Blutsbund 02 - Dimitrij
verzichtet hätte. Es würde schwierig sein, mit dem Werwolf die nächste Zeit zurechtzukommen, so ängstlich, wie dieser war, die Sachlage verkomplizierte sich allerdings gerade phänomenal und er fragte sich, wie es ihm gelingen sollte, den anderen nicht mit unverhohlener Gier anzusehen. Er hatte sich vor dem König bereits blamiert, aber ihm Gegenüber saß ein Mann, dessen Lippen geradezu danach schrien, geküsst zu werden. Dass es sich um einen Werwolf handelte, war seiner Libido in dieser Sekunde recht egal.
Dimitrij bemerkte, wie Nikitas Wangen einen dunklen Rotton annahmen, und blickte umgehend zurück auf seinen Bildschirm.
»Dann ist gut, mecker ruhig mit mir, falls etwas nicht okay sein sollte«, versuchte der Vampir den Faden wieder aufzunehmen. Er fragte sich, was sein Blick verraten hatte, dass der andere so rot geworden war, und schloss für einen Moment beschämt die Lider.
Das lautstarke Knurren seines Magens unterbrach die Stille, die entstanden war.
»Brauchst du Blut?«, hörte er den Werwolf zaghaft fragen.
Dimitrijs Brauen hoben sich überrascht und er blickte am Bildschirm vorbei, um wieder auf den blauen Augen zu landen, die ihn nur für Sekunden anblickten und dann auf die Tischplatte senkten.
»Nein, eine Pizza. Wie sieht es mit dir aus? Pizza, oder bevorzugen Werwölfe mehr Fleischanteil?«
Nikita hob den Kopf und Dimitrij glaubte zu erkennen, dass dieser etwas fragen wollte.
Der Vampir hoffte, dass er nicht in ein großes Fettnäpfchen trat, dennoch hakte er freundlich nach: »Hast du schon mal Pizza gegessen?«
»Nein«, flüsterte Nikita und senkte beschämt den Blick.
»Na dann wird es aber Zeit«, erwiderte Dima und erhob sich langsam.
Während er in die Küche schlenderte, fragte er sich, warum der junge Mann keine Pizza kannte. Die Werwölfe hinterließen keinen altertümlichen Eindruck auf ihn, zumindest ließ ihn die Technik, die Nikita mitgebracht hatte, vermuten, dass diese auf dem gleichen Entwicklungsstand waren, wie sie selbst. Zielstrebig ging er auf den Tiefkühlschrank zu und wurde fündig. Er grinste, denn Viktor hatte zwar erwähnt, dass er für Lebensmittel sorgen lassen würde, aber der Bestand hinterließ den Eindruck, als sollten sie hier überwintern.
»Nun gut, keine selbst gemachte, aber ein adäquater Ersatz«, erklärte er leise, während er den Backofen anstellte.
Er bemerkte erst, dass der andere im Türrahmen stand, als er sich mit den Tellern umdrehte, um den Tisch zu decken. Der Werwolf schien nicht wahrzunehmen, dass er sich umgedreht hatte und starrte ins Nichts. Er konnte Nikitas Gesichtsausdruck nicht deuten, die Augen jedoch drückten unmissverständlich eine Mischung aus Sehnsucht und Trauer aus. Der Vampir spürte das Bedürfnis, seine Hände auf die Wangen des Mannes zu legen und diesen zu trösten, welches Leid auch immer der Werwolf mit sich herumtrug.
Nikitas Blick wurde klarer und spiegelte im nächsten Moment, dass dieser sich ertappt fühlte.
»Ich habe keine Ahnung, wo wir hier das Besteck finden, schaust du die Schubladen durch?«, lenkte Dima den Mann ab.
Nikita nickte dankbar und setzte sich in Bewegung. Der Vampir konnte nicht vermeiden, dass sein Blick musternd auf der Statur des anderen lag, während dieser sich an der Kücheneinrichtung zu schaffen machte. Die Kleidung des Werwolfs hing locker am Körper, sodass sich die Figur darunter nicht einmal wirklich erahnen ließ. Lediglich die Schultern zeugten davon, dass Nikita ausgesprochen schlank war.
Dimitrij stellte die Teller ab und hatte einen Gedanken, der ihn selbst erschreckte. Er fragte sich, ob es Nikitas eigene Wahl war, so dünn zu sein. Er starrte einen Moment auf das Geschirr und verbot sich derartige Ideen. Schließlich kannte er den Werwolf nicht. Vielleicht lag die Statur nur daran, dass dieser sich noch nicht gewandelt hatte, oder er war von Natur aus einfach sehr schlank. Dima erinnerte sich nur an die Wölfe, auf die er im Krieg getroffen war und das waren gänzlich andere Gestalten gewesen.
Er zuckte zusammen, als das Besteck auf den Tisch gelegt wurde. Er schenkte Nikita einen kurzen Blick, dieser konzentrierte sich aber ebenfalls auf die Tischplatte, wie er zuvor.
Schweigend ging Dimitrij an den Ofen und legte die tiefgekühlten Pizzen auf die Bleche.
»Knapp zehn Minuten«, erklärte er in den Raum hinein.
Anschließend öffnete der Vampir den Kühlschrank und versuchte Zutaten zu finden, mit denen er zumindest einen Nachtisch, oder einen Salat
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