Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Daumen das Siegel. »Wie geht es Jenks so? Ich habe gestern mit Glenn gesprochen, und er hat mir erzählt, dass Jenks’ Frau gestorben ist. Ist Belle deswegen hier?«
Marshal massierte sich den Finger, bis drei Tropfen Blut auf die erste Holzscheibe fielen. Sofort stieg der Duft von Rotholz auf. Ich war so erleichtert, dass die Kopfschmerzen, die ich gerade erst bemerkt hatte, sofort verschwanden. Ich hatte den Zauber richtig angerührt, und jetzt hatten wir etwas, womit wir diese Bastarde finden konnten.
»Jenks geht es relativ gut«, sagte ich. »Er hat seine Höhen und Tiefen, aber er lächelt schon wieder viel mehr.«
»Gut.« Marshal sah mich an, dann konzentrierte er sich auf das nächste Amulett. »Und was ist mit dir?«
Mit mir? »Die Bannung?«, fragte ich nervös. »Okay. Es ist schön, nicht mehr jede Woche ins Jenseits zu müssen. Irgendwie auch seltsam. Die Dämonen halten mich für tot, und ich will es dabei belassen.« Ich schüttelte mein Handgelenk, um ihm mein Armband aus verzaubertem Silber zu zeigen, und fügte hinzu: »Es macht mir nicht mal etwas aus, dass ich keine Kraftlinienmagie mehr wirken kann.« Aber das war eigentlich gelogen.
Marshal fragte wütend: »Der Hexenzirkel für ethische und moralische Standards zwingt dich, das zu tragen?«
»Das hier? Nein. Ich habe es mir selbst angelegt. Glaubst du, es hat mir gefallen, jedes Wochenende ins Jenseits zu ver schwinden?« Al würde mich umbringen, wenn er je erfuhr, dass ich noch lebte. Wenn der Dämon etwas hasste, dann war es der Umstand, pleite zu sein.
Marshals Blick wurde besorgt, bevor er ihn wieder auf die Amulette richtete. Er aktivierte noch zwei weitere, während ich anfing, sie nach und nach in meine Tasche zu schieben.
»Danke noch mal«, sagte ich, weil mir das Schweigen unangenehm war. Wenn Marshal schwieg, dann dachte Marshal nach, und dabei wurde mir mulmig. »Ich kann immer noch Erdmagie wirken. Die höheren Zauber erkennen allerdings den Unterschied in meinem Blut, deswegen kann ich sie nicht aktivieren. Das ist alles.«
Er aktivierte das letzte Amulett und nickte verstehend. »Oh! Deswegen haben die, die du letztes Jahr gemacht hast …«
»Ja. Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht … aber es liegt an meinem Blut.«
Marshal wusste, dass ich keine Hexe war – er war in der Woche hier gewesen, als ich es herausgefunden hatte –, aber an seinem leicht kränklichen Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er es bis jetzt nicht wirklich geglaubt hatte. Er hatte gedacht, ich hätte mir diesen Stempel nur aufdrücken lassen, um den Hexenzirkel loszuwerden. »Dann bist du wirklich …«
Seine Worte verklangen, und ich sackte erschöpft in mich zusammen. »Ich bin ein Dämon.« Ich wandte den Blick ab. Ein Dämon ohne Dämonenmagie. »Also, danke«, sagte ich wieder. In seinem Gesicht spiegelte sich Verständnis – oder noch schlimmer, Mitleid – wider. »Ich kenne keine anderen Hexen, die ich darum hätte bitten können. Ist das nicht dämlich?« Ich versuchte zu lachen, aber es klang vollkommen falsch, und das folgende Schweigen war noch schlimmer.
Die Amulette waren aktiviert, und doch stand er noch da. Zwischen uns tat sich eine ganze Schlucht voller unausgesprochener Gedanken auf. »Nein«, sagte er leise. Ich sah auf und entdeckte in seinem Blick nicht nur das schreckliche Mitleid, sondern auch Angst und Widerwillen. »Rachel, es tut mir leid, dass das passiert ist. Und es freut mich, dass deine Bannung aufgehoben wurde. Mir hat nicht gefallen, wie es zu Ende gegangen ist.«
»Mir auch nicht«, sagte ich. Langsam wich ich zurück. Mein Bauch tat weh. Das war so eine dumme Idee gewesen. Ich konnte nicht zurück – das hier bewies es –, aber eigentlich litt ich nicht wegen Marshal, sondern weil ich langsam die Hoffnung aufgeben musste, die Person zu werden, die ich immer hatte sein wollen. Es würde mein Leben nicht leichter machen, dass ich mir jetzt nichts mehr vormachen konnte.
»Deswegen bin ich heute vorbeigekommen«, sagte er, aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihm wirklich glaubte. »Nicht, weil ich wieder mit dir ausgehen will oder so. Ich wollte einfach nur sehen, ob es dir wirklich gut geht, oder ob du nur überlebst.«
Ich lehnte mich gegen die Spüle. Warum ging er nicht einfach? Ich hatte ihn nicht eingeladen, um zu sehen, ob er zu haben war, aber trotzdem fühlte ich mich jetzt schrecklich allein. »Es geht mir gut«, sagte ich und wünschte mir sofort, ich hätte lauter
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