Blutsbraeute
ausgeschnitten aus Hochglanzmagazinen. Auf allen war Charlize Theron. Charnay schien alle je veröffentlichten Bilder der Schauspielerin gesammelt zu haben. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Album, gefüllt mit Artikeln, die den Aufstieg des Stars aus der Anonymität in den Zenit des Firmaments von Hollywood verfolgten. Clare setzte sich auf das Bett und las die Notizen, die Charnay am Rand der Artikel gemacht hatte. Sie lasen sich eher wie eine Gebrauchsanleitung, klangen nicht nach der Besessenheit eines Fans. Zwar zeigten die Bilder Charlize, aber es ging einzig und allein um Charnay.
Clare stieà gegen ein Kissen und löste damit eine kleine Lawine aus. Sie hob die Kissen auf und entdeckte dabei auf dem Boden eine blaue Karte, die anscheinend unter dem Bettüberwurf herausgerutscht war, als Clare sich gesetzt hatte. Clare griff nach der Karte und hielt sie gegen das Licht. Eine Reihe von Nummern waren mit Bleistift darauf geschrieben und dann ausradiert worden. Nur eine war noch schwach leserlich. Clare hörte im Flur ein Geräusch. Sie steckte die Karte ein, als J. P. auch schon die Tür aufriss.
»Schauen Sie in ihren Schrank«, kommandierte er.
Clare gehorchte. Er war vollgestopft mit teuren, hauchdünnen Kleidungsstücken. Einige hochhackige Schuhe fielen heraus. Clare bemerkte die Markennamen, als sie sich bückte, um die Schuhe zurückzustellen.
»Teuer, was?«, höhnte er. »Ich wette, die könnten Sie sich nie im Leben leisten.« Clare widersprach ihm nicht. »Was glauben Sie, wie sie das Zeug bezahlt hat?« Er kam nahe an Clare heran. Um die Nase herum hatte er Pickel, und er roch schlecht aus dem Mund. »Wie hat sie das Zeug wohl bezahlt?«, wiederholte er. »Meine Mutter denkt, das Geld hat sie als Model verdient. Aber sie hat auch immer alles geglaubt, was die kleine hoer ihr erzählt hat.«
Sein Hass war mit Händen zu greifen. Clare musste sich zwingen, keinen Schritt zurückzuweichen. Es hätte ihm Spaà gemacht, da war sie sich sicher, wenn er gemerkt hätte, dass er sie verunsicherte. »Hat sie sich am letzten Freitag mit jemand getroffen?«
»Woher soll ich das wissen?«, maulte er. »Die hat sich doch nie dazu herabgelassen, mit mir zu reden.«
»Wo ist sie hingegangen, wenn sie ausging?«, fragte Clare.
»Nach Waterfront«, sagte er. »Da sind sie immer hingegangen.«
»Sie?«, hakte Clare nach. Der Junge verlagerte das Gewicht, schien zu bedauern, dass ihm das herausgerutscht war.
»Cornelle war ständig dabei«, sagte er. »Sie haben alles gemeinsam gemacht.«
»Hast du das Captain Faizal gesagt?«, erkundigte sich Clare.
»Mich hat niemand danach gefragt«, erwiderte er. »Jedenfalls hat sie meiner Ma immer erzählt, dass sie bei Cornelle übernachtet. Und Cornelle hat gesagt, dass sie hier schläft. Sie waren schon so lange befreundet, dass niemand auf die Idee kam, das nachzuprüfen.«
»AuÃer dir natürlich«, sagte Clare. Der Junge machte ein verlegenes Gesicht. Er zeigte auf ein gerahmtes Foto auf dem Bücherregal. »Da ist Charnay. Und das ist Cornelle.« Die beiden Mädchen waren gekleidet wie Pornostars  â nicht anders als viele Mädchen in ihrem Alter heute. Cornelle war blond und sehr schlank. Sie war ein Kontrast zu Charnays dunkler Schönheit. Clare fragte sich, woher sie das Geld für diese Aufmachung hatten. Es kostete eine Menge Geld, so billig auszusehen. Clare sah sich das Bild aus der Nähe an. Es war schwer herauszufinden, wo es aufgenommen worden war. Der verschwommene Hintergrund sah nicht nach einem Wohnhaus aus.
»Sie haben gut zusammengearbeitet«, sagte J. P. Er stand an der Tür und hielt sie Clare auf. Ihre Zeit war abgelaufen. Sie stellte das Bild zurück.
»Wo ist Cornelle jetzt?«
»In der Schule«, sagte er. »Sie und Charnay waren in derselben Klasse.«
Clare folgte J. P. Swanepoel zur Haustür. »J. P.«, sagte sie, »was hast du am Freitagabend gemacht?« Er stand vollkommen reglos da. Nur eine Vene pochte an seinem Hals.
»Warum?«
»Ich möchte es wissen«, sagte Clare. »Wo warst du?«
»Unterwegs mit meiner Rugbymannschaft.« Seine
Stimme bekam einen Sprung. »Wir sind am Freitagmorgen nach Wellington gefahren, ins Boland-Stadion. Sie können meinen Trainer fragen.«
»Mach ich«, sagte Clare, »und sag mir Bescheid, wenn
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