Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Wenn ich das wüsste, säße ich nicht hier und würde mit einem Werwolf im Pyjama Kaffee trinken.«
Und immer noch lächelte er. Er wirkte viel zu ungepflegt, um mir Ratschläge zu erteilen. »Jenks und Ivy wissen, dass ihr Leben hier sein wird. Jetzt und heute«, sagte er und klopfte mit einem Finger auf den Tisch. »Sie treffen Entscheidungen für die Zukunft. Ivy lässt ihre Vergangenheit los – das heißt auch dich – und findet Partner, die ihre emotionalen, intellektuellen und körperlichen Bedürfnisse befriedigen. Jenks tut dasselbe. Du nicht, weil du tief in dir weißt, dass du das, was du brauchst, hier nicht finden wirst.«
Plötzlich schien der süße Kaffee in meinem Magen sauer zu werden, und ich versteifte mich. »Wie bitte?«
Wayde zuckte mit den Achseln und lehnte sich so weit zurück, dass ich ihn nicht erwischen konnte. »Für eine so kluge Frau bist du manchmal ganz schön ahnungslos. Du bist ein Dämon.«
Ich runzelte die Stirn und sah mich im Café um, um sicherzustellen, dass niemand ihn gehört hatte. »Könntest du das vielleicht noch ein bisschen lauter sagen?«
Er grinste kurz, dann nippte er wieder an seinem Kaffee. Es war offensichtlich, dass er davon überzeugt war, wieder die Oberhand gewonnen zu haben. »Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, dass du am Anfang dagegen gekämpft hast, aber du bist ein Dämon, und das musst du langsam akzeptieren. Lassen wir mal dieses Ganze Gesabbel von Kalamack beiseite, dass er dir eine Wahl geben wollte, die eigentlich gar keine ist. Es ist alles, was du hast, Frau. Sei der Dämon. Je mehr du den Dämon zu einer Hexe machst, desto mehr verletzt du dich selbst. Warum versuchst du es nicht mal andersherum? Schaust dir an, was passiert? Wenn es nicht funktioniert, sind sie immer noch da. Und warten auf dich.«
Sein Blick ruhte auf dem verzauberten Silberarmband, und ich bedeckte es mit der Hand. Es klang so einfach. Vielleicht hatte er recht.
Wayde schlug mit der Hand auf den Tisch, sodass ich zusammenzuckte. »Egal«, meinte er dann mit müder Stimme. »Hör nicht auf mich. Ich bin einfach nur sauer, weil du dich weggeschlichen hast. Du gehörst hierher, zu Ivy und Jenks. Vielleicht brauchst du ja nur ein paar neue Freunde. Leute, mit denen du einfach … für eine Weile abhängen kannst, ohne große Bindungen.«
Meine Lippen zuckten. »Ohne große Bindungen« funktio nierte bei mir nicht.
»Rachel, du bist eine echte Irre, aber ich mag dich. Deine Loyalität beeindruckt mich. So sehr, dass sie es wert ist, mit dem ganzen anderen Scheiß klarzukommen.«
»Meine Güte, danke, Wayde.« Ich salutierte mit meinem Becher. »Von dir nehme ich das als Kompliment.« Beim nächsten Schluck Kaffee entspannten sich meine Schultern wieder. »Ähm, also, wie hast du mich gefunden?«
Wayde schnaubte. »Ich habe die Busfahrpläne und -routen auswendig gelernt, und du hast deinen Kaffee in der Küche stehen lassen. Es gab nur einen Ort, an dem du sein konntest«, erklärte er. Ich seufzte. Wenn ich mal falschlag, dann aber richtig. »Dein Telefon klingelt.«
Ja, es lag summend ganz unten in meiner Tasche. Das tat es schon seit einigen Minuten. Wahrscheinlich war es Jenks, der sauer war, dass ich ohne ihn losgezogen war. Himmelherrgott. Ivy wusste, wo ich war.
Mit ausdruckloser Miene griff ich in meine Tasche, um mein Handy zu suchen. Dabei bemerkte ich, wie die Amulette grün aufleuchteten, als meine Aura sie berührte. Ich warf einen kurzen Blick auf die Nummer auf dem Display, dann erstarrte ich. Es war die Kirche – aber was mich wirklich beschäftigte, waren die Amulette.
Sie waren aktiviert – und reagierten auf etwas.
»Oh mein Gott!«, sagte ich, ließ das summende Handy in meinen Schoß fallen und griff nach einem Amulett. Ich konnte es kaum fassen, als das Grün plötzlich dauerhaft erschien. »Es ist mein Suchzauber«, sagte ich und starrte mit rasendem Herzschlag darauf. »Heiliger Dreck, er funktioniert! Wayde, es funktioniert! Hier, halt das mal!«
»Was, ich?«, rief er, als ich ihm das Amulett in die Hand drückte und dabei fast seinen Kaffee umwarf. »Ich weiß nicht, wie man mit so was umgeht.«
»Halt es einfach nur«, sagte ich, griff nach dem Telefon und klappte es auf. »Wenn du eine Aura hast, funktioniert der Zauber auch. Verdammt. Ich kann es nicht glauben! Irgendwo im Umkreis von ein oder zwei Kilometern befindet sich etwas, das mit diesem armen Mann im Washington Park in Verbindung
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