Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
rief Al. Ceri löste sich von Winona, schenkte ihm einen trockenen Blick und schubste ihn aus dem Weg, um die Lampe abzustellen. »Ich bin Al!«, stellte er sich vor. Er wirkte fast verletzt, aber dann beugte er sich vor und betrachtete Winona genauer, die immer noch am Rande des Lichtscheins stand. Seine Augen wurden groß. »Mein Gott, was hat dieses Miststück dir angetan?«
Winona schob ihr Kinn vor, während Ceri ihm zuzischte, er solle sich benehmen, und ich ihm mit dem Handrücken auf die Schulter schlug. Aber ich musste zugeben, dass sie wirklich monströs aussah, besonders im Halbdunkel des verschneiten Abends. »Ich möchte mich entschuldigen«, erklärte Al, und es klang sogar relativ ehrlich. »Winona, um den möglichen Erfolg meiner Schülerin besser abschätzen zu können, dürfte ich … dich genauer betrachten?«
Winona sah hilfesuchend zu Ceri, aber die war gerade dabei, Ray zu holen. Erst als sie neben Trent stand, bedeutete sie Winona, zu Al zu gehen. »Es ist okay«, setzte ich hinzu, und Al warf mir einen schiefen Blick zu.
»Oh, das bezweifle ich«, meinte er. Aber Winona war so sehr misshandelt worden, dass Al ihr kaum Angst einjagen konnte. Ceri und Trent führten auf ihrer Bank eine leise Diskussion. Anscheinend hatten sie in Bezug auf Dämonen ihre Erziehungsrichtlinien noch nicht abgesprochen. Trent wollte die Mädchen in den Tresorraum bringen, und Ceri wollte sie hierbehalten, damit sie etwas lernten. Ich persönlich tendierte eher zum Tresorraum.
»Du kannst schauen«, sagte Winona schließlich leise und trat mit klappernden Schritten ins Licht. Ich beobachtete Al, nicht sie, als er sich vorlehnte und ihren Duft in sich aufsog. Er hob die Hand, und sie versteifte sich.
»Ich werde dir nicht schaden«, erklärte er förmlich. »Dürfte ich dich berühren?«
Ich fand es seltsam, wie behutsam er mit ihr umging – als wäre sie wichtig oder zerbrechlich. Nach einem Moment des Zögerns nickte Winona. Er nahm fast fürsorglich ihre Hand und drehte sie, um seine Finger über ihre graue Handfläche gleiten zu lassen. Ich erinnerte mich daran, wie ich einmal genauso verletzlich in Als Küche aufgewacht war und ihn mit krausem, rotem Haar und einem dünneren Körper gesehen hatte, der sofort verschwand, als er bemerkte, dass ich wach war.
Ich zog mich an den Rand des Lichtkreises zurück und beobachtete Al dabei, wie er Winonas Hand wieder drehte, um auch die Oberseite zu betrachten. Sie wirkte in seiner Pranke winzig. Winona öffnete leicht den Mund, als er mit dem Daumen die Dicke ihres Pelzes prüfte. Wie aus dem Nichts stieg Sorge in mir auf. Ich konnte das in Ordnung bringen, oder? Was, wenn ich alles nur schlimmer machte?
»Du hast einen Beutel.« Eine Feststellung, keine Frage.
»Das kannst du nicht sehen.«
Ängstlich zog sie ihre Hand zurück. Im Licht der Laterne wirkte sie noch hässlicher. Al runzelte die Stirn und seine Finger zuckten. Er wollte sie wieder berühren, wusste aber, wie das aussehen würde. »Das habe ich mir gedacht«, meinte er schließlich. »Flügel?«
Winona blinzelte und sah mich an, als hätte ich eine Antwort. »Nein. Sollte ich?«, fragte sie, während ich an den zerstörten Körper der Frau unter dem Museum dachte.
Al trat einen Schritt zurück und richtete sich zu voller Größe auf. »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er ungewohnt ehrlich. »Einige vertreten die Theorie, dass wir einst Flügel hatten. Manchmal träume ich davon, dass ich fliegen kann. Es kann auch … nichts bedeuten.«
»Du erinnerst dich nicht, wie du einmal ausgesehen hast?«, fragte Winona, und Al verzog verlegen das Gesicht.
»Nein«, gab er zu, während er wieder nach ihrer Hand griff und sie wie zur Präsentation anhob. »Ich glaube nicht, dass wir so ausgesehen haben – nicht ganz. Aber du bist in der einzigartigen Position, unserer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.«
Ceri sog zischend die Luft durch die Zähne, während sie Ray wiegte. »Winona geht nicht ins Jenseits, um dir zu helfen!«
Winona wich zurück, entzog Al ihre Hand und schlang stattdessen die Arme um den Körper. Er ließ den Arm sinken und wirkte enttäuscht, während er sie weiter studierte, ihre Bewegungen musterte und zur Kenntnis nahm, dass sie Dinge hören konnte, die für uns unhörbar waren. Ihre Ohren bewegten sich ständig.
Ich leckte mir über die Lippen. »Chris’ Untersuchungen haben ergeben, dass sie mehr Dämonenenzyme produziert. Wie kann sie dann weit vom Aussehen eines
Weitere Kostenlose Bücher