Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
gemacht?«, fragte ich.
Jenks wich mit entsetzter Miene zurück. »Jih?«, jaulte er. »Nein. Es war, ähm …«
Er zögerte, und ich verzog das Gesicht, als der Kamm auf einen Knoten in meinen Haaren traf. »Wer? Bis?«, riet ich, auch wenn der Gedanke, wie sich der ungeschickte junge Gargoyle mit einer Schere Jenks’ Kopf näherte, irgendwie beängstigend war.
»Es war Belle«, gab er schließlich zu und landete auf dem Wasserhahn.
Ich sah ihn überrascht an. »Belle?« Ich hatte gedacht, er hasse die Fairy.
Jenks’ Flügel waren jetzt hellrot und bewegten sich unruhig, obwohl er nicht flog. »Sie hat sie für mich geschnitten, als ich mich in ein paar Kletten verheddert hatte. Sie meinte, dass nur Babys die Haare kurz tragen, aber dass ich sie mir schneiden muss, wenn ich so ungeschickt bin, mich damit in Büschen zu verfangen.«
»Kurz ist wahrscheinlich eine gute Idee«, sagte ich. »Fairys sind nicht so wendig wie Pixies, also müssen sie sich keine Sorgen machen, dass sie hängen bleiben. Ich persönlich mag Männer mit längeren Haaren.«
»Wirklich?«
Ich warf ihm einen Blick zu und dachte an Trents feines Haar. Es war nicht so lockig wie Jenks’, aber es war so seidig gewesen, als ich es durch meine Finger gleiten ließ. Hör auf damit, Rachel.
»Aber dir steht kurz besser«, ergänzte ich und drängte die Erinnerung zurück.
Er musterte mich misstrauisch und fragte sich wahrscheinlich, warum ich ihm nicht in die Augen sah. »Auf jeden Fall kann es sich jetzt im Garten an nichts mehr verfangen«, erklärte er vorsichtig. »Ich weiß nicht, wie die Mädchen das regeln, aber ihres ist auch nicht lockig.«
Ich wechselte die Seite und kämmte sorgfältig meine Haare, während ich einerseits versuchte, meinen Tag zu planen, und andererseits darüber nachdachte, was für eine Erleichterung es war, dass Jenks zur Normalität zurückkehrte. Die Aufgaben, die Matalina erledigt hatte, wurden langsam unter Jenks’ Kindern aufgeteilt, und jetzt beteiligte sich anscheinend auch Belle. Ich hätte nie erwartet, dass das passierte, aber vielleicht konnte sie, weil sie eine Fairy war, all die mütterlichen Dinge tun, die Matalinas Aufgabe gewesen waren, ohne deswegen in Jenks’ Augen den Platz seiner Frau einzunehmen.
Ich wusste heute nicht so recht, was ich mit mir anfangen sollte. Es war Samstag, und normalerweise wäre ich heute im Jenseits gewesen. Die Amulette der I. S. funktionierten entweder nicht, oder die Idioten erzählten uns einfach nicht, was sie entdeckt hatten. Wahrscheinlich würden wir nichts Neues erfahren, bis ich die Amulette von gestern aktiviert und ans FIB ausgeteilt hatte. Ich legte den Kamm hin und nahm die Creme, die Emojin mir mitgegeben hatte, dann trug ich ein wenig davon auf, angefangen bei den kleinen Samen an meinem Hals. Werwölfe würden schon diesen kleinen Teil der Rudeltätowierung erkennen, und Menschen wäre es egal. Es war perfekt.
Jenks bemerkte meine Grimasse und hob mit klappernden Flügeln ab. »Tut es noch weh? Willst du ein Schmerzamulett?«
Ich drückte mir ein wenig Creme auf den Finger und tastete nach dem Samen im Nacken. »Nein. Ich würde es sowieso nicht benutzen. Anscheinend ist Schmerz Teil des Mysteriums. Deswegen lassen sich Vampire nicht tätowieren.«
»Schon okay. Ich finde es trotzdem dämlich.« Ich hörte, wie sich knarzend die Eingangstür öffnete, und Jenks drehte den Kopf. »Sich Narben zuzulegen, nur um zu zeigen, dass man zu jemandem gehört …«
Ich hörte das vertraute Klicken von Absätzen auf dem alten Holzboden des Altarraums und schraubte die Cremetube wieder zu. »Ivy?«, fragte ich, und Jenks nickte. Die meisten seiner Kinder schliefen noch, aber irgendjemand schob immer Wachdienst, und wäre es jemand anders gewesen, hätten sie Alarm geschlagen.
»Sie war die ganze Nacht weg«, sagte ich, schnappte mir ein T-Shirt vom Trockner und zog es über mein Unterhemd. Ivy war schon unterwegs gewesen, als ich von Emojin zurückgekommen war. Ich dachte mir, sie sei mit Glenn zum FIB gegan gen, um noch etwas zu kontrollieren, und war nicht überrascht, dass sie sich entschieden hatte, die Nacht – beziehungsweise den Morgen – mit ihm zu verbringen. Ich bin froh, dass sie glücklich ist – mein neues Motto.
Ivy erreichte den Flur, und da sie an der geschlossenen Tür und dem Geruch nach Seife ablesen konnte, dass ich drin war, sagte sie: »Hi, Rachel. Gibt es Kaffee?«
Sie ging weiter, und ich schrie: »Frisch gemacht. Nimm dir
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