Blutsbund 02 - Dimitrij
zaubern konnte. In wenigen Sekunden hatte er alles für einen Salat gefunden. Doch ehe er dazu kam etwas damit anzufangen, nahm Nikita sich die Lebensmittel, kramte Messer und eine Schüssel hervor und war kurz darauf eifrig beschäftigt, für eine weitere Speise zu sorgen.
Dimitrij sah einfach nur zu und war erstaunt, wie geschickt und flink Nikita alles klein schnitt. Er beobachtete die schlanken Finger, besah sich verhalten das Profil des anderen und spürte leichte Sehnsucht in sich aufkommen.
Als der Werwolf den Kühlschrank öffnete, um anscheinend nach weiteren Zutaten zu suchen, gab dieser einen überraschten Laut von sich. Anschließend hielt er Dimitrij eine der dort gelagerten Blutkonserven entgegen und blickte ihn fragend an.
Dima schüttelte sich aus Reflex angewidert.
»Ich dachte, ihr trinkt von Menschen? Also direkt?«, fragte Nikita schüchtern.
»Im Normalfall ist das so. Die Konserven sind ein Ersatz, den ich erst in fünf oder sechs Tagen benötige«, erklärte der Vampir und starrte auf die rote Flüssigkeit in dem Beutel. Seine Mimik musste Bände sprechen, denn der Werwolf hakte verhalten nach: »Schmeckt nicht?«
Dimitrij schüttelte den Kopf. »Unsere Geschmacksnerven sind sehr ausgeprägt, die Plastikverpackung gibt Bestandteile an das Blut ab. Nichts, was uns schaden könnte, aber es ist genauso appetitlich, als wenn ich direkt auf dem Beutel kaue und mir einrede, es ist ein Steak.«
Nikita nickte lediglich, legte die Konserve wieder an ihren Platz zurück.
Als sie wenige Minuten später gemeinsam am Tisch saßen und der Werwolf voller Genuss die Tiefkühlpizza in seinen Mund schob, fühlte sich Dimitrij zu seiner eigenen Verblüffung ausgesprochen zufrieden darüber. Es kam ihm so vor, als hätte er ein Drei-Gänge-Menü gekocht und der andere würde es ihm durch Appetit und Blicke huldigen.
»Ich muss uns mal eine Richtige machen, die wird dir bestimmt noch besser schmecken«, stellte Dima fest und lächelte versonnen.
»Eine Richtige?«
»Wenn ich in Italien etwas gelernt habe, dann, wie man eine Pizza zubereitet«, erwiderte Dima lächelnd.
»Erzählst du mir von Italien?«, fragte Nikita leise.
Das Lächeln des Vampirs wurde noch breiter und er wusste, dass ihm nichts leichter fiel als das.
Innerhalb von wenigen Minuten hing Nikita gebannt an den Lippen des Vampirs, während dieser so lebhaft von Italien sprach, als würde er dem Werwolf jeden Winkel des Landes persönlich zeigen.
Erst als Nikita sich ein Gähnen verkniff, beendete Dima seine Ausführungen und sie beschlossen schlafen zu gehen.
Hilflos
Dimitrij schreckte aus dem Schlaf hoch, da er glaubte, ein Geräusch zu hören. Er richtete sich auf und lauschte, doch nichts regte sich im Haus. Seine Stirn legte sich in Falten, dann schüttelte der Vampir den Kopf, denn es würde ihn wundern, wenn er sich so getäuscht hätte. Zögernd stand er auf und öffnete die Schlafzimmertür, anschließend trat er auf den Flur hinaus, blickte sich um und konzentrierte sich ein weiteres Mal, ob etwas zu vernehmen war.
Er drehte sich in die Richtung, in der Nikitas Zimmer lag, denn er glaubte von dort ein leises »Nein«, vernommen zu haben. Überrascht ging er langsam näher und bemühte sich, mehr Worte von dem aufzufangen, das nach einem Gespräch klang. Allerdings konnte er nur kaum hörbar die Stimme von Nikita deuten, jemand anderes war nicht zu vernehmen und durfte sich hier eigentlich auch nicht aufhalten.
Unmittelbar vor der Zimmertür blieb er stehen. Obwohl es sich falsch anfühlte, rückte er mit seinem Ohr näher an die Tür heran, um besser zu hören.
»Verzeiht Herr, es tut mir leid«, presste Nikita heraus.
Dimitrij hörte das leise Schluchzen des Werwolfs. Dieses Geräusch rührte ihn zutiefst.
»Bitte nicht Herr, bitte nicht!«
Die Nackenhaare des Vampirs stellten sich auf und ohne zu zögern, sprang er in das Zimmer des anderen, um sich einem Gegner zu stellen, der hier nichts zu suchen hatte. Dima drehte sich um sich selbst und entdeckte niemanden in der Dunkelheit, dafür allerdings einen im Bett liegenden Nikita, der von schlimmen Träumen geplagt zu sein schien. Der junge Mann hatte sich die Decke fortgestrampelt, bewegte sich unruhig und es sah so aus, als wolle dieser mit den Armen sein Gesicht schützen.
Die Augen des Vampires wurden schmal, als er trotz der Dunkelheit glaubte, Narben und dunkle Stellen am Oberkörper des Werwolfs zu erkennen , die für ihn nur die Vermutung zuließen, dass der
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