Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
zurück und pfiff anerkennend. »Das ist neu«, sagte er, und ich wirbelte herum. »Emojin?«
Ich nickte und stützte mich am vorderen Sitz ab, als wir über eine Bodenwelle rumpelten. Wir fuhren über die Brücke nach Cincy. An einem Samstagnachmittag war hier nicht viel los, und wir würden schon in wenigen Minuten in der Innenstadt sein, wenn wir für niemanden anhalten mussten. Das war cool. So konnte ich mir noch einen Kaffee holen, bevor ich zum FIB ging. Meine eigene erste Tasse stand immer noch unberührt auf der Küchenanrichte. »Ja. Sie hat mich letzte Nacht gestochen.«
»Erstklassig.« Er sah mich an, dann zog er seinen Mantel und sein Hemd zur Seite, um mir ein Stundenglas zu zeigen, das von einer dornigen Rosenranke zerbrochen wurde. Roter Sand ergoss sich wie Blut aus dem Glas. »Blutsand«, sagte er. »Schön, Sie zu kennenzulernen.«
»Ist mir ein Vergnügen«, sagte ich und entschied, dass ich das ernst meinte. Ich würde diesen Mann wahrscheinlich nie wiedersehen, aber das war Teil des Vergnügens. Er war hier, ich war hier, wir unterhielten uns eine Weile, und es würde meine Zukunft kein bisschen beeinflussen.
In meiner hinteren Hosentasche summte mein Handy. Ich hatte es auf Vibrationsalarm gestellt, aber trotzdem schien Trex es zu hören, denn er schickte einen Blick in diese Richtung. Ich ignorierte es und lächelte ihn an. »Ihr Telefon klingelt«, sagte Trex schließlich. Ich seufzte, zog es hervor und sackte in mich zusammen, als ich sah, dass der Anruf aus der Kirche kam.
»Es ist Wayde«, meinte ich mürrisch und ließ es in meine Handtasche fallen, während ich mich fragte, ob er wohl irgendwie ein aktives Telefon verfolgen konnte. »Der Kerl in Boxershorts.«
»Brauchen Sie Hilfe dabei, ihn loszuwerden?«
Allein das Angebot bedeutete mir schon eine Menge, und ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Wir fuhren bereits zwischen den hohen Gebäuden von Cincy hindurch. Ich konnte mühelos meine Aufgabe erledigen und in ein paar Stunden zurück sein. »Danke, aber nein«, sagte ich und stand auf, als ich am Ende des Blocks Juniors Café entdeckte. »Es ist okay. Es war mir wirklich ein Vergnügen.«
Er nickte, immer noch lächelnd, aber trotzdem enttäuscht. Er hatte keine Ahnung, was mir das bedeutete. Am liebsten hätte ich ihn umarmt. Ich war so lange gebannt gewesen und von allen Seiten beschimpft worden, dass selbst dieser harmlose Flirt schon toll war. Ich konnte nicht zurück, aber ich konnte nach vorne schauen. David hatte recht. Meine Rudelzugehörigkeit hatte dafür gesorgt, dass das Stigma, ein Dämon zu sein, einfach verschwand. Zumindest, soweit es Trex hier betraf.
»Schönen Tag noch«, sagte er, als der Bus anhielt und ich auf die Tür zuging.
Nachdem ich den Bus verlassen hatte, traf mich sofort die kühle Brise vom Fluss, und ich wünschte mir, ich hätte eine dickere Jacke angezogen. Die Tür schloss sich und der Bus fuhr weiter. Ich widerstand nur mit Mühe der Versuchung, Trex noch einmal zuzuwinken. Dann lächelte ich in den hellen Himmel und genoss es, zwischen Tausenden von Menschen allein zu sein. Vielleicht konnte ich mir nach dem Abliefern der Amulette irgendwo ein spätes Frühstück genehmigen.
Ich ging davon und fühlte mich trotz meiner quietschenden Gartenschuhe toll. Kaffee. Ja. Das klingt gut .
Ich betrat das Café, und das Bimmeln der Türglocke erinnerte mich an das Lachen von Jenks’ Kindern. Warme Luft, die nach Kaffee und Ingwer roch, hieß mich willkommen. Sofort fühlte ich mich besser. Ich blieb kurz stehen, um die vertrauten Tische und Sitzecken zu betrachten, und die seltsamen Bilder von Babys, die als Blumen und Früchte verkleidet waren. Ich verstand sie immer noch nicht.
Ich hinterließ Schlammflecken auf dem Boden, als ich zum Tresen ging, um meine Bestellung aufzugeben. Juniors hatte erst vor Kurzem ein Drive-Through-Fenster eröffnet. Draußen war viel los, aber drinnen saßen nur wenige Leute. Die meisten wirkten, als hielten sie gerade Bewerbungsgespräche ab. Überall waren Firmenlogos zu sehen, während potenzielle Angestellte befragt wurden.
Ich rieb mir die kalten Arme, bevor ich zur Kuchentheke ging, weil ich beschlossen hatte, mir etwas zu gönnen. Ich hatte ja noch nicht mal meinen ersten Kaffee intus, geschweige denn schon etwas gegessen.
»Hi. Was kann ich heute für Sie tun?«
Ich sah auf und entdeckte Junior – oder eigentlich Mark –, der eine hellrote Manager-Plakette an seiner Schürze trug. Er schenkte
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