Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
einigen Freundinnen in der Kabine. Nur wenig später taucht sie, neu eingekleidet, wieder auf und läuft durch den Gang zum Treppenhaus auf Darius zu. Sie bedankt sich bei ihren Mitschülerinnen, sammelt gemeinsam mit Darius die Fetzen ihrer zerschnittenen Sachen in eine Plastiktüte, verabschiedet sich von denen, die noch gewartet haben, und verlässt mit Darius das Gebäude.
    Als sie auf der Straße an einer Ampel stehen, sagt Alina konsterniert, aber viel weniger schockiert, als es Darius erwartet hätte: »Wie seltsam, oder?« Indem sie ihn am Arm packt, fügt sie hinzu: »Nix gegenüber Hakan erwähnen, okay?«
    Dann schüttelt sie wieder den Kopf. »Wer sollte das gewesen sein? Wohl kaum ein Verehrer, oder?« Sie versucht zu lächeln, aber das Lächeln misslingt.
    Darius hebt die Schultern. »Vielleicht Ömer?«
    »Das«, sagt Alina matt, »ist, glaube ich, eine absurde Idee.«
    Kurz grübelt sie. »Der ist bloß blöd wie Pappe. Und allerhöchstens vierzeh n … nee.«
    Einige Schritte gehen sie schweigend nebeneinanderher. Schließlich fragt Darius irritiert: »Alles okay mit dir?«
    Alina bleibt stehen und blickt ihn an. »Meinst du, ich sollte jetzt heulen? Oder zittern?«
    »Jemand will dir Angst machen.«
    »Jemand will mir Angst machen, weil ich Hakans Freundin bin. Er ist gemeint, nicht ich.«
    »Na ja, ich weiß nicht«, sagt Darius und bleibt an einem Ampelüberweg stehen. »Wenn ich überlege, hast du ganz schön was abbekommen, oder?«
    »Der Bikini, das war Blödsinn. Ömer ist ein Arschloch, ja. Aber bei der Sache mit dem Stock wusste der nicht mal, wer ich bin. Mies war das mit dem Stein, das war richtig böse. Andererseits nicht so schlimm, wie’s für meine kleine Schwester war, oder? Und das mit den Klamotte n …? Die meinen Hakan, garantiert.«
    »He«, murmelt Darius, »langsam. Redest du dir da nicht was ein? Malst dir die Dinge schöner?«
    Die Ampel schaltet auf Grün, doch Alina bleibt stehen. Sie schaut an sich herunter. Als bringe die flüchtig zusammengestellte und kaum zueinander passende Kleidung sie auf einen Gedanken, fixiert sie Darius und sagt: »Vielleicht. Vielleicht schieb ich das alles von mir weg. Aber während des Unterrichts heute, da hab ich nachgedacht. Und weißt du, was ich glaube? Es geht um Hakan, ganz allein um ihn. Denn in Emres Augen will er etwas sein, das es nicht geben darf.«
    »Nämlich?«
    »Jemand, der mit seiner Herkunft nichts mehr zu tun haben will.«
    Darius hat eine Abkürzung vorgeschlagen. Er und Alina ignorieren den Zaun und betreten das leer stehende Fabrikgelände, um schneller bei Hakan zu sein.
    Kaum dass sie um einen halb verfallenen Gebäudekomplex mit einem riesigen Schornstein biegen, der durch ein rot-weißes Band abgesperrt ist, sehen sie den Hund, dicht gefolgt von den beiden Doppelwhoppern, dem glatzköpfigen Cousin sowie dem zweiten, kahl rasierten Sekundanten.
    Begleitet werden sie von fünf halbwüchsigen Jungen, drei Türken oder Arabern, einem dunkelhäutigen Schlacks und einem weiteren Jungen, der seltsamerweise aussieht wie ein Deutscher. Alle sind deutlich jünger als ihre Chefs und halten sich im Hintergrund, als wollten sie nicht auffallen.
    Die Gruppe hat außerdem einen kleineren Pitbull bei sich, der ebenso wie der größere nicht angeleint ist und neben dem ausgewachsenen Tier herläuft.
    Alina und Darius bleiben wie angewurzelt stehen.
    Während Alina wie unter Schock wirkt, schaut sich Darius nach einem Fluchtweg um. Er muss erkennen, dass sich die fünf Begleiter in einer Weise auf dem Gelände verteilt haben, die eine Flucht nahezu ausschließt.
    Hinzu kommen die Hunde, vor allem der ausgewachsene Pitbull. Der jüngere scheint noch nicht abgerichtet, sondern wirkt eher verspielt.
    Kurz bückt sich der klobige Cousin zu dem jungen Hund hinunter und krault ihn zwischen den Ohren.
    »Bist mein Süßerchen, wirst mal ein richtiger Beißer!«
    An Alina gewandt fügt er hinzu: »Dein Freund ist nicht da. Und Emre ist nicht da. Aber wir sind da. Jetzt gelten andere Regeln.«
    Wieder streichelt er den Pitbull.
    »Aber du hast ja ’n coolen Beschützer.«
    Abschätzig betrachtet er Darius, mustert ihn von oben bis unten, sieht ihn lange an, ohne dass sich etwas in seinen Augen regt.
    Der erkennt mich nicht, denkt Darius, unglaublich.
    Der Cousin hebt einen Ast. Der Pitbull springt und beißt sich fest. Sekundenlang lässt ihn der Fleischklops am ausgestreckten Arm zappeln, während sein Begleiter sonderbar keckernd lacht und

Weitere Kostenlose Bücher