Blutsbund 1 Tristan (German Edition)
Augenaufschlag.
Tristan musste sich zusammenreißen, um die Frau nicht von sich zu schubsen. Davon mal abgesehen, dass er selten mit einem One-Night-Stand ein zweites Mal ins Bett ging, empfand er die Berührung als aufdringlich und unangenehm. Den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, ob er nun nur noch auf Männer stand.
Igor stand hinter Verena und Tristan sah dessen gierig musternden Blick. Er schaute die Frau an und erklärte: „Tut mir leid, ich habe keine Zeit, aber vielleicht unterhältst du dich ein wenig mit Igor?“
Der große Vampir sah Tristan erstaunt an, lächelte dann aber leicht. Verena hingegen machte erst ein betrübtes Gesicht, ließ dann ihren Blick zu Igor schweifen und schien abzuwägen.
„Klingt gut“, sagte sie knapp und wandte sich dann an Igor, der sie auch gleich in Beschlag nahm.
Tristan spürte noch immer, wie angespannt Sergej war, und lehnte sich unauffällig leicht an ihn. Dieser kam mit seinem Mund zu Tristans Ohr und flüsterte knurrend: „Gibt es noch mehr von denen?“
Tristan fuhr sich mit der Hand durch die Haare, schaute Sergej an und antwortete: „Ja und ich gebe zu, nicht gerade wenige.“ Um dem Vampir den Wind aus den Segeln zu nehmen, schob er gleich leise hinterher: „Und was hast du so die letzten vierhundert Jahre getrieben?“
Mit diesem Satz wollte er klarstellen, dass für ihn Vergangenheit auch Vergangenheit bleiben sollte. Sergej schaute Tristan tief in die Augen, seufzte und knuffte ihn mit einem „Okay“ leicht gegen den Arm.
Dimitrij hatte das Schauspiel beobachtet und eine steile Falte hatte sich zwischen dessen Brauen gebildet. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er darauf tippen, dass Sergej und Tristan ein Paar waren. Aber das konnte nicht sein. Er erinnerte sich an die Auseinandersetzungen, die er mit seinem großen Bruder hatte, weil er selbst eine Schwäche für Männer hatte und diese bevorzugte. Aber er hätte schwören können, dass Sergej sich permanent so benahm, als wenn Tristan sein Eigentum wäre.
Dima schüttelte den Kopf und versuchte diese für ihn absurden Gedanken beiseitezuschieben. Sergej nahm sich immer nur Frauen, Männer waren für ihn nie interessant gewesen. Wieso sollte sich das jetzt nach so vielen Jahren ändern?
Sein Blick wanderte zu Tristan. Der Blonde sah wirklich ausgesprochen gut aus und hatte etwas Fesselndes an sich. Aber Sergej und ein Mann? Tristan reizte Dimitrij, aber er hatte noch das Verbot seines Bruders vor Augen und daran würde er sich halten, welche Gründe auch immer Sergej haben mochte.
Dima respektierte seinen älteren Bruder. Auch wenn die zwei Auseinandersetzungen ohne Ende hatten, so stand Sergej doch immer zu ihm – im Gegensatz zu Michail. Dieser gab Dimitrij das Gefühl Salz in einer Wunde zu sein.
Er sah aus den Augenwinkeln, wie ein junger Typ auf die Runde zukam. Er musterte ihn und sein Hunger kam zum Vorschein. Der Mann hatte kurze blonde Haare, blaue Augen, ein markantes und schönes Gesicht. Er war um die 1.75 groß, sehr schlank und feingliedrig. Dimitrij musste sich konzentrieren, damit seine Fänge nicht sofort aus dem Kiefer schossen.
Sergej folgte Dimitrijs Blick und auch Tristan drehte sich um. Mario kam auf ihn zu und gab ihm die Hand.
„Hey, dich gibt es ja noch! Schön dich hier zu sehen, warum hast du mir nicht gesagt, dass du heute hier bist?“, fragte ihn Mario.
„Hat sich sehr kurzfristig ergeben, entschuldige“, antwortete Tristan und seine Miene verriet, dass es ehrlich gemeint war. „Sind die anderen Jungs auch hier?“
Mario schüttelte den Kopf. „Prüfungsendspurt so kurz vor den Semesterferien. Ich konnte den Papierkram nur nicht mehr sehen und musste mich ein wenig ablenken“, erwiderte Mario lächelnd. Er schaute sich die illustre Runde an, in der sich Tristan befand.
Dieser ergriff das Wort: „Das hier ist Sergej, das ist sein Bruder Dimitrij und der Riese, der an der Rothaarigen klebt, heißt Igor.“
Mit einer Geste auf Mario stellte er ihn vor. Tristan unterhielt sich mit Mario ein wenig über die Uni. Dimitrijs Blick blieb ihm dabei nicht unbemerkt.
Igor ließ in die Runde verlauten, dass er mit Verena kurz frische Luft schnappen gehen würde. Sein Grinsen war eindeutig und so zog er mit Verena von dannen.
Mario stellte fest, dass sich sein Glas fast geleert hatte, und bot den verbliebenen an für Getränkenachschub zu sorgen.
Kaum befand er sich außer Hörweite, richtete sich Tristan an Sergej: „Ähm, wie ist das
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