Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
der Vampgesellschaft waren solche Abenteuer normal, nachdem ein wilder Vampir oft eine dritte Person als Ausgleichspunkt und Wachposten einsetzte, um sicherzustellen, dass alle es lebend durch den Abend schafften. Glenn allerdings … das war eine Überraschung.
Ich konnte mein Grinsen nicht unterdrücken. Jenks schwebte zwischen uns und versuchte herauszufinden, warum ich lachte und Ivy meinem Blick auswich. Aber was Ivy tat, ging nur Ivy etwas an.
»Ähm, es ist okay«, sagte ich und hoffte inständig, dass Jenks dachte, ich würde von meiner Ohnmacht reden, nicht davon, dass Ivy ihre Beziehung zu Daryl und Glenn auf eine ganz neue Ebene gehoben hatte. Heiliger Dreck, was sollte ich zu Glenn sagen, wenn ich ihn das nächste Mal sah? Aber Glenn würde es überleben, wenn ich wusste, dass er und meine Mitbewohnerin ihre Möglichkeiten mit einer Nymphe austesteten. Schließlich hatte ich es auch geschafft, die Peinlichkeit zu überleben, dass Ivy und Jenks gesehen hatten, wie ich Trent die Zunge in den Hals schob.
Mit dem Rücken zu mir sah Ivy aus dem Fenster. Jenks landete auf dem Tresen und blickte zwischen uns hin und her. »Hey, ähm, was verpasse ich hier?«
»Nichts«, sagte ich und berührte Ivys Ellbogen, damit sie mich ansah. »Ist alles in Ordnung?«
Sie blinzelte schnell und versuchte sich an einem Lächeln. »Ja«, sagte sie, und wieder huschten Schuldgefühle über ihr Gesicht. »Es war angenehm.«
Ich drückte noch einmal kurz ihren Arm, dann ließ ich los. »Gut«, sagte ich. Hoffentlich wusste sie, dass es für mich in Ordnung war. »Das freut mich.«
Und das tat es. Ivy und ich hatten uns endgültig damit arrangiert, dass zwischen uns nie etwas anderes sein würde als eine tiefe Freundschaft. Es war gut, dass Ivy neue Bindungen einging, und ich war stolz, dass sie sich weiterentwickelte. Und doch … obwohl ich weder Blut noch Sex von Ivy wollte – und noch weniger einen flotten Dreier mit zwei Kollegen – fühlte ich mich ein wenig abgeschoben. Sowohl Ivy als auch Jenks entwickelten sich weiter, gingen ihren Weg, nur ich nicht. Ich war allein. Wieder mal. Gerade als ich gedacht hatte, ich hätte die Dinge endlich im Griff.
»Angenehm?« Jenks starrte konzentriert vor sich hin, während er die Puzzleteile zusammensetzte. Dann schoss er in einer Wolke aus Gold in die Höhe. »Tinks Diaphragma!«, schrie er und wedelte wie wild mit den Armen. »Ich will es nicht wissen. Oh mein Gott! Ivy! Du bist schlimmer als Rachel!«
Ivy lehnte sich gegen den Tresen und überkreuzte die Knöchel. »Willst du Details hören, Jenks? Damit du es dir richtig schön vorstellen kannst?«
»Nein!«, schrie der Pixie. »Ich möchte den Gedanken aus meinem Hirn brennen! Geht es Glenn gut?«
Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und wandte den beiden den Rücken zu. »Himmel, Jenks. Es war nur ein flotter Dreier. Werd erwachsen. So etwas tun Vampire und Nymphen nun einmal. Glenn kann auf sich selbst aufpassen. Er ist schon groß.«
»Das muss er auch sein!«, kreischte Jenks, als ich mich umdrehte.
»Und er ist es«, sagte Ivy mit einem seltsamen Halblächeln auf dem Gesicht, während sie mit gedankenverlorenem Blick ins Leere starrte.
»Halt den Mund! Halt einfach den Mund!«, kreischte Jenks, und ich lachte.
Es klingelte an der Eingangstür und ich richtete mich auf, ohne einen Schluck Kaffee getrunken zu haben. Super. Jetzt waren Jenks’ Kinder wieder wach. Aber noch bevor ich mich bewegen konnte, schoss Jenks schon Richtung Flur. »Gott sei Dank«, murmelte er und zog eine blaue Staubspur hinter sich her, die wirkte wie ein seltsamer Sonnenstrahl. »Ich mache schon auf.«
»Es ist wahrscheinlich Marshal«, rief ich hinter ihm her, dann sah ich zu Ivy und zuckte mit den Achseln. Ich hatte immer noch sechs nicht aktivierte Amulette, die zum FIB sollten. Wenn sie MegPaG noch nicht aufgespürt hatten, würden meine Amulette helfen. Nervös zog ich eine feuchte Haarsträhne über mein Schlüsselbein.
»Ich mag dein Tattoo«, sagte Ivy, als sie bemerkte, dass ich es verstecken wollte.
»Danke«, sagte ich. Ich spürte kribbelnd ihren Blick auf meiner Haut und schüttete Marshal Kaffee in die männlichste Tasse, die wir hatten. »Ich auch.«
Ich hörte Marshals Schritte und wurde noch nervöser. Ich hatte Marshal gemocht. Mit ihm konnte man Spaß haben. Als wir uns getrennt hatten, hatte ich nie erwartet, ihn noch einmal wiederzusehen, und ich wusste auch nicht so recht, warum ich ihn um Hilfe gebeten hatte.
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