Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
mich. Ich konnte fühlen, wie sie gegen Winona drängte, und flüsterte: »Greif nach der Linie. Lass sie durch uns beide fließen.«
Sie holte zitternd Luft, dann ließ die Blockade nach und die Energie zwischen uns glich sich aus. »Entzieh dich nicht«, sagte ich. Als ich ihr Nicken spürte, zog ich mehr Kraftlinienenergie in mich.
Sie keuchte, dann fühlte ich, wie ihre Seele erbebte. Das war der Moment, in dem ich das Dämonenkollektiv berührte. »Uno homo nobis restituted rem« , sagte ich und betete inständig, dass ich nichts vergessen hatte und Winona nicht den Preis für meine Dummheit zahlen musste. Ich hatte die Aktivierungs phrase selbst ausgewählt, und auch wenn es nicht grammatikalisch korrekt sein musste, hoffte ich doch, dass es so war – sonst wäre ich die Lachnummer des Jenseits.
Winona keuchte gurgelnd, und ich riss die Augen auf. Eine sichtbare Schicht aus Jenseits überzog sie in der goldenen Färbung meiner Aura, getrübt durch Dämonenschmutz. Winona brach zusammen, und als ich fühlte, wie die Magie auf mich zurückschwappte, ließ ich sie los und flüsterte, dass ich den Preis zahlen wollte, noch bevor das Ungleichgewicht überhaupt entstanden war.
»Al?«, fragte ich und wich zurück, während ich beobachtete, wie sie sich auf den Schieferfliesen wand. »Al! Ich habe es falsch gemacht!«
»Warte!« Er packte meine Schulter und hielt mich zurück, als ich vorspringen wollte, um ihr zu helfen. Sein Blick war fast gierig. »Warte«, wiederholte er sanfter. »Du hast alles richtig gemacht.«
Es sah nicht so aus. Sie zuckte und keuchte, überzogen von meiner Aura und dem Abbild des Schmutzes. Ceri hatte sich zu Trent zurückgezogen, und beide wirkten besorgt. Ceri hielt den Atem an, dann stieß sie ihn keuchend aus, als die Jenseitsenergie in reinem Gold aufleuchtete … um dann Winonas Körper zu verlassen und wie Regen in den Boden einzuziehen.
Mein Herz raste. Sie bewegte sich nicht. Al packte meinen Arm fester und wollte mich nicht loslassen. Schließlich holte die arme Frau tief Luft. Winona war so gefallen, dass sie uns den Rücken zuwandte, und langsam setzte sie sich auf. Meine Schultern sanken erleichtert herab. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber anscheinend hatte es funktioniert.
Mit dem Rücken zu uns schaute sie auf ihre Arme und ließ ihre schlanken Hände über ihre makellose Haut gleiten, die nicht länger von Pelz bedeckt war. Ihre nackten Füße, die unter dem Rock hervorlugten, waren weiß und hatten zehn Zehen. Sie rückte ihren Pullover zurecht und drehte sich begeistert zu uns um. Mir entgleiste das Gesicht. »Wie sehe ich aus?«, fragte sie, um dann eine Hand an die Kehle zu legen, als ihr klar wurde, dass ihre Stimme höher war. »Hat es funktioniert?«
Irgendwie schon. Ich schluckte, dann sah ich erst zu Ceri, anschließend zu Al. Er ließ mich los und zuckte mit den Achseln.
Welliges braunes Haar umrahmte ihr normal wirkendes Gesicht. Ihr Kinn war vielleicht ein wenig spitzer als in meiner Erinnerung, aber es war normal. Sie hatte hohe Wangenknochen, einen wunderbaren Teint und eine leichte Himmelfahrtsnase. Sie sah menschlich aus, wenn auch nicht ganz wie die junge Frau, die ich zum ersten Mal in diesem Käfig unter der Sternwarte gesehen hatte. Nur ihre Augen unter den langen Wimpern waren immer noch geschlitzt wie die einer Ziege.
»Und?«, fragte sie wieder und befühlte glücklich ihr Gesicht.
»Ähm, ziemlich nah dran«, sagte ich. Dann sah ich mich hilflos um, bis ich schließlich in meiner Handtasche nach meinem kleinen Taschenspiegel suchte.
Winona kam auf die Beine und trat vollkommen auf den Spiegel konzentriert ins Licht. Sie riss die Augen auf, als sie sich selbst sah, hob eine Hand und befühlte ihr Kinn. Al grunzte, als sie die Zunge herausstreckte. Dann grinste sie, weil auch die normal war.
»Gut genug«, sagte sie und befühlte ihr Hinterteil. »Gott sei Dank ist der Schwanz verschwunden.«
»Bist du dir sicher?«, schnurrte Al. »Sollen wir nicht lieber nachschauen?«
»Hör auf damit«, murmelte Ceri und biss die Zähne zusammen.
Gut genug? »Was ist mit deinen Augen?«, rief ich. »Das verstehe ich nicht. Sie hätten sich verwandeln müssen. Warum haben sie sich nicht verändert?«
Sie sah mich kurz an, dann brach sie in Tränen aus.
»Oh, Winona«, sagte ich, streckte die Hand aus und fing selbst an zu weinen. »Es tut mir so leid. Ich versuche es noch mal. Ich schaffe es noch, ganz bestimmt.«
»Nein«, schluchzte sie
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