Blutsbund 1 Tristan (German Edition)
lediglich ein Handtuch um die Hüften und schlenderte in den Küchenbereich, um für Sergej und sich einen Kaffee zu machen.
Letzterer telefonierte noch immer. Der Vampir sprach leise aber bestimmt und Tristan fragte sich, worum es in dem Gespräch ging, denn Sergejs Gesicht spiegelte eine Mischung aus Kälte und Wut. Er stellte die frisch gefüllten Tassen auf den Küchentresen und begann, alles für ein Frühstück zusammenzusuchen. Der Russe beendete das Gespräch und warf das Handy mit Schwung auf das Bett.
Tristan verstand nicht, was der Mann sagte, aber es klang, als wenn der Vampir russische Flüche vom Stapel ließ. Der Student schob eine Tasse in Sergejs Richtung und blickte diesen fragend an.
Der Russe fuhr sich mit der Hand durch die Haare und knurrte ungehalten: „Hast du Geschwister?“
„Nein, verwöhntes Einzelkind“, erwiderte Tristan mit einem Zwinkern.
„Sei froh. Ich habe zwei Brüder. Einen jüngeren, Dimitrij und einen älteren Michail. Dimitrij schafft es, dass ich ihn in regelmäßigen Abständen umbringen möchte und Michail ist ein snobistisches Arschloch. Obendrein jammert er über die Schandtaten meines Bruders.“ Sergej seufzte laut und streckte in einer hilflosen Geste die Hände von sich. „Und an wem bleibt wieder alles hängen? Mir. Sergej Alexander Artjom Romanow.“
Tristan wusste nicht recht, wie er mit der Situation umgehen sollte, zwar wirkte Sergej ärgerlich, aber trotzdem erinnerte ihn der Vampir gerade an ein trotziges Kind.
„Hm. Sergej ... Alexander ... Artjom Romanow. Komm her und trink einen Schluck Kaffee und lass uns etwas essen.“
Sergej schaute ihn perplex an, lachte leise und bewegte sich ebenfalls zum Küchentresen. Er beugte sich leicht darüber, gab Tristan einen sanften Kuss und nahm sich anschließend die Tasse.
„Der Name Romanow kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist der sehr geläufig in Russland?“
Sergej schaute ihm tief in die Augen, schien eine Antwort abzuwägen. „Mein Vater Michael war seinerzeit Zar. Mit ihm begann die Dynastie der Romanows in Russland. Allerdings sind Michail, Dimitrij und ich uneheliche Söhne gewesen. Als jemand festgestellt hat, dass es uns gibt, sollten wir eigentlich umgebracht werden. Ein Vampir hat mich und meine Brüder gerettet, indem er uns gewandelt hat.“
Tristan war bemüht, sich seine Überraschung nach dieser Aussage nicht anmerken zu lassen. Der Ofen tat mit einem Signal kund, dass die Backwaren fertig waren. Für ihn der perfekte Zeitpunkt, um das Gehörte noch einen Moment sacken zu lassen, schließlich saß man nicht jeden Tag einem Vampir gegenüber, der von einem russischen Zaren abstammte.
Er stellte den Korb mit heißen Brötchen auf dem Tresen ab und setzte sich wieder.
„Ich muss Dimitrij heute um 18.00 Uhr vom Flughafen abholen. Michail hat beschlossen, dass Dima die USA genug aufgemischt hat, und nun soll ich für ihn ein wenig Aufpasser und Erzieher spielen.“
„Was heißt aufgemischt und wieso macht Michail das nicht selbst?“, fragte ihn Tristan mit hochgezogenen Brauen.
„Naja, Michail ist in Russland und gehört zur ... nennen wir es Elite der Vampire, alter Adel eben. Dima in seine Kreise zu holen und in der Nähe zu haben wäre untragbar. Das würde seinem Ruf schaden. Dimitrij ist ein wandelnder Chaot und Rebell.“
Tristan schaute den Russen erstaunt an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Sergej gab einen undefinierbaren Laut von sich. „Auf Dima muss man ständig achtgeben. Er hat immer mindestens einen Aufpasser um sich, schafft es aber regelmäßig alle auszutricksen. Also hat mein Bruder beschlossen, dass ich mich seiner annehmen soll.“
Der Vampir machte imaginäre Anführungszeichen in die Luft und sagte in verändertem Tonfall: „Sergej, bring Dima irgendwie zur Vernunft, sonst werde ich ihm höchstpersönlich einen Pflock durch sein Herz jagen.“ Der Russe seufzte laut auf und legte andächtig die Stirn auf dem Küchentresen ab.
Tristan fand, dass dieses Verhalten eindeutig nicht zu einem vierhundert Jahre alten Vampir passte, der ein Schrank von einem Mann war, aber letztendlich schlich sich der Hüne durch dieses Benehmen noch tiefer in sein Herz.
„Dein großer Bruder will deinen kleinen Bruder umbringen?“, fragte er dennoch mit leicht entsetztem Tonfall.
„Nein, nein. Ein Pflock legt einen nur lahm und in eine Art Tiefschlaf. Umbringen kann man uns nur durch Verbrennen oder Köpfen“, antwortete Sergej gelassen.
Tristan wusste
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