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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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du kannst, Halbstarker , dachte ich, schob die Füße in meine Gartenschuhe und öffnete die Hintertür. Zumindest wegen gestern Abend schuldete ich ihm ein bisschen Ärger.

8

    Gartenschuhe waren nicht gerade die beste Fluchtausrüstung. Ich hinterließ kleine Dreckhäufchen, als ich sanft die Tür hinter mir zuzog. Dann drehte ich mich um und nahm mit einem tiefen Atemzug den Duft des sonnigen, aber nassen Gartens in mich auf. Die Bäume hatten den Großteil ihrer Blätter schon verlo ren, aber die Sonne war noch warm. Alle Pflanzen wirkten müde und erschöpft, ein bisschen wie ich mich fühlte. Ich zog meine Jacke enger um mich. Das sanfte Brummen eines vorbeifahrenden Autos störte ein wenig, doch dann folgte wieder Stille.
    »Was für ein Bodyguard«, sagte ich stinkig, weil ich der Meinung war, er hätte mich inzwischen schon erwischt haben müssen. Es war ja nicht so, als würde ich mich wirklich davonschleichen.
    Die Kirche füllte einen ganzen Block, und der Löwenanteil des Platzes wurde vom Friedhof eingenommen. Das Grundstück war von einer schulterhohen Steinmauer mit schmiedeeisernen Aufsätzen umgeben, um die Lebenden von den Toten zu trennen. Ein kleinere Mauer trennte den normalen Hexengarten von den Grabsteinen, aber ich nutzte fast den gesamten Platz für meine Pflanzen. Von meinem Standort auf der Veranda konnte ich die Häuser und Autos auf der Straße hinter der Kirche sehen. Dort war auch eine Bushaltestelle, und sie war mein Ziel.
    Die Arme um den Oberkörper geschlungen stampfte ich die hölzernen Stufen hinunter in den Hexengarten. Ivys Grill war abgedeckt, und der von einem Fluch beschädigte Picknick tisch war nass vom Regen der vergangenen Nacht. Jenks’ Katze Rex saß auf der kniehohen Steinmauer, in der Jenks sich sein neues Junggesellenheim gebaut hatte. Der Schwanz des Tieres zuckte. Ich ging davon aus, dass ihr winziger Besitzer irgendwo in der Nähe war, und machte einen großen Bogen um sie. Aber die dämliche Katze stand auf, streckte sich und lief mit geknicktem Schwanz über die Mauer auf mich zu. Ich wedelte mit der Hand, um sie fernzuhalten. Rex hatte mich während unseres ersten Jahres gemieden wie die Pest, aber jetzt, wo ich wollte, dass sie wegblieb, war ich ihr neues Lieblingsspielzeug. Typisch.
    »Bleib da, du dämliche Katze«, flüsterte ich, dann erstarrte ich, als ich Jenks’ leise Stimme hörte. »Es ist eine fantastische Jacke, Belle«, hörte ich ihn flehen. »Es tut mir leid. Außer meiner Mutter und meiner Ehefrau hat noch nie jemand etwas für mich gemacht, und als du sie mir gegeben hast wusste ich ein fach nicht, was ich sagen sollte. Lass sie mich noch mal sehen.«
    »Nein«, erklärte Belle. Ihre lispelnde Stimme war im Rauschen der letzten Blätter schwer zu verstehen. »Ich habe meinen S-stolz. Ich werde sie meinem Bruder schenken. Oh, stimmt ja. Du hast ihn umgebracht .«
    »Ihr habt meine Frau getötet«, antwortete Jenks. »Lass mich jetzt diese verdammte Jacke sehen! Ich will das Tink-verfluchte Ding tragen!«
    Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und beschloss, dass es unnötig war, ihn zu stören. Ivy wusste ja, wo ich war. Außerdem hatte er seine Winterkleidung nicht an, und es war kalt. Ich kraulte Rex kurz unter dem Kinn, stieg über die niedrige Mauer und bahnte mir einen Weg zwischen den Grabsteinen hindurch zur hinteren Mauer. Zwei der Gitterstäbe am verrosteten hinteren Tor waren gerade weit genug auseinandergebogen, dass jemand mit Kleidergröße 38 sich hindurchdrücken konnte.
    Meine Melancholie wurde von Aufregung verdrängt. Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr auf einem Run gewesen. Also, beim Joggen natürlich schon – ich lief regelmäßig mit Wayde im Schlepptau im Zoo. Sondern auf einem berufsmäßigen Run, wo das Adrenalin floss und sowohl Körper als auch Geist gefordert wurden. Ivy hatte versucht, mich in ihre Arbeit einzubinden, aber ich selbst hatte kaum Aufträge bekommen, seitdem ich als Dämon gebrandmarkt war. Ich vermisste es. Aber jetzt, wo ich mich über den Friedhof schlich und mein Nacken kribbelte, weil ich mich im Sichtfeld von Waydes Fenster befand, fühlte ich die Erregung bis in die Spitzen meiner taunassen Zehen. Wenn er mich nicht sah, dann hatte ich recht mit der Vermutung, dass er seinem Job nicht gewachsen war, und musste aufhören, mich auf ihn zu verlassen.
    Die Bushaltestelle war vielleicht dreißig Meter vom Tor entfernt – und direkt in Waydes Blickfeld, sollte er aus dem Fenster sehen. Ich

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