Blutsbraeute
dachte Clare grimmig. Mouton würde Stunden damit verbringen, gründlich zu ermitteln, wie und wann sie gestorben war.
Riedwaan kam zu ihr heraus. »Ausgerechnet die Böschung ist nicht zu sehen.«
»Ich komme nicht los von dem Gedanken, dass er das
gewusst haben muss. Bekommen wir die Reservierungsliste?«, fragte Clare.
»Ich habe den Besitzer schon darum gebeten«, sagte Riedwaan. »Wir können sie mitnehmen, wenn wir gehen.« Er wandte sich ab. Clare griff nach seinem Arm, damit er noch blieb. Sie spürte seine Wärme durch das Jackett und zog die Hand wieder zurück.
»Die Zurschaustellung der Leichen ist widersprüchlich«, sagte Clare. »In aller Ãffentlichkeit, aber ohne Augenzeugen.«
»Was meinst du damit?«
»Bei der ersten Leiche wäre zu erwarten gewesen, dass sie auf dem Videoüberwachungsband auftaucht, aber die Kamera war defekt. Das hätte ein Zufall sein können, aber ich glaube das nicht«, sagte Clare. Sie ging auf der Terrasse hin und her, sprach mehr mit sich selbst als mit Riedwaan. »Das zweite Mädchen wurde am Graaffs Pool abgelegt. Dort ist keine Kamera, wohl aber an dem Pfad, der über den Strand führt. Doch der Mörder konnte den alten Tunnel unter der Beach Road benutzen.«
»Dafür haben wir keinen greifbaren Beweis«, sagte Riedwaan.
»Nein«, sagte Clare. »Aber ich bin mir sicher, dass es so war. An jenem Abend hätte ein Boot nicht anlegen können, und wenn er zu Fuà hingegangen wäre, hätte ihn die Kamera erfasst. Auch hier wusste er genau, was er zu tun hatte, um beim Transport der Leiche nicht gesehen zu werden. Obwohl es so schockierend öffentlich wirkte, als sie gefunden wurde.«
Clare machte eine Pause und sah nachdenklich hinüber zu den am Fundort beschäftigten Polizisten. »Er
spielt mit uns. Aber ich glaube nicht, dass er geschnappt werden will. Anfangs habe ich geglaubt, er lege es darauf an, gefasst zu werden, damit er aufhören muss. Das ist nicht ungewöhnlich. Manche Mörder wollen, dass sie zum Aufhören gezwungen werden, überzeugt davon, dass sie nur morden, weil die Polizei versagt. Aber ich glaube nicht, dass das bei unserem Mörder der Fall ist. Ich glaube, er weià genau, was er tut, fühlt sich dabei im Recht und will weitermachen.«
»Er wäre nicht gesehen worden, wenn er dort geparkt und sie dann abgelegt hätte«, sagte Riedwaan. »Schau.« Unten tauchte ein Streifenwagen auf. Er war hinter dem Gebüsch neben der Bushaltestelle völlig unsichtbar gewesen. »Joe soll das überprüfen.« Er gab ihm über Funk eine entsprechende Anweisung, und sie sahen ihm zu, wie er sich aufmachte, hinter dem Gebüsch nach Spuren zu suchen.
Sie gingen nach unten. Riedwaan hatte die Reservierungsliste in der Hand. »War der Küchenchef noch da? Was hat er über Xavier gesagt?«, fragte Clare.
»Nicht viel. Er hat vor fünf Monaten hier angefangen. Er kommt aus dem Kongo, hat behauptet, für Kabila gekocht zu haben. Hat seine Arbeit gut gemacht, gut gekocht, kam immer allein, war immer pünktlich. Keine Freundinnen. Keine Drogen. Kein Ãrger. Besonders geschickt mit Messern, vorzüglich beim Schnitzen von Gemüseskulpturen. Hat Papiere, aber die haben sie nicht besonders gründlich angeschaut. Hat sich wie üblich verabschiedet und ist kurz vor zwölf gegangen.«
»Wann redest du mit ihm?«, fragte Clare.
»Jetzt rede ich erst mal mit deinem Freund Giscard«, sagte Riedwaan. »Ich hoffe, ich bekomme aus ihm raus, wo Xavier steckt. Rita hat mir eine SMS geschickt, in der stand, dass er nicht da war, als sie hinkamen. Ich würde mich gern mit ihm darüber unterhalten, was er so getrieben hat, seit er hier ist.«
»Es würde mich überraschen, wenn er es wäre â das passt alles nicht ins Profil. Wie findet ein möglicherweise illegaler Koch einen Ort, an dem er ein Mädchen verstecken kann, anschlieÃend dann eine Leiche, und das bei den ersten beiden sogar mehrere Tage lang?«
»Ich freue mich schon darauf, ihm diese Fragen zu stellen«, sagte Riedwaan. Er brachte Clare zu ihrem Auto. »Du bekommst den vorläufigen Autopsiebericht, sobald ich ihn habe.«
»Keine Chance, dass ich bei der Autopsie dabei sein kann?«
»Du kennst Piet und seine Regeln«, sagte Riedwaan. »Er macht da keine Ausnahmen.«
»Okay, aber du
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