Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Transportmittel benutzte, aber es irritierte mich immer wieder.
Marshal fiel bei dem Anblick die Kinnlade runter. Ich gab ihm seine Tasse und sagte: »Belle? Das ist Marshal, ein alter Freund. Marshal, das ist Belle. Sie wohnt jetzt bei uns.«
»Ähm, hi?«, meinte er vollkommen ratlos. Fairys und Menschen vertrugen sich nicht allzu gut. Okay, Fairys und so gut wie jeder andere vertrugen sich nicht so gut, aber Belle und ich kamen prima miteinander klar. Vielleicht lag es daran, dass wir beide Versehrte waren und versuchten, das Beste daraus zu machen.
Die fünfzehn Zentimeter große, wilde Frau warf Marshal einen schnellen Blick zu – wahrscheinlich um abzuschätzen, wie groß das Risiko war, dass er aus Versehen auf sie trat. Sie glitt von Rex und trat mit einem Bündel Stoff im Arm vor. »Ssschön, Ssie kennenzulernen«, sagte sie zischend. Ihre Zähne waren noch raubtierartiger als die eines Vampirs, da sie an ihr Jägerleben angepasst waren. Sie war fünf Zentimeter größer als Jenks und sah etwas seltsam aus in der Pixieseide, die sie im Fairystil trug, der eher einem Totenhemd ähnelte. Ihr blasses, ausgezehrtes Gesicht betonte noch den Gesamtein druck von »Leiche im Urlaub«. Ihre Haare waren ebenfalls dünn und hell und fielen ihr in Strähnen über den Rücken. Wenn Fairys Menschengröße hätten, wären sie die beängstigendsten Inderlander, die ich mir vorstellen konnte. Selbst mit nur fünfzehn Zentimetern war sie durch ihre bissige Miene, die sogar Ivy erschüttern konnte, immer noch ziemlich angsteinflößend.
»Jenks-s-s«, sagte sie mit deutlich hörbarem Lispeln. »Ich bin es leid, dir hinterherzurennen. Probier es an. Ich habe noch anderes-s zu tun.«
Marshal und ich drehten uns gleichzeitig zu Jenks um, und der Pixie hob in einer roten Staubwolke ab.
»Belle!«, rief er übertrieben fröhlich. »Ich wollte gerade kommen. Ich probiere es im Flur an.«
Ihre schwarzen Augen durchbohrten ihn förmlich, und ich hörte, wie sein Flügelschlag einen Moment aussetzte. »Komm hier runter und falte deine Flügel«, verlangte sie, während die Katze sich hinter ihr auf die Seite warf und anfing zu schnurren. »Es-s dauert nicht lange.«
»Ja, aber …«, setzte er an. Sie fletschte die Zähne.
Mit einem leisen Geräusch, das klang wie ein Schluckauf, landete Jenks vor ihr auf dem Boden. »Belle«, flehte er. »Können wir das nicht später machen?«
»Falte deine Flügel!«, befahl sie. Sie schüttelte den Stoff aus und ich pfiff bewundernd, als er sich zu einer farbenfrohen, wunderschön bestickten Jacke entfaltete. In ihren Händen wirkte sie klein, aber ich konnte erkennen, dass sie Jenks perfekt passen würde.
»Oh, probier sie an!«, rief ich, drückte Marshal meine Tasse in die Hand und ging vor den beiden auf die Knie. »Belle, hast du die gemacht?«
»Habe ich!«, antwortete sie wütend. »Aber der Pixietrottel muss sie anziehen, damit ich s-sie richtig anpassen kann!«
Jenks sackte in sich zusammen und ließ die Flügel hängen. »Och, Belle«, beschwerte er sich. Marshal tarnte sein Lachen als Husten, während die Fairy Jenks wie einen schmollenden, kleinen Jungen herumwirbelte und ihm die Jacke anzog.
»Dreh dich um«, befahl sie. Jenks zeigte ihr seinen Rücken und hob die Flügel, damit sie die Bänder darunter binden konnte. »Wie fühlt sie sich an?«
»Belle, die Jacke ist wunderschön!«, sagte ich und betrachtete die Gold- und Rottöne, die sich zu ungewohnten Mustern verbanden. Offensichtlich hatte sie den Stoff selbst gewebt.
»Es fühlt sich gut an«, grummelte Jenks und schenkte mir einen bösen Blick, als wäre das alles mein Fehler.
»Zu eng?«, fragte sie, und als er murmelnd verneinte, stemmte sie einen Fuß auf seinen Hintern und riss noch einmal an den Bändern.
»Jetzt ist sie zu eng!«, kreischte Jenks und drehte sich wild im Kreis, während er versuchte, seinen eigenen Rücken mit der Hand zu erreichen. »Verdammt, Frau! Ich kann meine Flügel nicht mehr senken.«
Belle grinste, und ich biss mir auf die Lippen, um nicht dasselbe zu tun, als sie seine Schulter packte und die Verschnürung wieder lockerte. »Die Göttin möge dir helfen«, sagte sie, während sie die Bänder löste. Jenks zog die Jacke aus und warf sie ihr zu als wäre sie nur ein Lappen. »Was is-st das nur mit Männern und Kleidung? Man s-sollte meinen, s-sie würden lieber nackt in den Krieg ziehen.«
»Ich habe überhaupt nicht vor, in den Krieg zu ziehen!«, sagte Jenks, hob ab und
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