Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
nirgendwo zu sehen. Während Wayde nach links abbog, steckte ich das Amulett weg und bemühte mich, mein Handy herauszuziehen.
»Was tust du?«, fragte Wayde, als mein Gewicht sich verlagerte und das Motorrad ins Schlingern geriet.
»Ich rufe Glenn an.« Ich schlang einen Arm wieder um seinen Bauch und wählte mit dem Daumen der anderen Hand. Ich konnte das Freizeichen über den Wind kaum hören und beäugte irritiert das niedrige Gebäude, auf das wir zufuhren. Museum? Das gefiel mir gar nicht.
»Rachel?« Ich hörte Glenns Stimme und duckte mich hinter Wayde, um dem Wind zu entkommen. »Wo bist du? Ich bin im Café. Sind Ivy und Jenks bei dir?«
Ich runzelte die Stirn. Café? Was will er denn da noch? »Ich hatte irgendwie gehofft, dass sie bei dir wären«, sagte ich. »Ich bin bei den Stadien. Nina sollte dich anrufen. Es tut mir leid.« Ich sah auf, als wir langsamer wurden und in eine halbkreisförmige Einfahrt vor dem Gebäude einbogen. »Wir sind im Underground-Railroad-Museum. Hey, ich wusste nicht mal, dass es das gibt.« Pierce würde das gefallen . Sofort verdrängte ich den Gedanken. Ich bezweifelte, dass Pierce überhaupt noch am Leben war. Er hatte die Verantwortung für meinen »Tod« übernommen, damit Al ihn statt Trent mit ins Jenseits nahm. Pierce hasste Trent, aber Trent war der Einzige gewesen, der gewusst hatte, wie man meine Seele wieder in meinen Körper überführen konnte. Pierce hatte mich zweifellos geliebt, aber letztendlich hatte ich ihm, seinen vagen Moralvorstellungen und seiner fragwürdigen schwarzen Magie einfach nicht vertraut. Das störte mich und löste Schuldgefühle in mir aus.
Ich war ja so verdreht.
Glenn hatte nichts gesagt, und ich drückte mir das Telefon fester ans Ohr. »Glenn?«
»Ich bin noch dran«, sagte er. Ich stellte den Fuß auf den Boden, als Wayde vor dem Museum anhielt. »Bin in fünf Minuten da. Lass Nina da nicht ohne mich rein, okay?«
Ich konnte die Anspannung und Wut in seiner Stimme hören. »Verlass dich drauf«, sagte ich und drehte mich auf dem Sitz, um Nina böse anzustarren, die gerade hinter uns hielt. Ich hätte darauf gewettet, dass sie Glenn gar nicht angerufen hatte. Zum Wandel , was war nur mit der I. S. los? Wichtig war doch nur, dass wir diese Irren aufhielten, nicht wer den Ruhm dafür erntete. Außerdem würden wir hier wahrscheinlich nichts finden, was Nina nicht schon mal gesehen hatte. Es sei denn, das Ganze war eine Vertuschungsaktion? Sie hatten das FIB überhaupt nicht hinzuziehen wollen, bis ich sie dazu gezwungen hatte. Was wollte ein so hochrangiger Vampir überhaupt bei so einem Einsatz?
»Hör auf, Rachel«, murmelte ich, als ich mich vom Motorrad schwang. Nina war hier, weil ich ihr die Zuständigkeit entrissen hatte, nicht weil sie irgendetwas vertuschen wollten.
Wayde zog sein T-Shirt wieder dorthin, wo es hingehörte. Er hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen, als er den Helm abnahm und auf den Sitz des Bikes legte. »Alles okay?« Die Frage überraschte mich.
»Nina hat Glenn nicht angerufen«, sagte ich, dann drückte ich ihm die Schutzbrille in die Hand.
»Und du bist überrascht, weil …«
Ich band meine Haare zu einem dicken, verfilzten Pferdeschwanz zusammen, dann ließ ich sie angewidert los. Mein Rücken war kalt, weil ich dort keinen warmen Wayde gehabt hatte. Wachsam beobachteten wir, wie Nina aus ihrem schicken Wagen stieg, vorsichtig die Tür schloss und dann tatsächlich mit dem Jackenärmel die Fingerabdrücke vom Griff wischte. Offensichtlich gehörte das Auto nicht ihr.
Seit unserer letzten Begegnung war sie einkaufen gewesen. Jetzt trug sie einen maßgeschneiderten Hosenanzug, der fraglos aus den Mitteln des toten Vampirs bezahlt worden war. Sie hatte sich auch die Haare in professionelle, attraktive Locken legen lassen. Neue, sehr teure Schuhe, die schick, aber gleichzeitig praktisch genug waren, um darin zu laufen, vervollständigten den Look. Schön, dass er ihr den Abstieg in die Hölle so versüßt .
Sie legte sich schützend eine Hand auf die Frisur und unterhielt sich einen Moment mit einem der Beamten aus dem anderen Wagen. Aus einer nahegelegenen Tiefgarage tauchte eine Familie auf. Die Eltern machten einen großen Bogen um uns und riefen ihre Kinder zu sich, während sie zum Museum gingen.
Ich versteifte mich, als der Beamte, mit dem Nina sich unterhalten hatte, die Einfahrt überquerte und die Stufen zur großen Eingangstür hinaufstieg. »Hey, Moment mal«, rief ich, aber
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