Blutsbrueder
ein tollwütiger Hund.
Storm hob die Augenbrauen und pfiff durch die Zähne. »Dafür, dass sie dir das Leben gerettet hat, bist du ganz schön angepisst. Dabei dachte ich, ich hätte da Amor zwischen euch beiden herumschwirren sehen, als ich euch das letzte Mal zusammen gesehen habe?«
»Halts Maul«
»Ist ja schon gut, ich werde nichts mehr sagen ...«
Von der Balustrade war das Geräusch leise tappender nackter Füße zu hören. Dann schlug eine Tür zu.
Die beiden Brüder sahen sich an. Das musste Lili gewesen sein, sie hatte mit Sicherheit gehört, was beide soeben gesprochen hatten.
Thunder ballte die Fäuste. Er hasste sich in diesem Moment selbst so sehr, dass er sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte und auf einen einsamen Planeten verschwunden wäre.
»Los jetzt, bring mich endlich hoch.«
Etliche Minuten später, als er mit Storms Hilfe auf seinem Bett lag, pochte die Wunde an seiner Hüfte wie verrückt. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen und er fühlte sich hilflos wie ein Baby.
Das machte ihn wütend. »Vielleicht solltest du erst mal unter die Dusche. Ich kann dich halten, wenn du willst.«
»Vergiss es, wenn ich dusche, dann tue ich es alleine. Ich brauch kein Kindermädchen.«
Storm ging zu Tür. »Wie du willst, du sturer schwarzer Dickschädel, dann mach doch alles alleine.«
Bevor er die Tür hinter sich zuzog, drehte er sich noch einmal um. »Ich bin übrigens trotzdem froh, dass du noch lebst, auch wenn du manchmal ein richtiges Arschloch bist.«
Thunder wusste, dass sein Bruder Recht hatte. Er war ein Arschloch und konnte sich im Moment selbst nicht ausstehen. Es tat ihm auch sofort leid, dass er ausgerechnet zu Storm so beschissen war.
Aber er musste jetzt alleine sein. Am liebsten würde er etwas kaputt schlagen oder sich auf sein Baby setzen, und mit dreihundert Sachen einen Highway entlang jagen.
Da beides im Moment nicht möglich war, konnte er froh sein, wenn er es alleine unter die Dusche schaffte.
Er schleppte sich ins Bad und riss sich den Kittel herunter.
Vor dem Spiegel sah er sich die Narben an, die die Kugeln hinterlassen hatten. Lili hatte wirklich sehr gute Arbeit geleistet.
Dank ihr und seiner außerordentlichen Selbstheilungskraft sahen die Wunden richtig gut aus und wahrscheinlich würden nur ein paar blasse Narben zurückbleiben.
Er musste sich strecken, um das Wasser anzudrehen. Er regelte die Temperatur ein wenig herunter, denn zu heißes Wasser war jetzt bestimmt nicht das Richtige.
Wenige Sekunden später stieg er unter den Wasserstrahl.
Thunder schloss die Augen und genoss die Wärme. Er hatte das Gefühl, dass tonnenweise Schmutz von ihm abgewaschen wurde, während das Wasser an ihm herunterrann. Als er sich umdrehte, um nach dem Duschgel zu greifen, rutschte er aus und knallte mit dem Kopf gegen die gekachelte Wand. »Scheiße«, brüllte er laut und rieb sich benommen die Schläfe.
Er kniete in der Duschwanne und kam sich so verloren vor. Zum ersten Mal, seit er ein Krieger geworden war.
Thorn, Rock und vor allem Storm bedeuteten ihm alles. Aber plötzlich spürte er ein Sehnen, das er vorher nicht gekannt hatte. Er wollte Lilis zarten Körper halten, berühren und ein Mann für sie sein, auf den sie stolz sein konnte.
Doch er war nur ein schwarzes Monster, nicht in der Lage, die richtigen Dinge zu tun oder zu sagen, mit hässlichen Narben im Gesicht.
Eine Frau wie sie würde er niemals haben können. Er hasste sich selbst für sein Verlangen nach ihr.
Nebenan lag genau diese Frau auf dem Bett im Gästezimmer und schluchzte verzweifelt. Wie sehr musste er sie hassen.
Sie hatte gehört, wie er seinen Bruder Storm angefahren hatte, weil dieser sie um Hilfe bitten wollte.
Spürte er denn nicht die Verbindung, die zwischen ihnen bestand? Welche Ironie des Schicksals. Lili hatte nie eine Beziehung gewollt, kein Mann erschien ihr gut genug oder auch nur ansatzweise interessant genug, als dass sie es versuchen wollte.
Sie war ganz in ihrer Arbeit aufgegangen und das hatte ihr genügt. Familie? Das war nichts für sie. Sie war keine Frau, die einen Mann an ihrer Seite brauchte. Ihre Mutter hatte sie nicht gerade mit Wärme und Liebe aufgezogen, so hatte sie früh lernen müssen, dass selbst Blutsbande niemanden zu Liebe zwingen konnten. Am Ende war jeder alleine und auf sich selbst gestellt.
Sie hörte einen Schrei aus Thunders Zimmer. Sofort fuhr sie hoch und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, nicht loszurennen und
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