Zentimeter vor seinem Startpunkt wieder ausrollte.
Jenks pfiff beeindruckt. Ich bewunderte ihn ebenfalls, auch wenn mein Lächeln trocken war. Das war Absicht gewesen, aber was sollte ich machen? Foul schreien und das Spiel abbrechen? »Das war knapper als Tinks … ähm, er ist gut«, sagte Jenks zu Ivy, dann schoss er davon, um seinen Kindern ein weiteres Mal die Kreide abzunehmen.
Ich hielt die Hand hoch, und die Kreide fiel hinein. Er ist gut , dachte ich, während ich meinen Queue bearbeitete. Vielleicht ein bisschen zu gut . Ich konzentrierte mich auf die Dreizehn und versenkte sie mühelos.
Wayde grinste und fuhr mit einer Hand über seinen Bart. »Will noch jemand Chips?«, fragte er und ging Richtung Küche, weil er fälschlicherweise davon ausging, dass ich noch ein paar Kugeln versenken würde, bevor er wieder dran war. Genau. Wirklich sehr wahrscheinlich.
Ivy verzog das Gesicht, als Jenks’ Kinder lautstark und schrill ihre Wünsche kreischten. Ich wusste, dass sie Englisch sprachen, aber so schnell, dass ich kein Wort verstehen konnte. Wayde verzog ebenfalls schmerzerfüllt das Gesicht. Sie verschwanden in einer lärmenden Wolke im Flur, während Jenks ihnen langsamer folgte. Ich hörte einen Knall aus dem Hänge regal, dann rief Wayde uns zu, dass nichts kaputt gegan gen sei.
Ich seufzte, stützte mich auf meinen Queue und betrachtete den sonnenbeschienenen Tisch. Hinter mir sagte Ivy fast drohend: »Sie werden alles mit Fett beschmieren.«
Ich schlenderte um den Tisch herum und entschied, einen riskanteren Bandenschuss zu wagen, jetzt, wo Wayde nicht hier war, um mir zu sagen, wie ich es anstellen sollte. »Letzte Woche hast du dir um so was noch keine Sorgen gemacht.«
»Letzte Woche war es ein schrecklicher Tisch.«
Ihre Zeitschrift raschelte, ich machte meinen Stoß und versagte. Ich richtete mich auf, musterte wieder den Tisch und beschloss, noch einen Stoß zu machen. Es war
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