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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Vielleicht, weil er die einzige Hexe war, die ich an der Ostküste kannte.
    »Frag nur nicht Ivy, wie sie ihren Morgen verbracht hat«, sagte Jenks gerade, als die beiden in den Raum kamen.
    Marshal blieb stehen und nahm seine Strickmütze ab. Seine Haare waren kurz geschnitten – schließlich war er Schwimmer. Er sah mit unbehaglichem Blick von mir zu Ivy, dann wieder zurück. »Ähm, hi, Rachel. Ivy«, sagte er, während Jenks von Marshals Schulter abhob, um sich ein paar Tropfen Kaffee aus der Kanne zu holen.
    Er sah fast genauso aus wie beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte. Seine Hüfte war genauso schmal, seine Schultern immer noch breit. Er bewegte sich nach wie vor mit dieser athletischen Eleganz, die ich so anziehend gefunden hatte. Glatt rasiert und in Jeans und einem Pulli stand er vor mir, die Hände in den Jackentaschen. Er sah aus, als wäre er noch Mitte zwanzig, aber ich wusste, dass er schon zehn Jahre älter war. Marshal war eine Kraftlinienhexe im besten Alter, mit einem guten Job und einem guten Leben. Und das sah man ihm an.
    Warum habe ich ihn gebeten, vorbeizukommen? Jemand bei der I. S. hätte die Amulette aktivieren können, auch wenn ich mich dafür hätte in die Lobby stellen und betteln müssen. Das war eine dämliche Idee gewesen. Warum ist er gekommen?
    Ivy verdrehte die Augen und salutierte mit ihrem leeren Glas. »Hi, Marshal. Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss mir die Haare waschen«, sagte sie trocken. Und mit diesen Worten ging sie direkt auf ihn zu.
    Marshal trat zur Seite und runzelte die Stirn, als Ivy in den Flur stiefelte und kurz darauf ihre Tür etwas zu fest zuschlug. Gott, er sah gut aus, wie er hier in meiner Küche stand und keine Angst vor ihr hatte. Keine Angst vor irgendwas hatte. Mit geballten Fäusten starrte er hinter Ivy her. Ich erinnerte mich, wie sie sich auf meiner Haut angefühlt hatten, und an das Gefühlshoch seiner Berührung, als er eine Linie durch mich gezogen und mich damit zum Leben erweckt hatte.
    Was tust du, Rachel?
    Jenks’ Flügel klapperten warnend, als er auf meiner Schulter landete. »Rache?«
    »Hast du nichts zu tun?«, fragte ich, dann lächelte ich Marshal an. »Gott, Marshal, es ist schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?«
    Er riss sich aus den finsteren Gedanken über Ivy und lächelte. »Mir geht es prima«, sagte er und streckte die Hand aus. Sollte das ein Händeschütteln werden oder eine Umarmung?
    Ich zögerte, und nach einem verwirrenden Moment drückte er mich kurz. Ich lehnte mich an ihn und atmete die Duftmischung aus Chlor und Rotholz ein, die sich bei ihm noch mit dem Geruch toter Blätter an einem kalten Novembermorgen vermischte. Warum hatte ich ihn hergebeten? Ich suchte nicht nach einem Freund. Sie hatten immer versucht, mich zu ändern.
    »Du siehst gut aus.« Ich spürte die Vibration seiner Stimme an meinem Körper und zog mich zurück. Jenks starrte mich von seinem Platz auf dem Türrahmen aus böse an, aber ich ignorierte ihn.
    Die Ränder von Marshals Ohren waren rot, und er wich zurück. »Ich kann dir nicht sagen, wie froh es mich macht, dass deine Bannung aufgehoben wurde«, sagte er. Das kam zu schnell, und er sah mir nicht in die Augen. »Ich habe alles darüber gelesen. Ich wusste, dass du es schaffen kannst.«
    Warum bist du dann gegangen? Aber ich sprach es nicht aus. Er war gegangen, als mein Leben so ziemlich seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Ich machte ihm keine Vorwürfe, aber nun dort wieder anzuknüpfen, wo wir aufgehört hatten, war einfach dumm. Er war einmal gegangen; er würde wieder gehen.
    Meine Brust tat weh und ich zwang mich, weiterzulächeln, während ich zur Kaffeemaschine ging. »Wie läuft es im Job?«, fragte ich mit dem Rücken zu ihm, während ich darum kämpfte, meine Stimme ruhig zu halten. Das war ein Fehler gewesen. Ein riesiger, dämlicher Fehler.
    »Okay. Ich bin nicht so viel im Wasser, wie ich eigentlich will. Zu viel Papierkram.«
    Ich nickte, und Jenks sagte: »Ja, das bringt dich noch um.«
    Ich seufzte. Ich wusste, warum Jenks so unhöflich war, und schaffte es irgendwie nicht, es ihm übelzunehmen.
    Ich hörte das Klingeln der kleinen Glocke, die Jenks seiner orangefarbenen Katze umgehängt hatte, und sah auf, als Rex in den Raum lief. Die Katze hatte Marshal immer gemocht. Überraschend was allerdings, dass Belle auf dem Tier saß wie auf einem pelzigen Pferd. Ich hatte schon öfter gesehen, wie die flügellose Fairy die Katze als

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