Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
sammelte. »Und ich will sehen, dass du es auch glaubst. Außerdem bist du die Einzige, die weiß, wie sie vorher aussah.«
Ich bewegte mich unruhig. »Was, wenn ich alles schlimmer mache?«, fragte ich, aber Al zuckte nur mit den Achseln. Doch er hatte seine Hände immer noch hinter dem Rücken verschränkt. Das war eines der wenigen verräterischen Zeichen seiner Körpersprache. Als ich Ceri ansah, zog sie fragend eine Augenbraue hoch, weil sie es auch erkannt hatte.
»Soll ich sie holen?«, fragte Ceri und wippte Lucy auf ihrem Schoß, um das Mädchen abzulenken.
Al zog an einer Uhrkette und holte so eine winzige Taschenuhr hervor. »Das wäre schön«, sagte er geistesabwesend. »Sie klingt faszinierend.«
»Es ist nicht faszinierend, es ist schrecklich«, sagte ich wütend, sah dabei aber immer noch zu Ceri. Ich erkannte ihre Hoffnung, ihr Vertrauen in mich. »Ich werde es probieren, wenn sie es riskieren will«, erklärte ich dann.
Plötzlich hatte ich Lucy in den Händen, da Ceri aufstand und dabei das Baby einfach auf meinem Schoß absetzte. »Ich hole sie«, erklärte Ceri atemlos, dann rannte sie fast lautlos über den Weg davon.
»Ceri!«, rief ich, während ich das Kind ungeschickt vor mich hielt, aber es war zu spät. Lucy drehte mit einem bestürzten Schrei den Kopf, um ihrer Mom hinterher zu schauen. Dann verzog sie das winzige Gesicht und fing an zu weinen. »Trent, kannst du mir mal helfen?«, bat ich, aber Trent stand erst auf, als Al vortrat und sagte: »Ich mache das.« Da nahm Trent beide Kinder und setzte sich mit ihnen auf eine Bank, die ein Stück weit entfernt stand.
Ich atmete erleichtert auf, als er den Abstand zwischen Al und den Kindern vergrößerte. Ich hatte sie seit einem Monat nicht gesehen, und Lucy stand bereits. Schwankend hielt sie sich an Trents Knie fest und schrie nach ihrer Mutter. Ray war ebenfalls nicht glücklich. Sie wirkte jedoch eher wütend und verzog genervt das Gesicht, als Lucy das Gewächshaus mit ihren Schreien erfüllte.
»Al …«, flüsterte ich, weil ich wollte, dass er den Fluch wirkte, aber er schüttelte nur den Kopf.
»Nein«, sagte er und musterte interessiert einen kleinen Speer, der plötzlich aus seinem Arm ragte. Anscheinend mochten die Fairys ihn nicht. »Dein Fluch sieht gut aus. Ich will nicht, dass du mich dumm dastehen lässt.«
»Lügner«, sagte ich, und er drehte sich schockiert zu mir um.
Er zog den Speer aus seinem Arm und ließ ihn fallen. Es war offensichtlich, dass er widersprechen wollte, aber dann sackte er in sich zusammen. Nervös sah er zu Trent, der sich bemühte, die beiden Kinder zu beruhigen, dann trat er ganz nah an mich heran. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, und er legte eine Hand auf den Tisch, um mich quasi festzunageln. »Zur Hölle, Rachel«, hauchte er mir ins Ohr, und ich unterdrückte ein Zittern. »Ich weiß doch auch nicht, was ich tue. Wenn du es versaust, sieht es aus, als hätte Rachel mal wieder etwas Dämliches getan. Wenn ich es versaue, sieht es aus, als wüsste ich nicht, was ich tue. Das Erste ist peinlich, aber das Zweite ist unerträglich .«
Er zog sich ruckartig zurück, als das Klappern von Hufen zu uns drang. Dann zog er mich aus meinem Stuhl. »Kinn hoch, Brust raus, gerade stehen«, sagte er und schlug mir in schneller Folge auf Bauch und Schulter, bis ich mit grimmiger Miene aufrecht vor ihm stand. »Sag nichts. Ceri hält mich für einen Gott.«
Ich wusste, dass das nicht stimmte. Langsam schob ich mich von ihm weg, während er in tadelloser Haltung wartete, als empfinge er gleich königlichen Besuch. Irgendwie wirkte er so, als gehöre er hierhin, zwischen die Farne und das viktorianische Mobiliar. Ceri und Winona waren kaum zu erkennen, als sie um die Ecke bogen, denn Ceri trug lediglich eine kleine Gartenlaterne in der Hand. Trent zeigte auf sie, die Mädchen drehten sich um und Lucys jämmerliches Weinen verwandelte sich in ein erwartungsvolles Hopsen, damit Ceri kam und sie hochhob.
Winona sah auf, als ich sie grüßte. Sie trug einen bequemen, langärmligen Pullover und einen bodenlangen Rock, aber ihr grauhäutiges, hässliches Gesicht mit den gebogenen Hörnern und dem unnatürlich langen Kinn war alles andere als normal. Ihr Kopf war übermäßig schwer, und ihre Ziegenaugen reflektierten das Licht wie die einer Katze.
»Hi, Rachel«, sagte sie, aber ihr Lächeln verblasste, als sie von mir zu Al sah. Sie umklammerte Ceris Arm und flüsterte: »Ist er das?«
»Ja!«,
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