Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Schritt vor der imposanten Frau zurück. »Ich hatte dir gesagt, dass du sie erst zu einem Entwurf-Termin bringen sollst. Rachel war vielleicht ein Trottel, weil sie mich versetzt hat, aber letztendlich ist sie gekommen.« Sie drehte sich mit einem letzten Schnauben wieder um und lächelte mich an. »Männer«, meinte sie, als sie meinen Arm nahm und mich in den hell erleuchteten Nebenraum führte. »Sie vergessen, dass wir das Ergebnis der Schmerzen sehen müssen, bevor wir uns ihnen freiwillig aussetzen. Wie sonst könnten wir neun Monate leiden, um ein wunderschönes Kind zu bekommen? Wir wissen bereits, dass wir den Mumm haben. Wir müssen das nicht beweisen, indem wir uns tätowieren lassen. Es wird Ihnen gefallen. Ich weiß es einfach.«
Sie tätschelte mir den Arm und lud mich ein, ihr in ihre kleine/große Welt aus Tinte und Nadeln und Seelenbildern zu folgen. Und dieses Mal ging ich, weil ich ihr vertraute.
7
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, Ivys Handspiegel richtig zu drehen, während ich mir gleichzeitig die Haare aus dem Nacken hielt. Ich stand mit dem Rücken zum Badezimmerspiegel, um mir mein Tattoo anzuschauen. Es war ein schöner Nachmittag, aber in die alte Herrentoilette, die in ein Bad mit Waschküche umgewandelt worden war, drang nicht viel Sonne. Ich ließ die Haare fallen, um das Licht anzuschalten.
»Hey!«, beschwerte sich Jenks, als er aus dem Weg flog, aber ich wollte es auch sehen.
»Was denkst du?«, fragte ich, als die Leuchtstoffröhren flackernd ansprangen, und hob wieder meine Haare. Der Spiegel war noch beschlagen vom Duschen, und ich brauchte einen Moment, um den Handspiegel auf den abgewischten Fleck auszurichten, aber dann konnte ich meinen Nacken in dem kleinen Spiegel erkennen. Jenks’ Flügel erzeugten einen kalten Zug an meinem Hals, als er hinter mir schwebte und dabei silbernen Staub verlor. Er hatte die Hände in die Hüfte gestemmt, an seinem Gürtel hing sein Schwert und über seinem Rücken eine dreckige Jacke, da er den ganzen Morgen im Garten verbracht hatte, um die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Bald würde er wahrscheinlich sein Nachmittagsschläfchen halten wollen. Er hatte sich die Haare geschnitten, und es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass er diesen Stolperstein endlich hinter sich gelassen hatte. Es war in den Monaten seit Matalinas Tod immer länger geworden, und es war schön, ihn wieder normal zu sehen.
»Wahrscheinlich ist es okay«, sagte er, weil er grundsätzlich der Meinung war, dass man sich nicht aus Eitelkeit freiwillig Schmerzen aussetzen sollte. Auch wenn es in meinem Fall nicht um Eitelkeit ging, sondern darum, Zugehörigkeit zu zeigen. »Wenn einem so was gefällt.«
»Okay?« Ich drehte mich ein wenig, um es noch besser zu sehen. »Ich liebe es. Ich hätte nicht so lange warten sollen.«
»Sicher, jetzt sieht es gut aus.« Er legte den Kopf schräg und zog seine Gartenjacke zurecht. »Aber bald schon wird es abblättern. Und was, wenn du mal hundertsechzig bist? Diese Blumen werden echt hääässlich aussehen, wenn deine Haut schlaff und runzlig wird.« Ich warf ihm durch den Spiegel einen bösen Blick zu, und er schob hinterher: »Hat es wehgetan?«
Ich ließ meine feuchten Haare los und drehte mich zu ihm um, dann warf ich einen kurzen Blick auf mein Schlüsselbein. Das Duschwasser hatte gebrannt, aber wahrscheinlich meinte er nicht das. »Es hat höllisch wehgetan«, sagte ich und sah ihm direkt in die Augen. »Ich bin in Ohnmacht gefallen.«
»Du?« Jenks schwebte rückwärts, und in meinen Spiegeln taten zwei Zwillingspixies dasselbe.
Mit einem Nicken legte ich Ivys Spiegel auf den Trockner und fing an, in der Schublade nach einem Kamm zu suchen. »Es war seltsam. Ich konnte den Schmerz gut ertragen. Ich hätte noch mehr ausgehalten, aber trotzdem bin ich umgekippt.« Ich fand den Kamm und bemühte mich, die Pflegelotion tiefer in meine Haare einzuarbeiten. »David ist total panisch geworden. Emojin hat ihm erklärt, dass das nur bedeutet, dass mein Geist stärker ist als mein Körper.« Was in meinen Ohren richtig klang. So war es schon immer gewesen. Ich war es leid, dass die Leute ständig überreagierten, nur weil ich ein kleines Problem hatte, das von allein verschwinden würde. Dann war ich eben umgekippt. Und?
Jenks lachte und sank mit klappernden Flügeln ein wenig nach unten, um sich die fliegenden Samen genauer anzuschauen.
»Ich bin froh, dass du dir die Haare geschnitten hast. Hat Jih es
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