Blutsbraeute
Handschrift versehen war.
»Das Buch ist sehr gut und sorgfältig recherchiert«,
räumte Phiri ein. »Aber ich bin nicht ganz der Meinung, dass durch das Ausbleiben eines Bürgerkriegs âºdie aufgestaute Gewalt zu einem Krieg gegen Frauen geworden ist, einem Krieg, in dem es keine Regeln und keine Grenzen gibtâ¹, wie sie bei jeder Gelegenheit behauptet.«
»Sie ist nicht dafür verantwortlich, dass die Brutalität gegen Frauen und Kinder zunimmt, während die Zahl der Verurteilungen sinkt, Sir.« Es amüsierte Phiri, wie unbeholfen sich solche Sätze aus Riedwaans Mund anhörten. »Sie erstellt seit 1994 Profile für die Polizei, und sie ist damit bisher äuÃerst erfolgreich gewesen.«
»Sie bringt jeden zur WeiÃglut, der mit ihr arbeitet«, wandte Phiri ein.
»Vielleicht liegt es daran, dass man ihr als Frau den Erfolg nicht gönnt.«
»Blödsinn, Faizal. Es liegt daran, dass sie eine Einzelgängerin ist und macht, was sie will.« Phiri sah Riedwaan an, dann lachte er. »Deshalb mögen Sie Clare auch, nehme ich an.«
Riedwaan lächelte. »Ganz egal, was sie für Macken hat, Sie wissen, dass sie die Beste ist, Sir.«
»Ich werde wegen Ihres letzten gemeinsamen Falls ziemlichen Ãrger bekommen, wenn ich Sie noch mal zusammenarbeiten lasse.«
Riedwaan packte sofort wieder die alte Wut. Er und Clare hatten an einer Reihe von Entführungen gearbeitet. Sie hatten eine hervorragende Anklage gegen einen Gangster erstellt, der obdachlose Mädchen zwischen acht und dreizehn entführte und in seine Bordelle steckte. Aber zwei Zeugen waren ermordet worden, und die anderen zogen ihre Aussagen zurück. DNS-Beweismaterial
wurde manipuliert, und dann verschwand eine ganze Akte. Die Anklage löste sich in nichts auf und mit ihr die sich anbahnende Nähe zwischen Clare und ihm.
»Das war nicht Clares Schuld«, erwiderte er scharf. »Das war ein Maulwurf bei der Polizei. Akten bekommen keine Beine.«
»Manche Leute sagen, eine Akte kann verloren gehen, wenn der dafür Verantwortliche zu viel trinkt. Und wenn er nicht zu Hause schläft.«
Riedwaan unterdrückte seinen Zorn. »Wie lautet Ihre Entscheidung, Sir?«
»Wie gesagt, Riedwaan, es ist Ihre letzte Chance.«
Riedwaan sah Phiri an. »Auch die letzte Chance für Clare?«
Phiri nickte. »Es ist die letzte Chance, Faizal. Rundum.«
»Danke, Sir.« Riedwaan stand auf, den Autopsiebericht in den Händen.
Er wollte eben die Tür aufmachen, als Phiri ihn noch einmal zurückrief. »Sie fassen ihn, Faizal. Fürs Erste noch kein Wort zur Presse. Die wird sich darauf stürzen wie eine Hundemeute.«
Riedwaan drehte sich um und sah ihn an. Er legte ebenso wenig Wert darauf, wieder von Journalisten gejagt zu werden. »Ja, Sir.« Riedwaan zog die Tür hinter sich zu.
Phiri blickte ihm nach. Wenn Riedwaan glaubte, die Hilfe Clare Harts in Anspruch nehmen zu müssen, dann sah es nicht gut aus. Phiri hoffte nur, dass der Mörder, wer auch immer es sein mochte, noch vernehmungsfähig war, nachdem Riedwaan ihn gefasst hatte.
5
Riedwaan warf den Autopsiebericht auf seinen Schreibtisch und ignorierte Rita Mkhizes Blick. Er hatte sich am Morgen nicht rasiert und wusste, dass er auch sonst nicht gerade attraktiv aussah. Er hatte, während Piet Mouton Blut abgenommen, Fingernägel ausgekratzt und weitere Abstriche gemacht hatte, darauf gewartet, dass sich neue Blutergüsse an der Leiche entwickelten, hatte immer wieder nachgeschaut, aber nichts war passiert. Mouton hatte den Mädchenkörper vorsichtig aufgeschnitten, die Organe entfernt und gewogen und herausgefunden, wie Charnay gelebt hatte, während er gleichzeitig nach den Geheimnissen ihres Todes suchte.
»Wer ist sie?«, fragte Rita.
»Charnay Swanepoel. Sie war siebzehn Jahre alt und in ihrem letzten Schuljahr. Sie hatte Angehörige. Einen jüngeren Bruder. Ihre Eltern leben, aber getrennt. Der Vater ist Vertreter für Autoersatzteile und sieht samstags Rugby. Die Mutter ist Yogalehrerin, Esoterikerin und spirituelle Ratgeberin.« Riedwaan las aus der Akte vor.
Sie passen vermutlich genauso schlecht zusammen wie Shazia und ich, dachte Riedwaan und trank einen Schluck Kaffee. Shazia war Krankenschwester â und seine Frau. Sie war nach Kanada gezogen und hatte ihre gemeinsame Tochter Yasmin mitgenommen. Shazia war überzeugt
Weitere Kostenlose Bücher