Blutsbund 02 - Dimitrij
andere geschlagen und misshandelt wurde.
Dima unterdrückte den zischenden Laut, der seiner Kehle entkommen wollte, und wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. War es besser den Mann schlafen zu lassen und so zu tun, als sei nichts geschehen, oder diesen aus den Albträumen zu holen? Wenn er Nikita wecken würde, dann wäre dem Blonden auch bewusst, dass Dimitrij die Verletzungen sehen konnte.
Er raufte sich verzweifelt die Haare, während seine Augen auf dem Werwolf ruhten, stellte er fest, dass dieser wieder ruhiger zu schlafen schien. Der Atem des Mannes ging gleichmäßig und dieser hatte die Schutzhaltung im Bett aufgegeben.
Der Vampir unterdrückte das Bedürfnis, die Decke zu nehmen und den anderen zuzudecken, denn das würde Nikita womöglich wecken. Sich ganz still verhaltend, blickte er noch einen Moment auf den jungen Werwolf, musterte mit einem beklommenen Gefühl in der Brust die Spuren und sprang dann in sein Zimmer zurück.
»Verdammt«, fluchte Dimitrij leise und setzte sich auf seine Bettkante. Er rieb sich mit den Händen fahrig über das Gesicht, gemartert durch die Frage, was er jetzt tun sollte.
Verdrängen ist die beste Taktik
Dimitrij starrte auf den Inhalt der Kaffeetasse und schüttete sich bereits zum dritten Mal Zucker hinein, um den Geschmack zu verändern.
Es war fünf Uhr in der Früh. Er hatte nicht mehr einschlafen können, nachdem er aus dem Zimmer des Werwolfs gekommen war und irgendwann beschlossen, einfach aufzustehen. Dass er die Kaffeemaschine noch immer nicht bedienen konnte, sorgte dafür, dass er zu einer Packung mit Instantpulver gegriffen hatte, dies schmeckte allerdings nicht mal im Ansatz so gut, wie der Trunk aus der Maschine.
»Stehst du immer so früh auf?«
Dimas Kinn hob sich überrascht und er blickte auf Nikita, der im Türrahmen stand. Die Augen des Werwolfs waren etwas angeschwollen und zeugten davon, dass dieser eine wirklich schlechte Nacht hinter sich gebracht hatte. Ein weiteres Mal fragte sich der Vampir, ob er den anderen vielleicht lieber hätte wecken sollen.
Er schüttelte den Kopf und sah wieder auf den Inhalt seiner Tasse. Es bedrückte ihn den Mann anzusehen, denn umgehend schossen ihm erneut all die Stellen in den Sinn, die er in der Nacht hatte erkennen können.
»Ich brauche nicht viel Schlaf«, erklärte Dimitrij leise.
Der Vampir fluchte innerlich, er hatte über den Grübeleien beschlossen, sich so normal wie möglich zu benehmen, aber dies gelang ihm augenscheinlich nicht.
»Dafür siehst du allerdings reichlich müde aus«, erwiderte Nikita sanft.
Der Tonfall des Werwolfs enthielt ein wenig Sorge, sodass Dimitrij überrascht den Kopf hob und den anderen ansah. Die graublauen, ebenso erschöpft dreinblickenden Augen, musterten ihn so besorgt, wie die Stimme geklungen hatte. Der Vampir wusste sich nicht anders zu helfen, als Humor an den Tag zu legen: »Das könnte daran liegen, dass ich noch immer nicht weiß, wie man diese Kaffeemaschine bedient und mit Löslichem vorlieb nehmen musste. Der hat eindeutig die gegenteilige Wirkung.«
Zu sehen, wie Nikita in diesem Moment die Brauen amüsiert nach oben zog und ihm ein winziges Lächeln dazu schenkte, gab Dimitrij das Gefühl, als wäre in seinem Brustkorb für Sekunden ein Vakuum.
Er atmete tief ein, doch dieser Zustand änderte sich nicht. Als der Werwolf langsam auf den Tisch zukam, an dem er saß, stieg Dimas Herzschlag mit jedem Schritt. Eine blonde Strähne fiel dem anderen ins Gesicht, als dieser sich vorbeugte, um nach der Kaffeetasse des Vampirs zu greifen. Noch nie in seinem Leben hatte Dimitrij so sehr das Bedürfnis verspürt, jemanden in seine Arme zu schließen.
»Soll ich dir zeigen, wie die Kaffeemaschine geht, oder stehst du zukünftig nach mir auf?«
Dass Dimitrij schlagartig dachte, lieber mit dem Mann gemeinsam in einem Bett liegen zu bleiben, schloss er ganz tief in seine Gedanken ein. Er brachte lediglich ein Nicken zustande und erhob sich hastig. Zielstrebig steuerte er das Gerät an und bemerkte daher nicht, wie Nikita verwundert über das Verhalten des Vampirs den Kopf schüttelte. Dass der Werwolf wenige Sekunden später direkt neben ihm zum Stehen kam, ließ Dimas Herz noch schneller klopfen. Der Geruch des Mannes zog in seine Nase und setzte ein Kribbeln in seinem Magen frei. Es war nur Nikita, den er roch und diesem Duft war keinerlei Angst beigemischt. Die Frage schlich sich in seine Gedanken, ob ein Werwolf solch eine Wirkung auf ihn haben
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